Abschiedsgala (Foto: Dominik Lapp)
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Großes Finale: Abschiedsgala für Intendant Ralf Waldschmidt in Osnabrück

Zehn Jahre leitete er als Intendant die Geschicke des Theaters Osnabrück. Bevor Ralf Waldschmidt nun als Chefdramaturg an die Staatsoper Hamburg wechselt, wurde er von Beschäftigten und Publikum in Osnabrück mit einer großen Abschiedsgala gebührend verabschiedet. Neben ihm verabschieden sich auch einige Künstlerinnen und Künstler aus Osnabrück – manche gehen in den Ruhestand und anderen wurde der Vertrag nicht verlängert.

Eines machte der scheidende Intendant an diesem Abend immer wieder klar: „Ich habe nichts allein gemacht, höchstens zur richtigen Zeit ja gesagt oder die richtigen Dinge vorgeschlagen. Aber alles, was wir hier in den letzten zehn Jahren geschafft haben, haben wir als Team geschafft.“ Und so kamen auch viele seiner Wegbegleiterinnen und -begleiter zu Wort. Neben Generalmusikdirektor Andreas Hotz waren das zum Beispiel Andreas Köhn als Kaufmännischer Direktor, Mauro de Candia und Patricia Stöckemann von der Tanzsparte und auch Schauspieldirektor Dominique Schnizer sowie Jens Peters vom Schauspiel.

Und so wurde es ein langer, dreistündiger Abend, den das Publikum tapfer und wohl auch gern ohne Pause durchhielt. Denn eines spiegelte sich in dem nicht enden wollenden Applaus für Ralf Waldschmidt wider: Das Publikum hat ihn geliebt für das, was er mit seinem Team in den vergangenen zehn Jahren in der Friedensstadt geleistet hat. Da waren großartige Produktionen in Schauspiel, Musiktheater, Tanz und Konzert dabei, ebenso die Weiterentwicklung des Spieltriebe-Festivals. Wichtig war es Waldschmidt zudem immer, das Friedensthema der Stadt Osnabrück am Theater umzusetzen, Opernraritäten zu zeigen und Geflüchtete in Projekte des Theaters zu integrieren.

Jedes Jahr wurde ein unbekanntes Opernwerk des frühen 20. Jahrhunderts in Osnabrück auf die Bühne gebracht. „Es gibt schließlich eine Vielzahl von zu Unrecht vergessenen Werken, die man nur wenig oder gar nicht kennt“, sagte Waldschmidt vor zwei Jahren im Gespräch mit unserer Redaktion. Als er Intendant wurde, trug er Werke zusammen, die Krieg und Frieden thematisieren. So war auch schnell Albéric Magnards „Guercoeur“ auf der Liste, eine Oper, die international Beachtung fand, als sie 88 Jahre nach ihrer Uraufführung erstmals wiederaufgeführt wurde – am Theater Osnabrück. Sogar Pierre Carrive von der Albéric-Magnard-Stiftung und Milena Vlach-Magnard, die Urenkelin des Komponisten, kamen vor zwei Jahren nach Osnabrück, um eine Vorstellung zu sehen. Die Fachzeitschrift „Opernwelt“ kürte die Produktion zur Wiederentdeckung des Jahres.

Unter der Intendanz von Ralf Waldschmidt feierte das Osnabrücker Symphonieorchester sein 100-jähriges Bestehen. Bei der Abschiedsgala schöpften die Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Andreas Hotz, Daniel Inbal und An-Hoon Song wieder einmal aus dem Vollen. Sie starteten mit der Ouvertüre aus Mozarts „Don Giovanni“ in den Abend und begleiteten weiter die Tänzerinnen und Tänzer des Tanzensembles sowie die Sängerinnen und Sänger des Opernensembles, von denen ebenfalls einige das Theater Osnabrück verlassen.

Abschiedsgala (Foto: Dominik Lapp)

So durfte Marie-Christine Haase noch einmal im Prolog der Nachtigall aus Walter Braunfels‘ „Die Vögel“ brillieren, was ihr mit ihrem geschmeidigen und glasklaren Koloratursopran exzellent gelang. Der Tenor Daniel Wagner und der Bass Genadijus Bergorulko verabschiedeten sich mit einem stark gesungenen „Voglio dire lo stupendo“ aus Donizettis „Liebestrank“.

Stimmlich glänzten an diesem Abend außerdem Jan Friedrich Eggers mit lyrischem Bariton und Susann Vent-Wunderlich mit voluminösem Sopran. Beide werden dem Osnabrücker Publikum erhalten bleiben. José Gallisa – vielen sicherlich noch aus „La Cenerentola“ bekannt – verabschiedete sich vom Publikum mit einem herrlich gesungenen „Quizomba“ von Francisco Mignone.

Eigens vom Staatstheater Nürnberg angereist war zudem das ehemalige Osnabrücker Ensemblemitglied Almerija Delic, die mit der „Habanera“ aus Bizets „Carmen“ begeisterte. Großen Applaus gab es für den Schauspieler Klaus Fischer, der sich nach 60 Bühnenjahren – davon verbrachte er 35 Jahre in Osnabrück – nun zur Ruhe setzen möchte und ein letztes Mal „Hamlets Geist“ gab.

Zum Schluss spendete ein begeistertes Publikum stehende Ovationen für das Orchester, die Künstlerinnen und Künstler sowie den scheidenden Intendanten und dessen Team. Doch schließt sich eine Tür, geht auch irgendwo wieder eine neue Tür auf – für Ralf Waldschmidt wird diese Tür in der Staatsoper Hamburg sein. In Osnabrück hingegen öffnet Ulrich Mokrusch, zuvor Intendant am Stadttheater Bremerhaven, nach der Sommerpause die Türen am Domhof und wird in große Fußstapfen treten von einem Mann, der am Abschiedsabend immer wieder für seine ruhige und besonnene Art gelobt wurde.

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".