„Die Prinzessin auf der Erbse“ (Foto: Marc Lontzek / Landestheater Detmold)
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Corona goes Märchen: „Die Prinzessin auf der Erbse“ in Detmold

Hans Christian Andersens Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“ kennt wohl jedes Kind. Die darauf basierende Kinderoper von Ernst Toch (Musik) und Benno Elkan (Text) ist dagegen eher unbekannt, weil sie nach ihrer Uraufführung im Jahr 1927 ziemlich schnell in der Versenkung verschwand. Das Landestheater Detmold zeigt nun eine Neuinszenierung von Intendant Georg Heckel, bei der auch die Corona-Pandemie in die Handlung integriert wurde.

Ursprünglich sollte „Die Prinzessin auf der Erbse“ bereits im März 2020 in Detmold Premiere feiern. Doch die Corona-Pandemie und die damit einhergehende Theaterschließung verhinderten dies. So wurde die Premiere nun, fünf Monate später, nachgeholt. Dabei wurden auch die aktuell geltenden Hygiene- und Abstandsregeln auf der Bühne umgesetzt. So agieren die Darsteller – teilweise mit Maske – mit anderthalb Metern Abstand zueinander. Wenn gesungen wird, erhöht sich der Abstand sogar auf drei Meter. Requisiten werden nur von einer Person verwendet, und selbst im Orchester, das hinter einem Gaze-Vorhang auf der Bühne positioniert wurde, wird der Abstand gewahrt.

Dies alles wirkt zwar noch sehr befremdlich, wurde aber vom Regisseur so gut in die Handlung integriert, dass es nicht störend, sondern ganz witzig ist. Einzig der Umstand, dass Prinz und Prinzessin ihre Liebe zueinander wegen des Abstands nicht offensichtlicher zeigen können, ist etwas schade. Darüber hinweggesehen, hat Georg Heckel die Kinderoper jedoch sehr fantasievoll und mit subtilem Humor inszeniert. Vor allem die Amme, großartig gespielt und gesungen von Brigitte Bauma, erntet viele Lacher, weil sie übervorsichtig alles desinfiziert und putzt. Das entwickelt sich im Verlauf der 50-minütigen Handlung zu einem richtigen Running Gag, der sowohl bei den Kindern als auch bei den Erwachsenen gut ankommt.

„Die Prinzessin auf der Erbse“ (Foto: Dominik Lapp)

Aus der weiteren Sängerriege singt Irakli Atanelishvili den König mit sonorer Stimme, Simone Krampe leiht der Königin ihren glasklaren Sopran, Andreas Jören und Nando Zickgraf spielen als Kanzler und Minister herrlich humorvoll und Eungdae Han glänzt mit seinem wohlklingenden Tenor als Prinz. Eine echte Entdeckung ist zudem Rebecca Oh in der Rolle der fremden Prinzessin. Sie lässt gesanglich mit ihrem strahlenden Sopran aufhorchen und drückt ihrer Rolle einen jugendlich-unbeschwerten Stempel auf.

Auch optisch hat „Die Prinzessin auf der Erbse“ etwas zu bieten, denn das sparsame, aber stimmige Bühnenbild und die hübschen Kostüme von Nora Johanna Gromer spiegeln im Zusammenspiel mit dem passenden Lichtdesign von Florian Bajer sehr gut die Märchenwelt wider. Einen großen Anteil am Erfolg dieser Produktion hat außerdem das Symphonische Orchester des Landestheaters Detmold, das unter der Leitung von Lutz Rademacher die wenig melodische Musik von Ernst Toch exzellent intoniert und so das Musikmärchen hervorragend zum Klingen bringt.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".