
Atemberaubend: „Flic Flac – Punxxx“ auf Tour
In einer Zeit, in der Zirkusse – zumindest diese mit Tieren – immer öfter in der Kritik stehen, sticht eine Zirkus-Institution besonders positiv hervor, die in diesem Jahr bereits ihr 30-jähriges Bestehen feiert. Mit dem neuen Programm „Punxxx“ ist der Zirkus „Flic Flac“ aktuell auf Tour und zeigt sich dabei rebellisch, unangepasst und so richtig gegen den Strich gebürstet. „Flic Flac“ bietet eine besondere Actionshow und setzt klare Zeichen.
So wird direkt zu Beginn der Vorstellung mittels Lautsprecherdurchsage klargemacht: „Bei uns gibt es keinen Platz für Rassismus, Sexismus oder Homophobie!“ Daraufhin erhebt sich ein Mann, der wie Donald Trump aussieht, und verlässt das Zelt. Tosender Applaus – und schon geht die Show los: Die Helldrivers fliegen auf Motorrädern über eine Rampe durch die Manege, schlagen Saltos und liefern einen vom Publikum gefeierten Höhepunkt, als sie zu acht – sieben Männer und eine Frau – mit ihren Maschinen kopfüber durch eine riesige Stahlkugel rasen.
Aber nicht nur auf den Motorrädern geht es rasant zu. Auch über den Köpfen der Zuschauer wird viel Verrücktes geboten: Da schaukelt ein Artist direkt unter dem Zeltdach ohne Netz, springt von einer Schaukel zur anderen, jodelt dabei und läuft kopfüber an einer Stange, die viele Meter über der Manege hängt.

Als plötzlich Wasser aus dem Zeltdach prasselt und zudem aus Fontänen von unten nach oben spritzt, bewegen sich zwei Artisten an rotierenden Seilen inmitten des Wassers und schwingen über den Köpfen der Zuschauer. Eine aus drei Frauen bestehende Artistengruppe fasziniert mit ihrer unglaublichen Balancierkunst, und eine weitere Artistin zeigt sich in ihrer Kontorsionsdarbietung unglaublich gelenkig, als sie ihren Körper in Positionen verdreht oder verbiegt, die für die meisten Menschen unerreichbar scheinen.
Als Publikumsliebling erweist sich allerdings der Comedy-Jongleur Coperlin im roten Anzug und weißen Hemd, der mit seinen Sprüchen und dilettantischen Zaubertricks das Publikum zum Lachen bringt („Ich bin Italo-Amerikaner! Ja, meine Mutter ist Italienerin und mein Vater, der ein guter Freund des Mannes meiner Mutter ist, kommt aus Amerika“). Als Coperlin dann auch noch einen Zuschauer in die Manege bittet und diesen ganz herrlich veräppelt, gibt es für das Publikum kein Halten mehr. Gelächter ohne Ende.
„Diese Show hätte ohne die so genannten Ausländer nur fünf Minuten gedauert“, heißt es am Ende der Show. Denn ob nun Motorradartisten in einer stahlharten Kugel, filigrane Reifenspringer aus dem Chinesischen Nationalzirkus oder charmante Damen mit Hand-auf-Hand-Akrobatik: Der Zirkus „Flic Flac“ besteht aus einem internationalen Team, das brillante Akrobatik, schräge Comedy und richtig viel Action bietet. Eine Show ohne Konventionen und Langeweile, dafür aber unvergesslich.
Text: Sabrina Lapp