Dresscode im Theater
  by

Kritisch betrachtet: Braucht Theater einen Dresscode? Nein, aber gute Manieren!

Die Mailänder Scala, eines der renommiertesten Opernhäuser der Welt, hat kürzlich bekannt gegeben: Shorts, Flip-Flops und ärmellose Shirts sind ab sofort tabu. Wer in – nach Ansicht des Theaters – unangemessener Kleidung auftaucht, wird am Einlass abgewiesen. Ohne Rückerstattung des Tickets. Der Gedanke dahinter: Kleidung soll Respekt vor der Kunst, den Künstlerinnen und Künstlern, dem Haus und dem Anlass ausdrücken. Doch ist das wirklich so? Ich meine: Nein.

Natürlich möchte man einen besonderen Abend im Theater auch besonders gestalten. Und ja, es ist verständlich, dass man dort nicht in Badeschlappen auftaucht – schon deshalb, weil Flip-Flops laut sind. Aber jemanden in Shorts oder einem ärmellosen Top pauschal abzuweisen? Das ist nichts anderes als kleinkarierter Elitarismus.

Was bitte soll eigentlich ein ärmelloses Shirt weniger respektvoll machen als ein ärmelloses Sommerkleid? Warum darf eine Frau im schulterfreien Abendkleid mit freiem Rücken in der ersten Reihe Platz nehmen, während ein Mann im luftigen Tanktop abgewiesen wird? Diese doppelte Moral offenbart, wie überholt solche Regeln sind. Es geht nicht um Stil oder Respekt – es geht um Kontrolle und Konventionen, die längst nicht mehr zeitgemäß sind.

Respekt gegenüber Kulturschaffenden zeigt sich nicht im Kragenumfang oder der Absatzhöhe, sondern im Verhalten. Wer während einer Vorstellung lautstark mit der Popcorntüte raschelt, sein Handy zückt, quatscht, mitsingt, fotografiert oder filmt, beleidigt die Darbietung mehr als jeder Mensch in Smart Casual oder Sommerkleidung.

Ich habe Menschen in Smoking und Abendkleid erlebt, die während einer Vorstellung WhatsApp-Nachrichten verschickt, gefilmt oder gequatscht haben. Und gleichzeitig Leute in Sneakers und Jeans, die ehrfürchtig und mit glänzenden Augen jede Note aufsogen.

Die Kunst lebt davon, dass sie Menschen berührt – unabhängig von ihrem sozialen Hintergrund, ihrem Einkommen, ihrem Modestil. Theater sollte ein Ort sein, der Menschen verbindet, nicht einer, der ausschließt. Wer sich Tickets leistet, egal ob in der ersten oder letzten Reihe, zeigt bereits Interesse. Das sollte zählen, nicht die Frage, ob die Schuhe poliert oder die Bluse seiden ist.

Smart Casual? Absolut in Ordnung. Jeans und Shirt? Warum nicht. Der Fokus sollte darauf liegen, wie wir uns im Theater verhalten, nicht wie wir aussehen. Denn Theater soll besucht und darf diskutiert werden – und zwar von allen. Egal ob im Anzug oder im T-Shirt.

Text: Dominik Lapp

Was denkt ihr? Macht mit bei unserer Blogparade bis zum 18. September 2025!

Ihr habt einen Blog, eine Webseite, seid auf Youtube, TikTok, Facebook oder Instagram aktiv? Dann verratet uns: Wie seht ihr das? Muss Theater chic sein? Oder reicht ein respektvolles Miteinander auch in Sneakers?

Veröffentlicht bis zum 18. September 2025 eure Beiträge als Blogpost, Reel, Youtube-Video oder TikTok. Egal, wie – Hauptsache, ihr habt eine Meinung! Markiert oder verlinkt uns gern und schickt den Link zu eurem Beitrag auf jeden Fall per E-Mail an blogparade@kulturfeder.de. Am 23. September werden wir dann eine Zusammenfassung mit allen per E-Mail eingesandten Links zu euren Beiträge veröffentlichen.

Kontakt für eure Beiträge:
blogparade@kulturfeder.de
#BlogparadeKulturfeder #BloPaDresscodeTheater

Avatar-Foto

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".