
Unterhaltsam trotz Längen: „Shrek“ in Tecklenburg
Mit einem bekannten Filmhelden starten die Freilichtspiele Tecklenburg in die Saison 2025: „Shrek“, das 2017 bereits in voller Länge gezeigt wurde, wird nun in einer gekürzten Fassung für Kinder aufgeführt. Etwa anderthalb Stunden dauert die aktuelle Version – ein kurzweiliges Vergnügen, das aber durchaus seine Längen hat.
Denn so charmant der grüne Oger auch daherkommt: Die Handlung wirkt stellenweise gehetzt und sprunghaft. Die Striche, die zur Verkürzung nötig waren, machen sich bemerkbar. Das liegt auch am ohnehin schwachen Buch von David Lindsay-Abaire, das erzählerisch nie ganz rund wird. Besonders kleinere Zuschauerinnen und Zuschauer könnten Mühe haben, der manchmal abrupten Storyentwicklung zu folgen oder alle parodierten Märchen- und Filmfiguren zu erkennen. Dass Lord Farquaad seinen Song im ersten Akt mit Elphabas Schlusston von „Defying Gravity“ aus „Wicked“ beendet, dürften zudem auch nur eingefleischte und aufmerksame Musicalfans erkennen.
Musikalisch liefert Jeanine Tesori eine solide, wenn auch nicht mitreißende Partitur. Viele Nummern plätschern etwas uninspiriert vor sich hin – echte Ohrwürmer sind rar. Umso erfreulicher, dass es einige Höhepunkte gibt: Das Terzett der drei Fiona-Versionen (Kind, Teenie, Erwachsene) ist mitreißend, ebenso der Auftritt der Drachenlady, der auch optisch ein Höhepunkt der Inszenierung ist. Die deutschen Texte von Kevin Schroeder und Heiko Wohlgemuth hingegen sind durchweg gelungen und sorgen für Witz und Sprachgefühl.

Für die Inszenierung zeichnen Janina Niehus und Jan Altenbockum verantwortlich, die mit viel Gespür für Tempo, Timing und Gruppendynamik gearbeitet haben. Gerade auch ihre Choreografie ist lebendig, abwechslungsreich und stellt selbst das junge Ensemble vor anspruchsvolle, aber souverän gemeisterte Aufgaben. Die musikalische Einstudierung liegt in den erfahrenen Händen von Giorgio Radoja.
Großes Lob verdient die Ausstattung: Jens Jankes detailverliebtes Bühnenbild lässt die Szenen lebendig werden – von Shreks Sumpfhaus links über Schloss Duloc in der Bühnenmitte bis zum fein ausgestalteten Turmzimmer Fionas rechts. Fabienne Ank hat sich im Kostümbild kreativ ausgetobt und liefert ein buntes, fantasievolles Panoptikum an Märchen- und Filmfiguren mit einem klaren Highlight: der aufwändig gestalteten Drachenlady, deren Flügel per Stabmechanik bewegt werden. Die Maske von Philip Hager überzeugt größtenteils, auch wenn Shreks Gesicht etwas zu sehr nach ausgeschnittener Gummimaske aussieht.

Darstellerisch zeigt sich das Ensemble in Topform. Mathias Meffert überzeugt als tapsiger, gutherziger Shrek ebenso wie Caroline Hat als resolute, liebenswerte Fiona. Michael Berres bringt als quasseliger Esel jede Menge Charme und Komik auf die Bühne, während Nicolai Schwab als Lord Farquaad (der nicht mehr wie in früheren Inszenierungen auf Knien herumrutschen muss) herrlich überdreht das Klischee des machthungrigen Tyrannen bedient. Nadine Baas leiht der Drachenlady eine kraftvolle Stimme und enorme Bühnenpräsenz.
Auch in den kleineren Rollen punktet die Produktion: Christian Rosprim als Pinocchio, Bernadette Fröhlich als Gingy, Franziska Wagner als Teenie-Fiona, Niklas Roling als Wache, Tim Grimme als Wolf und Annika Hagen als Schneewittchen bereichern das Stück mit Spielfreude und stimmlicher Qualität.
Die gekürzte „Shrek“-Version in Tecklenburg richtet sich erfolgreich an ein junges (wenn auch nicht ganz junges) Publikum, bleibt aber auch für Erwachsene unterhaltsam – trotz erzählerischer Schwächen. Ausstattung, Ensemble und Inszenierung sorgen für einen unterhaltsamen Theaternachmittag unter freiem Himmel.
Text: Dominik Lapp