
Nass gemacht – und das mit Stil: „Singin‘ in the Rain“ in Heidelberg
Manchmal braucht es nicht mehr als einen Schirm, ein paar Steppschritte und ein fröhliches Lied, um ein Publikum glücklich zu machen. Das Theater Heidelberg bringt mit „Singin‘ in the Rain“ einen echten Musicalklassiker auf die Bühne – und liefert dabei weit mehr als bloße Nostalgie.
In der buchbedingt manchmal etwas langatmigen Komödie von Betty Comden und Adolph Green (Buch), Nacio Herb Brown (Musik) und Arthur Freed (Songtexte) geht es um den turbulenten Übergang vom Stumm- zum Tonfilm in den Zwanzigerjahren – ein Umbruch, der nicht nur Technik, sondern auch Karrieren und Beziehungen auf den Kopf stellt.
Regisseurin Andrea Schwalbach setzt bei ihrer Inszenierung auf eine reizvolle Mischung: Charme, Witz und große Musiknummern – eingebettet in eine liebevoll gezeichnete Geschichte. Dabei gelingt ihr ein schöner Balanceakt zwischen Hommage und Ironie. Unterstützt wird sie vom Philharmonischen Orchester Heidelberg unter der Leitung von Dietger Holm, das dem Abend den nötigen musikalischen Glanz verleiht. Besonders gelungen sind dabei auch die elegant eingeflochtenen Schwarz-Weiß-Filmszenen und ein live gespieltes Piano auf der Bühne.
Erzählt wird die Story in einem fantasievollen Bühnenbild von Anne Neuser, in dessen Zentrum überdimensionale Filmrollen stehen, die immer neue Szenenbilder entstehen lassen und die Filmatmosphäre sehr gut visualisieren. Auch Lukas Pirmin Wassmann beweist ein gutes Gespür für die Zeit – mit Glamour und Akkuratesse treffen seine Kostüme den Ton der Ära.
Ein echter Trumpf ist die Choreografie von Andrea Danae Kingston. Mit einer kreativen Mischung aus Stepp, Slapstick und klassischem Hollywood-Gestus lässt sie das Ensemble in vollem Glanz erstrahlen. Der berühmte titelgebende Regentanz – mit echtem Wasser auf der Bühne – ist nicht nur ein technisches, sondern auch ein optisches Highlight, das pure Spielfreude versprüht.
Tobias Joch gibt den Filmstar Don Lockwood mit eleganter Leichtigkeit und stimmlicher Sicherheit. An seiner Seite überzeugt Charlotte Katzer als Kathy Selden mit viel Energie und einer selbstbewusst gezeichneten Figur – nicht naiv, sondern klug und kämpferisch. Niklas Schurz bringt als Cosmo Brown das Publikum mit „Make ‚em laugh“ zum Toben – virtuos, pointiert, mit gutem Timing. Als Stummfilmdiva Lina Lamont liefert Johanna Spantzel zudem einen herrlich schrillen Kontrapunkt, ein Glanzstück der Schauspielkunst.
Mit Andrea Schwalbachs Inszenierung beweist das Theater Heidelberg, dass ein Klassiker wie „Singin‘ in the Rain“ auch heute noch funktioniert – wenn man ihn mit handwerklichem Können und feinem Gespür für Humor auflädt. Es regnet auf der Bühne, aber im Zuschauerraum scheint die Sonne. Ein rundum vergnüglicher Abend!
Text: Christoph Doerner