„Rusalka“ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)
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Rauschhafte Märchenwelt: „Rusalka“ in Osnabrück

Mit Antonin Dvořáks „Rusalka“ hat das Theater Osnabrück eine rauschhafte Märchenwelt auf die Bühne gebracht. Die Geschichte einer Nixe, die sich nach der Liebe eines Menschen sehnt und dafür einen hohen Preis zahlt, entfaltet eine Mischung aus Romantik, Tragik und düsterer Mystik. Regisseur Christian von Götz, der in Osnabrück zuletzt „Lebe wohl, mein Krakau“ inszeniert hat, macht „Rusalka“ zu einem Erlebnis, das sowohl das Auge als auch das Ohr gleichermaßen fesselt.

Von Götz inszeniert die Oper mit großer Sensibilität für die märchenhafte Erzählung, wobei er die spannungsgeladenen Kontraste der Geschichte kunstvoll herausarbeitet. Die Bühne von Lukas Noll erschafft eine zauberhafte Sagenwelt, in der sich eine magische Seenlandschaft und ein Schloss durch eine Drehbühne elegant ablösen.

Der Nebel, der geheimnisvoll über der Wasseroberfläche schwebt, Steine und Baumwurzeln am Ufer sowie ein imposanter Vollmond im Nachthimmel verleihen der Inszenierung etwas Mystisches. Ebenso eindrucksvoll ist das Innere des Schlosses mit seinem großen Brunnen. Die gelungenen Kostüme – insbesondere die der Nixen, des Wassermanns und der Hexe – verstärken die Fantasy-Atmosphäre. Das Lichtdesign von Ingo Jooß fügt sich nahtlos in die Inszenierung ein.

Musikalisch wird die Oper von Andreas Hotz mit sicherem Gespür für die Klangfarben Dvořáks dirigiert. Das Osnabrücker Symphonieorchester entfaltet unter seiner Leitung eine Intensität, die sowohl die lyrischen Momente als auch die dramatischen Zuspitzungen unterstreicht. Besonders beeindruckt die Entscheidung, die oftmals auf Deutsch aufgeführte Oper in der tschechischen Originalsprache (Libretto: Jaroslav Kvapil) zu spielen, die den Sängerinnen und Sängern wie selbstverständlich über die Lippen geht und Dvořáks Musik eine besondere Ausdruckskraft gibt.

„Rusalka“ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)

In der Titelrolle glänzt Tetiana Miyus als Rusalka mit einer Stimme, die in ihrer Klarheit und Emotionalität berührt. Sie gibt der Figur der Nixe eine berührende Tragik, die zwischen Zartheit und innerer Zerrissenheit changiert. An ihrer Seite brilliert Sung Min Song als Prinz mit einem kraftvollen, nuancierten Gesang und hervorragender darstellerischer Präsenz.

Nana Dzidziguri als Hexe Ježibaba ist ein wahres Ereignis: Ihre Stimme besitzt eine dunkle Färbung, die perfekt zu ihrer Rolle passt, und ihre Bühnenpräsenz verleiht der Figur eine bedrohliche Faszination. Dominic Barberi als Wassermann Vodnik überzeugt mit seinem voluminösen Bass, der seinem Charakter die nötige Würde verleiht.

Auch in den Nebenrollen gibt es beeindruckende Leistungen zu attestieren: Jan Friedrich Eggers bringt als Badearzt eine erfrischend ironische Note in die Inszenierung, während Susanna Edelmann, Chihiro Meier-Tejima und Kathrin Brauer als Elfen mit glockenklarem Gesang und anmutigem Spiel die mystische Stimmung untermalen.

So erweist sich diese „Rusalka“ am Theater Osnabrück als kraftvolle Mischung aus musikalischer und gesanglicher Exzellenz sowie einer bildgewaltigen Inszenierung. Ein Muss für alle, die große Oper lieben und sich für knapp drei Stunden in eine Märchenwelt entführen lassen wollen.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".