„Babytalk“ (Foto: Dominik Lapp)
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Emotionale Achterbahnfahrt: „Babytalk“ in Bielefeld

Gibt es den richtigen Zeitpunkt für ein Kind? Sind wir dafür reif genug? Können wir die Verantwortung übernehmen? Können wir uns aufeinander verlassen? Baby oder Karriere? Fragen über Fragen, die im Zwei-Personen-Musical „Babytalk“ von Thomas Zaufke (Musik) und Peter Lund (Buch und Songtexte) von den zwei Protagonisten, Charlotte und Robert, in einer intelligenten Inszenierung von Nick Westbrock im Loft das Theaters Bielefeld diskutiert werden.

Das Loft mit seinen rund 50 Sitzplätzen unter dem Dach des Theaters hat sich in Bielefeld bereits regelmäßig als wunderbarer Rahmen für kleine Kammermusicals bewiesen. Nach Stücken wie „Die letzten fünf Jahre“ oder „Daddy Langbein“ steht nun also „Babytalk“ auf dem Programm, das Erstlingswerk des Autorenteams Zaufke/Lund. Das mittlerweile 20 Jahre alte Musical hat schon so einige Bühnen im deutschsprachigen Raum erobert und erweist sich auch heute noch als topaktuell.

In seiner rund 105-minütigen Inszenierung – gespielt wird ohne Pause – präsentiert Regisseur Nick Westbrock eine emotionale Achterbahnfahrt der Gefühle. Dabei rückt er Theresa Christahl und Nicolas Boris Christahl – auch im wahren Leben ein Ehepaar – durch seine spartanische Bühnenausstattung sehr gelungen in den Fokus der Aufmerksamkeit. Eine Matratze, Kopfkissen und Bettdecke auf zwei schwarzen Kästen sowie ein paar Handrequisiten sind alles, was nötig ist, um die Geschichte um Charlotte und Robert zu erzählen.

In der Handlung von „Babytalk“ wechseln sich witzige Szenen mit ernsteren sehr gelungen ab – Peter Lund hat ein starkes Buch geschrieben, das Nick Westbrock ebenso stark visualisiert hat. Wenn die Zuschauer das Loft betreten, liegen beide Darsteller auf der Bühne im Bett, sind aber komplett von der Bettdecke verdeckt, so dass nur ihre Füße herausschauen. Was darauf folgt, sind etliche wunderbare Szenen eines Paars, dem die private Vertrautheit auf der Bühne augenscheinlich sehr zugutekommt. Das Zusammenspiel der Christahls ist durchweg perfekt. Sie bringen so viel Gefühl, so viele Emotionen, so viel Nähe und Vertrauen in ihre Rollen ein, dass es die Zuschauer sofort packt und bis zum Schluss nicht mehr loslässt.

Ganz besonders Theresa Christahl vermag in der Rolle der Charlotte viele Facetten ihres schauspielerischen Könnens zu zeigen. Jede Emotion, jeden Gefühlsumschwung bringt sie absolut glaubwürdig rüber, begeistert dabei sowohl in den witzigen als auch in den dramatischen Szenen. Nicht selten steigert sie sich dabei so stark in die Szene und ihren Charakter hinein, dass es ihr die Tränen in die Augen treibt – großartig! Zudem lässt sie auch gesanglich nichts zu wünschen übrig und überzeugt mit ihrem glockenklaren Gesang in jedem Song.

Ihr Mann Nicolas Boris Christahl steht ihr in der Rolle des Robert in nichts nach. Auch er bringt eine schauspielerisch erstklassige Leistung, mimt einerseits den smarten liebenden Partner, kann andererseits aber auch ein richtiger Stinkstiefel sein, der sich von der besten Freundin seiner Partnerin trösten lässt. Stimmlich glänzt er dabei in seinen Soli genauso wie im Duett mit seiner Frau.

Die ohrwurmträchtigen Songs, die Thomas Zaufke für „Babytalk“ komponiert hat, sind mal flott, mal melancholisch getragen und transportieren die jeweilige Stimmung wunderbar – das jedoch liegt ganz besonders auch an dem dynamischen Klavierspiel von William Ward Murta, der sich mal wieder als ein äußerst virtuoser Pianist erweist. Kein Wunder also, dass es für Murta zum Schluss genauso viel Applaus gibt wie für Theresa und Nicolas Boris Christahl. Ein Dreiergespann, das einen erstklassigen, wirklich wertvollen Musicalabend verspricht.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".