
Fabelhafter Spaß: „Das SpongeBob Musical“ in Kloster Oesede
„Das SpongeBob Musical“ auf der Waldbühne Kloster Oesede verwandelt die Naturkulisse in eine farbenfrohe Unterwasserwelt, die gleichermaßen Kinder wie Erwachsene in den Bann zieht. Regisseurin Laura Stattkus gelingt es, den anarchisch-bunten Stil der TV-Vorlage einzufangen und die Figuren mit scharfer Kontur auf die Bühne zu bringen. Zwar gibt es ein paar buchbedingte Längen, doch die Spielfreude des Ensembles überstrahlt jede Sekunde und sorgt dafür, dass das Publikum wie schon bei „Kein Pardon“ unentwegt mitgerissen wird.
Das Buch von Kyle Jarrow (Übersetzung: Matthias Hartwig und John Havu) erzählt ein neues Abenteuer aus dem SpongeBob-Universum, also keine bloße Musicalfassung einer Serienfolge. Und so bunt wie das Musical selbst ist auch seine Musik: Jeder der 19 Songs stammt von einer anderen Größe des internationalen Musikgeschäfts, die allesamt bekennende SpongeBob-Fans sein sollen. Mit dabei sind unter anderem David Bowie, Cyndi Lauper und „Panic! at the Disco“. Und das Beste: Es handelt sich nicht um recycelte Hits, sondern um neue Kompositionen, eigens für die Show geschrieben. Das Ergebnis ist ein Mix aus Popballaden, Rock, Rap und Boogie.
Musikalisch hat Farina Ruhe das Ensemble sicher im Griff. Die Songs funkeln in ihren unterschiedlichen Stilen und werden mit Elan dargeboten. Nick Jankrifts Choreografie ist ebenso vielseitig wie schwungvoll und verleiht den Meereslebewesen eine mitreißende Dynamik. Dass die Bühne lebt, ist aber auch dem Soundfisch alias Marius Strenger zu verdanken, der mit knalligen Cartoon-Effekten das Publikum immer wieder zum Schmunzeln bringt.

Ein Glanzpunkt ist zudem das Bühnenbild, das Tom Grasshof entworfen und eine engagierte Gruppe Ehrenamtlicher realisiert hat. Bikini Bottom erwächst auf der Waldbühne aus recycelten Materialien: SpongeBobs Ananas-Haus aus Surfbrettern, Planktons Abfalleimer-Restaurant aus einem Bürostuhl und einer Regentonne, Seeanemonen aus Poolnudeln und Ölfässern. All das fügt sich zu einem liebevoll-detaillierten Mikrokosmos, der nicht nur das Auge erfreut, sondern auch subtil daran erinnert, dass der Meeresgrund längst von menschengemachtem Müll geprägt ist.
Ergänzt wird das Bild durch ebenso detailverliebte Kostüme, die in monatelanger Arbeit entstanden sind. Bunte Stoffe, liebevoll gearbeitete Accessoires und leuchtende Perücken aus speziellem FollyFoam machen die Figuren sofort erkennbar und lassen das Publikum in die Trickfilmwelt eintauchen.
Getragen wird die Show letztendlich aber von einem herausragenden Ensemble. Allen voran Manuel Stertenbrink als SpongeBob: quirlig, beweglich, naiv und doch herzlich und klug trägt er das Musical mit einem schier unerschöpflichen Energielevel. Ihm zur Seite steht Anna Snöink als Patrick, die die gemütliche Schläfrigkeit des Seesterns so charmant verkörpert, dass man ihr jede noch so absurde Idee abnimmt.

Lisa Hofstetter ist als Wissenschaftlerin Sandy lebhaft-intelligent, während Kai Henry Miller in der Rolle des Thaddäus das ewige Murren mit einer feinen Spur Melancholie versieht. Eva Dreier als Plankton bringt eine starke Rap-Nummer und herrlich diabolische Energie auf die Bühne, wunderbar unterstützt von Lea Hagen als sarkastische Computerfrau Karen.
Guido Thösink überzeugt als knurriger Kapitalist Mr. Krabs, während Emma Adams als Perla für jugendliche Frische sorgt. Gudrun Aulbert verleiht der machtmissbrauchenden Bürgermeisterin Autorität. Für stete Heiterkeit sorgt zudem Arne Thiede als Patchy der Pirat, der als Running Gag immer wieder vom Sicherheitsdienst von der Bühne gezerrt wird – ein augenzwinkerndes Spiel mit den Grenzen zwischen Aufführung und Realität.
So ist „Das SpongeBob Musical“ in Kloster Oesede ein Fest der Fantasie, getragen von Enthusiasmus und handwerklicher Sorgfalt. Auch wenn die Handlung streckenweise etwas ins Stocken gerät, beweist das Ensemble, dass sich mit Spielfreude, musikalischem Können und einer Prise ironischer Distanz eine kultige Zeichentrickwelt in ein wunderbares Musical verwandeln lässt.
Text: Dominik Lapp