„Op Zoek Naar Maria“ (Foto: Elvin Boer)
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Glanzvolles Musical-Casting: „Op Zoek Naar Maria“ im niederländischen TV

Auch nach rund einem Jahr Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie liegt die Aussicht auf eine gewisse Normalität in weiter Ferne. Umso schöner, dass es Alternativen gibt, die zwar ein Live-Erlebnis nie ersetzen können und auch nicht sollen, aber dennoch einen Hauch Unterhaltung und Leichtigkeit in die heimischen Wohnzimmer bringen: Streaming-Konzerte, Live-Theater-Übertragungen oder, wie kürzlich geschehen, direkt aus dem Fernsehen.

Es ist auf den Tag genau zehn Jahre her, dass die erfolgreiche niederländische Talentshow „Op Zoek Naar“ („Auf der Suche nach“) nach mehreren Staffeln ein Ende fand und Gewinner hervorgingen, die heute, dank dieses Sprungbretts, aus der dortigen (und internationalen) Musicalszene nicht mehr wegzudenken sind. Jetzt, ein ganzes Jahrzehnt später, holt der Sender Avrotros das damalige Erfolgsformat erneut hervor – und man möchte sagen, glanzvoller denn je, gerade in diesen doch sehr kulturarmen Zeiten. „Op Zoek Naar Maria“ heißt die neue Staffel und soll am Ende die Hauptdarstellerin für die niederländische Tourproduktion des Musicals „The Sound of Music“ stellen.

Das Konzept ist genau wie damals, nur ohne Publikum, bestätigt auch Moderator Frits Sissing. Zudem sendet man dieses Mal nicht wie in den vergangenen Staffeln aus einem Studio, sondern live aus dem Circus-Theater in Scheveningen, wo die Bühne extra für die Sendung eindrucksvoll umgebaut wurde und eine schwungvolle 16-köpfige Band unter der Leitung von Mike Schäperclaus die einzelnen Auftritte begleitet. Die Zuschauer mögen zwar fehlen, aber dennoch sorgt dies für einen kleinen, aber feinen Hauch Theateratmosphäre.

So treten seit vergangenem Sonntag zehn junge Frauen gegeneinander an, um eine würdige Nachfolgerin von Brigitte Heitzer („Op Zoek Naar Evita“, 2007), Freek Bartels („Op Zoek Naar Jospeh“, 2008), Noortje Herlaar („Op Zoek Naar Mary Poppins“, 2009) und Tommie Christiaan („Op Zoek Naar Zorro“, 2010/2011) zu werden. Sie präsentieren sich unter den (strengen) Augen einer vierköpfigen Jury, welche dem niederländischen aber auch internationalem Publikum aus Theater und Fernsehen bekannt ist: Jamai Loman, Richard Groenendijk und Carline Brouwer (ebenfalls Regisseurin der „The Sound of Music“- Produktion und auch hierzulande Regisseurin größerer und kleinerer Musicalwerke).

Juryvorsitzende und somit „auf dem Thron“ ist niemand geringeres als Pia Douwes. Sie war bereits als Jurymitglied und Coach Teil der früheren Staffeln, doch jetzt ist ihre Position eine andere: Sie tritt als Vorsitzende in die Fußstapfen von Willem Nijholt und hat somit die ehrenhafte, wenn aber auch nicht leichte Aufgabe, am Ende zu entscheiden, welche der beiden Kandidatinnen mit den wenigsten Zuschauerstimmen noch eine Chance bekommt.

Als Überraschungsgast eröffnet Brigitte Heitzer, Gewinnerin aus 2007, die Show und leitet über zum farbenfrohen Opening der zehn Maria-Anwärterinnen. „All you have to do is dream“ aus „Dreamgirls“ heißt es – wie passend, leben doch alle einen gemeinsamen Traum. Den Traum von der großen Bühne, den Traum von einer glamourösen Hauptrolle und nicht zuletzt den Traum von einer Perspektive nach Corona. Aus den Gesichtern der jungen Damen lässt sich nur erahnen, wie nervös manche sein mögen. Der aufregende wöchentliche Showdown, bei dem am Ende jeweils eine Teilnehmerin die Show verlassen muss, hat begonnen.

„Op Zoek Naar Maria“ (Foto: Elvin Boer)

So war die 1. Show von „Op Zoek Naar Maria“ am 21. Februar 2021

Die erste Kandidatin dürfte dem deutschen Musicalpublikum bekannt sein: Tessa Sunniva van Tol. Nach ihren Engagements als Arielle in „The Little Mermaid“ (Niederlande 2012/2013), als Jane in „Tarzan“ (Oberhausen 2016) und zuletzt als Anastasia im gleichnamigen Musical in Scheveningen, hat die junge Niederländerin aus Leiden auch viele Fans hierzulande, und einige mögen ihrem Auftritt sicher entgegenfiebern. Und sie macht es bravourös: „Always remember us this Way“ von Lady Gaga aus dem Erfolgsfilm „A Star is born“ zeigt, wie sehr sie sich stimmlich in den letzten Jahren weiterentwickelt hat und wie mühelos sie eine große Bühne für sich einnehmen kann. Man merkt ihr trotz Aufregung an, dass sie es gewohnt ist, Hauptrollen zu verkörpern und mit einer gewissen Leichtigkeit und Wärme zu verzaubern.

Ihr folgen nicht weniger starke Kandidatinnen und man mag überrascht sein, welch großartige Künstlerinnen sich hier entpuppen: Renée de Gruijl („Somebody to love“ von Queen), Valerie Curlingford („Zeg me dat het niet zo is“ von Frank Boeijen), welche als erste Überraschung des Abends gilt und mit einer samtweichen Stimme berührt, als herrlicher Kontrast Willemijn Maandag („Don‘t you worry about a Thing“ von Stevie Wonder), Nandi van Beurden („Leven is Cabaret“ aus „Cabaret“), die mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz strahlt, Jolijn Henneman („Arcade“ von Duncan Laurence) mit leiseren, aber nicht weniger eindrucksvollen Tönen, Anouk van Laake („Popular“ aus „Wicked“) und Sylvia Boone („Het duurt te lang“ von Davina Michelle). Natascha Molly („Something‘s gotta hold on me“ von Etta James) ist die zweite Überraschung und der „Rohdiamant“ des Abends, da sie erst vor kurzem ihr Studium beendet hat und im Gegensatz zu ihren Mitstreiterinnen über eher wenig Bühnenerfahrung verfügt.

Ihr folgt Sanne den Besten („The Lady is a Tramp“ von Tony Bennett), das ein würdiger Abschluss für diese erste Liveshow ist – eine Liveshow voller Glanz und Überraschungen. Nicht bei jeder Kandidatin mag der Song clever gewählt sein und der ein oder andere Zuschauer wird sich fragen, warum nicht vorrangig Musicalnummern gesungen werden, die am besten das Können der zukünftigen Maria von Trapp zum Vorschein bringen. Doch die Songauswahl bietet auch Abwechslung und die Möglichkeit, die Wandelbarkeit aller Kandidatinnen zu zeigen. Jetzt, nach Sendung Nummer eins, ist man wirklich gespannt, wie sich die Show entwickelt, welche Songs folgen werden und welche künstlerischen Seiten es noch zu entdecken gibt.

Was macht die passende Maria aus? Was ist die perfekte Mischung für diese facettenreiche Rolle? Für Juryvorsitzende Pia Douwes soll es eine Kandidatin sein, die nicht nur stimmlich und schauspielerisch überzeugt und mühelos die letzte Reihe im Saal erreicht, sondern auch voller Energie und Leidenschaft ist für die Bühne, für die Sparte Musical, offen dafür, sich stetig weiterzuentwickeln und neu zu entdecken. Jemand, mit gewissem Überraschungspotential und etwas ganz Besonderem in sich, bereit, es Woche für Woche zu zeigen.

Am Ende der Show stehen nach einer nervenaufreibenden Entscheidung zwei der Damen im Showdown (Sing-off): Sylvia Boone und Willemijn Maandag mochten nicht zu 100 Prozent überzeugen und erhielten die wenigsten Zuschauerstimmen. Sie beide müssen sich im gemeinsamen „Halleluja“ (Leonard Cohen) erneut der Jury präsentieren, und jetzt liegt es allein an Pia Douwes, zu entscheiden, wer noch eine Chance erhält und wer die Show leider als Erste verlassen muss. Sichtlich keine leichte Aufgabe und, wie Douwes betont, liegt es nicht an den künstlerischen Fähigkeiten. Eher geht sie danach, in wem sie noch mehr Entwicklungspotenzial und eben das „gewisse Extra“ sieht.

Somit ist am Ende Willemijn Maandag eine Runde weiter und für Sylvia Boone fällt der Vorhang. Sehr schade, da man gern mehr von ihr und ihrer warmen Ausstrahlung gesehen hätte. Aber letztendlich kann es nur eine Gewinnerin geben, und man mag erwartungsvoll die nächsten Wochen erwarten, wenn die Karten wieder neu gemischt werden, alle Kandidatinnen weitere spannende Seiten von sich zeigen können und es wieder heißt: „Op Zoek Naar Maria!“

So war die 2. Show von „Op Zoek Naar Maria“ am 28. Februar 2021

„Nieuwe ronde, nieuwe kansen“ heißt es eine Woche später für die neun verbliebenen Kandidatinnen bei „Op Zoek Naar Maria“. Hatte doch die erste Folge neugierig auf so viel Weiteres gemacht, ist man jetzt gespannt und merkt recht schnell, dass die jeweilige Songauswahl komplett gegensätzlich zur letzten Sendung zu sein scheint: So eröffnet Nandi van Beurden nach dem farbig glitzernden, gemeinsamen Opening („You can‘t hurry Love“) mit „Colours of the Wind“ aus „Pocahontas“ und zeigt, dass sie die Messlatte, die sie vergangene Woche bereits sehr hoch anlegte, in dieser Show definitiv halten kann. Die junge Niederländerin, die 2015 ihren Abschluss am Fontys Conservatorium in Tilburg erfolgreich absolvierte und auch schon in Deutschland (unter anderem im Ensemble von „Mary Poppins“ in Stuttgart) im Theater zu sehen war, überzeugt erneut mit einer beeindruckenden Bühnenpräsenz, ihrer wohlklingenden Stimmfarbe und, nicht zuletzt, mit ihrer warmen, höchst sympathischen Ausstrahlung. Sie hat „das gewisse Etwas“, wie Pia Douwes als Juryvorsitzende im Anschluss begeistert verlauten lässt.

Auch Valerie Curlingford setzt mit ihrem Auftritt maßgeblich neue Akzente. Berührte sie vergangenen Sonntag völlig schlicht und nur auf einem Barhocker im Scheinwerferlicht sitzend mit „Zeg me dat het niet zo is“, nimmt sie jetzt mit „How will I know“ von Whitney Houston mühelos die Bühne für sich ein und überrascht mit authentischem Schauspiel, großartiger Mimik und nicht zuletzt mit einer wunderbaren Darbietung von Tanz und Gesang.

„Mamma Mia!“ mag sich Tessa Sunniva van Tol wohl auch denken, als sie in dieser Runde eine komplett andere Facette von sich zeigt und ihre Performance Popcorn futternd mitten im Zuschauerraum beginnt. Unterbrochen von einem gutaussehenden jungen Herrn geht sie erst – ganz wie Protagonistin Donna im Musical „Mamma Mia!“ – wütend auf ihn los, bevor sich das Blatt wendet und sie im Anschluss keck und sehr unterhaltsam gemeinsam flirtend durch den Saal wirbeln. Man muss ehrlicherweise sagen, dass der Song nicht optimal zu van Tols wohlklingender, warmer, eher runderen und tieferen Stimme passt. Dennoch verlässt sie mit dieser Darbietung definitiv ihre Komfortzone – wie auch Jurymitglied Richard Groenendijk bemerkt – und setzt zudem ihr komödiantisches Talent, nicht zuletzt im großartigen Zusammenspiel mit der Kamera, sehr gekonnt ein. Die Fans mögen erwartungsvoll sein, was sie, sollte sie weiterkommen, Woche für Woche präsentieren wird.

Mit einem gefühlvollen „Make you feel my Love“ von Adele und einer bezaubernden Darbietung im glitzernden Sternenmeer, zeigt im Anschluss Natascha Molly, der kleine „Rohdiamant“, dass sie bereit ist, Woche für Woche weiter zu funkeln. Schwieriger hingegen wird es für Willemijn Maandag, die bereits in der letzten Sendung am Ende im Sing-off stand und auch jetzt Mühen hat, zu überzeugen. Ihre Version von „Baby… One more Time!“ aus dem Musical „& Juliet“ ist sicher dem ein oder anderen Zuschauer weniger bekannt und macht es ihr dadurch nicht unbedingt leichter. Auch Sanne den Besten bleibt mit ihrer Interpretation von „Door de Wind“ des niederländischen Singer-Songwriters Stef Bos leider nur wenig in Erinnerung.

Völliger Gegensatz dazu ist Renée de Gruijl: Nachdem sie in der vergangenen Show noch mit einem Queen-Klassiker über die Bühne rockte und man dadurch etwas Mühen hatte, in ihr eine passende Maria von Trapp zu sehen, zeigt sie jetzt eine gefühlvolle, verletzliche, wenn auch keinesfalls schwache Seite von sich: Auf einem Blütenmeer aus Rosen gebettet, interpretiert sie im Liegen „Hopelessly devoted to you“ aus dem Musical „Grease“ und sorgt sicher bei dem einen oder anderen Zuschauer für Gänsehaut. Für Kandidatin Jolijn Henneman geht es dieses Mal mit „Hit the Road, Jack“ von Ray Charles im Gegensatz zu ihrer ersten Performance sehr viel rockiger zu und Anouk van Laake schließt die Auftritte der neun Teilnehmerinnen mit „Omarm me“ der niederländischen Band Bløf – auch spannend, dass somit ihre klangvolle, schöne Stimme mehr hervorgehoben wird, nachdem dies bei „Popular“ und all dem dazugehörigen Witz doch etwas unterging.

„The Edge of Glory“ heißt es zum fulminanten Finale aller gemeinsamen Teilnehmerinnen, worauf erneut eine nervenaufreibende Entscheidung folgt, die Anouk van Laake und zum zweiten Mal Willemijn Maandag ins Sing-off führt. Hier treten sie mit „Laat me“ von Ramses Shaffy gegeneinander an, und es ist nicht überraschend, dass Pia Douwes am Ende Anouk van Laake das Ticket für die nächste Runde gibt. Trägt die junge Darstellerin doch etwas mehr Maria von Trapp in sich und überzeugt mit größerer stimmlicher Sicherheit, wohingegen Willemijn Maandag nach einer erneut knappen Runde dieses Mal leider nicht für sich gewinnen mag.

So war die 3. Show von „Op Zoek Naar Maria“ am 7. März 2021

„So wie man plant und denkt…“ Dieses berühmte Zitat aus einem allseits bekannten Musical trifft eindeutig auf die dritte Show von „Op Zoek Naar Maria“ zu. War es doch eine Show, deren Ausgang viele überraschte und sicherlich anders erwartet worden war. Aber der Reihe nach.

„You’ve got one Night only, one Night only, that’s all you have to spare. One Night only, let’s not pretend to care…“ Mit dem großen Hit aus „Dreamgirls“ ist das wöchentliche Rennen um die begehrte Hauptrolle in „The Sound of Music“ und den Titel als „Leading Lady“ erneut eröffnet. Als erste Solo-Performance legt Natascha Molly einen bravourösen, durchaus beeindruckenden Auftritt hin und erinnert fast ein wenig an Beyoncé, als sie mit „Don‘t rain on my Parade“ aus „Funny Girl“ ohne Umschweife die Bühne für sich einnimmt. Die junge Künstlerin hat Blut geleckt, spürt den wöchentlichen Erfolg, ist von nun an bereit zu kämpfen. „Dein Auftritt, so glitzernd wie dein Kleid“, lässt Pia Douwes im Anschluss begeistert verlauten. Es ist „das gewisse Etwas“ – wieder einmal. Nicht weniger eindrucksvoll ist Valerie Curlingford mit „Roar“ von Katy Perry, in der Version des Londoner West-End-Musicals „& Juliet“, so dass sich die Jury enthusiastisch und fasziniert zugleich zeigt: Valerie sei der geborene „Allrounder“, sie wisse, wo sie hingehöre. Gesang, Tanz, Schauspiel – all das liegt ihr, all das erfüllt sie mit Leidenschaft und Liebe, in jeder Woche aufs Neue. Dazu ihre gewaltige, wunderschöne Stimme. Was für phänomenale Opening-Auftritte zweier starker Künstlerinnen!

Sehr viel zarter, lieblicher und vor allem klassischer wird es mit Jolijn Hennemans Darbietung zu „Kom terug en dans met mij’ aus „My fair Lady“. Ein deutlicher Vorgeschmack auf Rolle und vor allem Stimmlage der Maria von Trapp, was die glamourösen Auftritte ihrer beiden Vorgängerinnen doch eher weniger bieten konnten. Jamai Loman ist begeistert, und trotzdem bemängelt er, Henneman lasse nur die „Vortür“ – wenn auch eine „glänzende Vortür“ – von sich sehen, hinter der sie noch so viel zu bieten habe. Auch müsse sie, laut Pia Douwes, es schaffen, mehr eigene Persönlichkeit in die Ausgestaltung der Stücke zu legen, um dem Ganzen letztendlich stärker Leben einzuhauchen. Das Gleiche gilt für Sanne den Besten und ihrem Auftritt zu „Somewhere over the Rainbow“ aus „The Wizard of Oz“. „Mooi maar mooi is niet genoeg“ („Schön, aber schön ist nicht genug“). Auch sie müsse mehr in die Tiefe gehen, mehr das Risiko zulassen, eine Sanne-Version herzustellen und etwas Eigenes von sich zu transportieren, womit sie jede Rolle erneut füllen und gestalten mag. Die Jury scheint in ihrer Bewertung strenger beziehungsweise genauer geworden zu sein, geht es doch jetzt immer mehr darum, das Bestmögliche aus den jungen Künstlerinnen herauszuholen.

Anouk van Laake überrascht im Anschluss mit „Let’s hear it for the Boy“ aus „Footlose“. Ihre Performance ist voller Leidenschaft und Freude, und zudem wäre sie herrlich passend für eine „Grease“-Cast. Aber reicht es für eine Rolle wie Maria von Trapp, die so viele Facetten verbirgt und Abend für Abend durch eine Show trägt?

Dies mag Tessa Sunniva van Tol mit ihrem Auftritt zu „Huil niet om mij Argentina“ („Evita“) etwas besser zu verdeutlichen, liegt ihr dieses klassische und klare Stück doch gesanglich sehr viel mehr wie ihre amüsante Darbietung zu „Mamma Mia!“ in der vergangenen Woche. In der Interpretation dieser Nummer wird ihre Erfahrung, große Hauptrollen zu spielen, sichtbar. Aber auch hier lässt Pia Douwes in der Bewertung einen entscheidenden Satz fallen, der verdeutlicht, dass van Tol ihre Auftritte noch stärker „spüren“, ja, ausfeilen muss: „Es ist nicht nur ein Lied, sondern auch eine Szene“, und gerade Evita wusste ganz genau, was sie mit dieser Aussage, als sie schon fast hypnotisierend zum Volk sprach, erreichen wollte.

Renée de Gruijl interpretiert nach letztem Sonntag mit „Geef mij nu je angst“ aus „Hij gelooft in mij“ erneut ein gefühlvolles Stück, traumhaft dargeboten im Kerzenmeer am Piano mitten im Zuschauersaal. Sie zeigt, dass sie nicht mehr nötig hat, als ihre wunderschöne Stimme – und dennoch scheinen es genau Angst und Nervosität zu sein, die de Gruijl etwas im Weg stehen. Kann sie in den folgenden Wochen, sollte sie weiterkommen, sich selbst diese Angst nehmen?

Last but not least: Nandi van Beurden mit „Oh so quiet“ (Björk), welche bereits sehr hohe Erwartungen sowohl bei der Jury als auch bei den Zuschauern weckt und hier und da schon als heimliche Favoritin gehandelt wird. Ihr großer Vorteil: Sie weiß, was ihre Stimme kann, und so fühlt sie somit automatisch, wie sie sie am besten einsetzt. Doch dies ist der Jury fast zu glatt. „Überrasche dich mehr selbst“, lässt Pia Douwes verlauten. „Du weißt zu viel, was du tust – das Publikum möchte es gemeinsam mit dir entdecken“.

Fakt ist: Nach dieser Show mag jeder für seine Lieblingskandidatin voten und die beiden Teilnehmerinnen mit den wenigsten Stimmen stehen erneut im Sing-off. Dass es dieses Mal aber Sanne den Besten und vor allem Tessa Sunniva van Tol trifft, damit hat wohl niemand gerechnet, am wenigsten die Jury selbst. Somit muss die Entscheidung zwischen den beiden jungen Frauen fallen. „Zonder jou“ heißt es zum Abschluss und ist definitiv der bisher emotionalste Showdown in dieser Staffel. So mag es auch Pia Douwes ergehen, als sie am Ende mit sichtlichen Tränen in den Augen die dieses Mal wirklich nicht leichte Entscheidung treffen muss und Tessa Sunniva van Tol das Ticket für die nächste Sendung gibt, da sie in ihr noch mehr Potenzial, Wärme und Erfahrung für die folgende Woche sieht. Für Sanne den Besten heißt es, Abschied zu nehmen. Der Traum von der großen Hauptrolle kann so schnell platzen.

So war die 4. Show von „Op Zoek Naar Maria“ am 14. März 2021

„We are warriors, that‘s what we‘ve become…!“ Sieben Kandidatinnen sind verblieben bei „Op Zoek Naar Maria“ – und sie alle zeigen im Opening von Show Nummer vier mit „This is me“ aus „The Greatest Showman“, dass sie den Willen und vor allem den Ansporn haben, den Weg bis zum großen Finale zu bestreiten. Auch dieser Abend verspricht wieder spannend zu werden, denn eins muss man dem Programm lassen: Durch die sehr abwechslungsreiche Songauswahl wird es allen Teilnehmerinnen ermöglicht, jedes Mal aufs Neue eine komplett andere Facette von sich zu zeigen. Ob das immer so vorteilhaft ist, mag dahingestellt sein. Fakt aber ist, ihre Komfortzone müssen sie alle einmal verlassen.

Tessa Sunniva van Tol schafft es als Erste der heutigen Riege, vehementen Eindruck zu hinterlassen und das Kostüm der Disneyprinzessin erfolgreich abzuwerfen: Mit „Al die Jazz“ aus „Chicago“, einer Musicalnummer, welche Juryvorsitzende Pia Douwes bis ins kleinste Detail bestens bekannt ist, legt sie eine bravouröse Leistung hin, sowohl gesanglich, als auch tänzerisch. Aus der schillernden Prinzessin Anastasia ist der Vamp Velma Kelly geworden und zu recht empfängt die junge Künstlerin im Anschluss lobende Worte der Jury. Der Stil ist gewiss kein einfacher, so Pia Douwes‘ Worte, als sie am Ende den brodelnden Spannungsaufbau, der dieses Stück ausmacht und allgegenwärtig ist, mit dem eines Dampfkochtopfs vergleicht. „Less is more“, ist ihre klare Aussage: Jede kleine Geste habe hier eine noch so große Bedeutung, und dies ist van Tol ohne Zweifel in der Kürze der Zeit mehr als gut gelungen.

Im Anschluss überrascht „Rohdiamant“ Natascha Molly durch ihre Interpretation von „Denk aan mij“ aus dem „Phantom der Oper“ erstmalig mit ihrer klassischen Seite, welche man an diesem Abend neu von ihr kennen lernt. Dies scheint der jungen Niederländerin keinerlei Anstrengung zu bereiten – etwas, was laut Jamai Loman einen „echten Musicalstar“ ausmacht. Sie habe eine gewisse Leichtigkeit und Verspieltheit in ihrer Stimme, die es ihr ermöglichen, die romantischen Nuancen durchscheinen zu lassen. Ihr Weg könnte sie definitiv bis ganz nach oben führen, und sollte es nicht in „The Sound of Music“ sein, dann ganz sicher in einem anderen Musical.

Jolijn Henneman hat sich die Jury-Worte der letzten Woche sichtlich zu Herzen genommen, so dass sie die „Jolene“-Version von Dolly Parton im Country-Style zu ihrer ganz eigenen Version macht und damit nicht nur Country-Anhängerin Pia Douwes begeistert. Es bedarf keiner großen Gesten oder mimischen Spiele: Diese Darbietung ist unglaublich authentisch und berührend und entwickelt sich zu einem eindringlichen, ja beinahe schon flehenden emotionalen Spannungsaufbau, optimal stimmlich gesetzt, begleitet von sanften Gitarrenklängen. Bewundernswert ist zudem, wie sie im Spiel mit dem Publikum, beziehungsweise hier mit der Kamera „ihre Seele durchscheinen lässt“, oder – laut Pia Douwes – beinahe in die Kamera kriecht und dennoch keineswegs an Authentizität verliert. Nach den lobenden Worten der Jury scheint es auch den vielen Zuschauern gefallen zu haben: Sie wählen Jolijn wohlverdient direkt in Show Nummer fünf.

Anouk van Laake hingegen findet ihre Liebe und vor allem ihre Wurzeln im klassischen Gesang, was sie mit ihrer Performance zu „Somewhere“ aus „West Side Story“ endlich sehr bemerkenswert unter Beweis stellen kann. Allerdings fehlt der Interpretation trotz stimmlicher Brillanz ein Hauch von Leben. Laut Aussage der Jury, muss sie das Publikum mehr an der Hand führen, sozusagen „die Welt durch ihre Augen sehen lassen“, um letztendlich nicht nur mit ihrer Stimme zu begeistern. Auch Renée de Gruijl gibt den Zuschauern mit „Zeur niet“ aus dem Musical „Heerlijk duurt het langst“ einen weiteren Einblick in ihr Repertoire und zeigt, dass sie nach zwei gefühlvollen Darbietungen in den letzten Wochen ebenfalls sehr unterhaltsam performen kann. Und dennoch empfängt sie im Anschluss kritische Worte: Ihre Darbietung wirkt gestellt, Humor darf nicht nur gespielt, sondern muss gleichzeitig gelebt werden, etwas, dass nur mit einer gewissen Entspannung und zwischendurch einem sarkastischen Blick auf sich selbst gelingt. Auch fehlt in den Augen der Juroren nach all den Shows immer noch die Leichtigkeit der klassischen Note in de Gruijls Stimme, welche für die Rolle der Maria von Trapp so essenziell ist.

Als vorletzte Kandidatin überzeugt Nandi van Beurden wie all die vergangenen Sonntage spielerisch, so dass sie in Zuschauerkreisen bereits immer mehr als Favoritin gehandelt wird – und dies zu recht. Ihr „Singin’ in the Rain“ ist eine gelungene Performance durch und durch: Steppen, singen, schauspielern – hier stimmt einfach das Gesamtpaket, und man mag sich jetzt bereits ausmalen, wie die junge Niederländerin, die übrigens hervorragend Deutsch spricht und bereits Amélie im gleichnamigen Musical in München verkörperte, eine komplette Show achtmal die Woche stemmt. Die Jury gibt ihr mit auf den Weg, noch ein wenig mehr ihre Mitte zu finden, so dass all ihre Gesten und mimischen Ausdrücke echt und authentisch wirken. Denn, wie hatte Pia Douwes zum Beginn der Sendung gesagt? „Es ist so wichtig, die Geschichte zu erzählen. Es muss nicht ‚groß’ sein, aber mit der größtmöglichen Intensität. Die Seele muss nach draußen, so sehr, als hängt dein Leben davon ab.“

„Inspiratie“ heißt es am Ende von Valerie Curlingford, welche wieder einmal für einen sehr souveränen Auftritt und somit auch würdigen Abschluss dieser vierten Liveshow sorgt. Und dennoch bleibt ihre Performance hinter den Erwartungen zurück und stellt kein Highlight des Abends dar, fehlt es dem Ganzen doch ein wenig an Charakterstärke und Aussagekraft. Somit ist das Sing-Off im Vergleich zum vergangenen Sonntag nicht allzu überraschend und dramatisch: Renée de Gruijl und Valerie Curlingford bekommen die wenigsten Zuschauerstimmen, und als sich Pia Douwes am Ende gegen de Gruijl entscheidet, trägt diese das Ganze mit Fassung und Dankbarkeit. Nächstes Mal wird es übrigens spannend: Zum ersten Mal werden neben Solonummern auch Duette gesungen, bevor dann das Schiff Kurs in Richtung Halbfinale nimmt. Den Künstlerinnen ist allerdings schon jetzt eines klar: Jeder Auftritt könnte der letzte sein.

So war die 5. Show von „Op Zoek Naar Maria“ am 21. März 2021

Vier Wochen geht die Reise mit „Op Zoek Naar Maria“ bereits, das Finale ist zum Greifen nah. Sechs verbliebene, hochtalentierte Kandidatinnen, eine bestens gelaunte Jury, ein zu Scherzen aufgelegter Moderator und eine extrem spielfreudige Liveband sorgen auch in Show Nummer 5 für außerordentlich gute Unterhaltung. Aber: Die Zügel werden enger gezogen, der Druck wird größer, der Konkurrenzkampf trotz aller Freundschaften untereinander härter. Nächstes Mal, im Halbfinale, werden sogar zwei junge Damen die Sendung verlassen müssen.

Aber natürlich beginnt der aufregende Wettkampf nicht erst pünktlich zur Sendezeit am Sonntagabend. Seit Wochen befinden sich die jungen Künstlerinnen in einer „Op-Zoek-Blase“ und hüpfen gemeinsam von Show zu Show, was zusammenschweißt und verbindet. Mit lediglich einem Tag Pause zum Durchatmen sind die Maria-Anwärterinnen die ganze Woche über beschäftigt und durchlaufen ein sicher nicht unanstrengendes Programm: Die Zuordnung der Lieder am Montag, Tanzproben mit dem Choreografen am Dienstag, musikalischer Runthrough am Mittwoch, Einstudieren der Songs und Tänze im eigenen Wohnzimmer am Donnerstag und Freitag, Bühnenproben vor Ort am Samstag und das erste Zusammentreffen mit den Kameras am Sonntag.

Je nach Nummer bringt dies natürlich herausfordernde Choreografien und die unterschiedlichsten Stilrichtungen in relativ kurzer Zeit mit sich. Darüber hinaus werden sie fachmännisch begleitet und dürfen gemeinsam wöchentlich an gewinnbringenden Workshops niederländischer Musical- und Theatergrößen teilnehmen. In der vergangenen Woche war es Juror Richard Groenendijk, der seine „Mädchen“ mitnahm und entführte in die Welt der großen Bühnendiven. Ein Besuch im Rotterdamer Ahoy Theater und das gemeinsame Singen mit den Philharmonikern, welche für ihr großes Osterkonzert proben, rundete die Woche ab. Samstags hieß es bereits zurück nach Scheveningen, wo zwei Tage lang alles im Sinn für die Proben zu Show Nummer 5 stand.

Jolijn Henneman ist die Erste in der heutigen Riege und zeigt nach all der Abwechslung in den vergangenen Wochen erneut eine weitere, höchst spannende Facette von sich: Mutig, souverän sowie komplett auf Französisch interpretiert sie „Non, je ne regrette rien“ von Edith Piaf, auch wenn sie für dieses Lied sicherlich ein wenig zu jung sein mag, fehlt es der Darbietung doch etwas an Tiefgang und Reife, sowie an Stärke und Lebenserfahrung. Auch Nandi van Beurden demonstriert an diesem Abend mal wieder, wie extrem wandelbar sie ist. Begeisterte sie doch in den letzten Shows mit absoluter Abwechslung – man erinnere sich nur an ihre Steppnummer Sonntag zuvor – wird ihr dieses Mal ein echter Pophit zugewiesen, der so gar nichts mit Musical zu tun hat: „Just give me a Reason“ von Pink featuring Nate Ruess erfordert ein großes Augenmerk auf Stimme und minimalistischer Gestaltung. Nur van Beurden, alleine auf der Treppe in weißes Licht getaucht, in ihrer eigenen Interpretation des Welthits, die sich langsam, aber sichtlich, voller Gefühl steigert und entfaltet. Mit der richtigen Leichtigkeit schafft sie es, Einblick in ihre Seele zu geben, eine raue, verletzliche Seite von sich zu zeigen und das Publikum spüren zu lassen, dass ihre Gestaltung von Herzen kommt.

Anouk van Laake wurde letzten Sonntag nahegelegt, weiterhin an ihrem „Storytelling“ zu feilen und nicht nur durch ihre fantastische Stimme zu begeistern. Auch nach ihrer – übrigens stimmlich hervorragenden – Interpretation von „Het Dorp“ (Wim Sonneveld) gibt ihr Juryvorsitzende Pia Douwes mit auf den Weg, die einzelnen Stränge des Liedes weiter auszuschöpfen und nachvollziehbar zum Leben zu erwecken. So gelingt es ihr, letztendlich die Zuschauenden noch mehr an der Hand zu nehmen, um sie in ihre Erzählungen eintauchen zu lassen.

Mit „I feel pretty“ aus „West Side Story“ folgt im Anschluss sicher einer der gelungensten Auftritte von Tessa Sunniva van Tol auf dieser Reise. Trotz persönlicher Sorgen im Vorfeld, scheint sie sich jetzt mit der Nummer wohlzufühlen und glänzt sowohl stimmlich als auch darstellerisch souverän – nicht zuletzt dank des smarten Herrenensembles, welches für ein amüsantes Zusammenspiel sorgt. Auch Valerie Curlingford („One Day I‘ll fly away“, Randy Crawford) und Natascha Molly („River deep, Mountain high“, Tina Turner) faszinieren wie jede Woche zuvor: Stimmlich fesselnd, beanspruchen sie die Bühne für sich, die eine berührend und sinnlich, die andere voll Power und Ausstrahlung. Und während die Jury Curlingford im Anschluss dazu auffordert, noch mehr dankbar all die Requisiten zu nutzen, die ihr an die Hand gegeben werden, um somit ihre Interpretation zu unterstreichen und zu stärken, rät man Molly, sich insgesamt etwas mehr fallen zu lassen. Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser.

Erstmals seit Beginn von „Op Zoek Naar Maria“ werden in dieser Show neben all den Solonummern Auftritte zu dritt bestritten: Eine sehr schöne Sache, können doch die Kandidatinnen ihre wöchentlichen Songs nicht selber auswählen und der ein oder anderen mag ihr Lied mehr oder weniger gut liegen. Hinzu kommt, dass alle Auftritte vor einem leeren Saal stattfinden – die vier Jurymitglieder mal ausgenommen. Somit kann niemand auf Feedback oder Emotionen durch das Publikum hoffen, kein Applaus, kein Jubel, lediglich das Spiel mit der stummen Kamera. Somit ist es für alle eine noch größere Herausforderung, ihre Geschichten authentisch und lebensnah zu erzählen und darauf zu vertrauen, dass die Zuschauer berührt werden.

Eine zweite Performance an diesem Abend bietet allen eine weitere Chance, sich zu beweisen und zu überzeugen: Mit „Love me just a little bit more“ (Valerie Curlingford, Natascha Molly und Nandi van Beurden) und „Candyman“ (Tessa Sunniva van Tol, Jolijn Henneman und Anouk van Laake) zeigen alle sechs, dass sie auch in der Gruppe harmonieren, aufeinander achten und und ihnen das gelingt, was Pia Douwes als für so wichtig erachtet: Das Verschmelzen der gemeinsamen Energie auf der Bühne und das Gefühl, etwas zusammen zu kreieren und zu erschaffen. Denn: Ein Hauptdarsteller ist nichts ohne sein Ensemble, im Gegenzug ist ein Ensemble nichts ohne seinen Hauptdarsteller. 

Am Ende wird es knapp für Anouk van Laake und erneut Valerie Curlingford, und das Publikum muss sich schließlich von van Laake verabschieden. Sie glänzte Woche für Woche mit ihrer grandiosen Stimme, aber letztendlich hat es vor allem darstellerisch für die große Hauptrolle nicht gereicht. Sie mag ihren Weg anderswo finden – und dass sie dies tun wird, beweist sie mit einem Schlusston der Extraklasse. Tot ziens, Anouk!

Halbfinale: So war die 6. Show von „Op Zoek Naar Maria“ am 28. März 2021

Fame! I‘m gonna live forever! I‘m gonna learn how to fly…!“ So kurz vor dem großen, alles entscheidenden Finale von „Op Zoek Naar Maria“ am kommenden Ostersonntag steigen Druck und Anspannung sichtbar – und eines wird immer deutlicher: Alle fünf verbliebenen Kandidatinnen sind brillant. Wären sie dies nicht, hätten sie es nie so weit gebracht. Sie sind Profis und alle eine „Maria in spe“, zeigt sich Juror Jamai Loman begeistert. Eine „Maria in spe“ aus dem Jahre 2021 wohlgemerkt, die sich das niederländische Publikum wünscht und kein weiterer Abklatsch von Julie Andrews aus dem Original ist. Jemand, der die Rolle bis ins kleinste Detail ausfüllt, schauspielerisch ausschöpfen kann, ihr stimmlich gewachsen ist.

Natascha Molly, Nandi van Beurden und Tessa Sunniva van Tol – ihre Namen sollte man sich definitiv merken, sind es doch nach wochenlanger Reise am Ende der 6. Show die drei glücklichen Finalistinnen. Alle drei haben bewiesen, dass sie es können und machen nun gemeinsam Jagd auf die große Hauptrolle. Für alle drei ist der lang ersehnte Traum zum Greifen nah.

Natascha Molly ist ohne Umschweife von Woche zu Woche in die nächste Show gewählt worden; kein einziges Mal musste sie die nervenaufreibende Entscheidung im Sing-off durchlaufen. Liebevoll wird die junge Niederländerin von Carline Brouwer an diesem Abend mit einem Matroschka-Püppchen verglichen, das stets ein weiteres Ich zum Vorschein bringt und den Zuschauer neu überrascht. Ihre Entwicklung rückblickend auf die letzten Wochen zu betrachten, ist faszinierend – als Kandidatin mit der wenigsten Bühnenerfahrung wurde sie in Sendung Nummer eins noch der kleine Rohdiamant genannt, der letztendlich von Show zu Show immer mehr zu funkeln und zu strahlen begann. Von allen Teilnehmerinnen hat Molly sichtlich die beeindruckendste Veränderung hingelegt, und man mag erahnen, dass sie noch lange nicht am Ende ihres beruflichen Weges angekommen ist. Egal ob gefühlvolle Ballade, starker Powersong oder rhythmisch vereint mit ihren Maria-Mitstreiterinnen – sie schaffte es jeden Sonntag, genau das zu bieten, was von ihr verlangt wurde, und mehr noch, das niederländische Publikum zu überzeugen, zu berühren und somit letztendlich für sie in der Rolle der Maria von Trapp zu begeistern. Ihre Songs am heutigen Abend: „Heel alleen“ aus „Les Misérables“ und „Get happy“ von Judy Garland mit absoluter Star-Qualität, wie Juryvorsitzende Pia Douwes zutreffend betitelt.

Auch Nandi van Beurden hat auf der wochenlangen Reise durchgängig gezeigt, dass sie zweifelsohne das Zeug zum Musicalstar hat, nicht ohne Grund wird sie insgeheim schon in Zuschauerkreisen als Favoritin gehandelt. Auch sie kletterte ohne Sing-off auf direktem Weg die Leiter nach oben ins Halbfinal. Egal was van Beurden anpackt, sie macht es mit so viel Freude und Willen, dass ihr der Erfolg am Ende gewiss ist. Gleichzeitig zeigt sie eine unglaubliche Bandbreite an Möglichkeiten und Fähigkeiten, die jede Performance einzigartig werden lässt und transportiert zudem eine ungeheure Wärme und Sympathie mit der richtigen Prise Leichtigkeit und Authentizität. Ihr reichhaltiges Innenleben katapultiert van Beurden ohne Umschweife nach draußen und schafft selbst mit den kleinsten Gesten eine riesige Wirkung. Mit ihrem Auftritt zu „This is my life“ von Shirley Bassey beweist sie eines: Das bin ich, egal was ich durchgemacht habe, und ich gehöre ins Finale! Ihr zweiter Song im Halbfinale: „Stille Liefde“ von Simone Kleinsma.

Tessa Sunniva van Tol, die dritte Finalistin im Bunde, brauchte ein wenig, um bei „Op Zoek Naar Maria“ gänzlich anzukommen. Vielleicht war es der Schock durch das plötzliche Sing-off in der dritten Show, der dazu führte, dass sie im richtigen Moment den berühmten Schalter umlegte. Ohne Umschweife und mit sichtlich mehr Freude begann van Tol, die komplette Bandbreite von sich zu zeigen, völlig gleich, ob die Songauswahl auf ihrer Sonnenseite stand oder nicht. Losgelöst, tiefer in den Moment eingetaucht und weniger damit beschäftigt, wie das Ganze auf die Außenwelt wirkt, so dass ihr die gestalterischen Merkmale der einzelnen Darbietungen spielerisch gelingen. Ebenfalls sticht sie hervor mit ihrer runden, warmen Stimme und glänzt zudem in den hohen Tönen souverän und ohne Fehler. Ihre Songs im Halbfinale: „Heel even“ von Shirley Zwerus und „Diamonds are a Girls‘ best Friend“ von Marilyn Monroe.

Am Ende heißt es Abschied nehmen von Valerie Curlingford („Tamelijk voortreffelijk“ aus „Mary Poppins“ und „Your Song“ von Elton John) und Jolijn Henneman („Walking on Sunshine“ von „Katrina and The Waves“ und „Dit keer“ aus „Cabaret“), nachdem sie zu dritt mit Tessa Sunniva van Tol im Sing-off standen. Doch es war kein harter Kampf, von Rivalität nichts zu spüren, viel eher der Genuss, noch einmal miteinander die Bühne zu teilen. Zum zweiten Mal rettet Pia Douwes Tessa Sunniva van Tol aus dem Sing-off und ebnet ihr den Weg ins große Finale – auf Basis der heutigen Show, aber auch auf Basis der Entwicklung der letzten Wochen. Bei Curlingford und Henneman kann man sich aber dennoch sicher sein, dass es kein Abschied für immer ist: Es sind zwei fantastische Künstlerinnen, jede auf ihre Art und Weise besonders, stimmlich grandios und darstellerisch hoch talentiert. Doch den großen Preis, die begehrte Hauptrolle im Musical „The Sound of Music“, kann am Ende nur eine gewinnen, wenn es heißt: „Edelweiss, Edelweiss, witte Ster in de Weiden, teer en fijn, breekbaar klein, schijn in duistere Tijden.“

Finale: So war die 7. Show von „Op Zoek Naar Maria“ am 4. April 2021

Das große Finale von „Op Zoek Naar Maria“ lässt sich in nur einem Wort am besten beschreiben: „Geweldig!“ Was für eine fantastische Reise in den letzten sieben Wochen! Wie dankbar kann man in dieser kulturarmen Corona-Zeit doch sein für ein wenig Glitzer und Glamour, und viel wichtiger, für Freude, Emotionen und all die Gefühle, die Theater und Musik transportieren und die wir so sehr vermissen. Es war jeden Sonntag aufs Neue stets ein großes Vergnügen, die jungen, talentierten, sing- und spielfreudigen Kandidatinnen auf ihrem Weg zu begleiten- unterstützt durch die schwungvolle Band unter der Leitung von Mike Schäperclaus, den stets zu Scherzen aufgelegten Moderator Frits Sissing, sowie die fachkundige, äußerst sympathische Jury, welche mit einer ungeheuren Wärme und Liebe, aber auch mit konstruktiver Kritik und immer dem richtigen Blick das Bestmögliche aus den jungen Künstlerinnern herausholte und die entscheidende Richtung ins Finale ebnete. Ohne all diese Menschen mit Liebe für Theater, Kultur und Entertainment auf, vor und hinter der Bühne wäre „Op Zoek Naar Maria“ nicht möglich gewesen.

Am Ende der wochenlangen Reise stehen drei Damen, die einen herausfordernden, spannenden, emotionalen aber auch sehr aufregenden Weg hinter sich haben, auf den sie nun alle dankbar zurückblicken können. Woche für Woche haben sie brilliert, berührt und gehofft, Jury sowie Publikum von sich zu überzeugen, selbst wenn die Songauswahl nicht auf ihrer Seite war. Woche für Woche haben sie praktisch Auditions durchlaufen, während ihnen das ganze Land dabei zusehen und mitentscheiden konnte. Woche für Woche galt es, ein leeres Theater mit Kunst und Liebe zu füllen, ohne auf das Live-Feedback durch Publikum hoffen zu können.

Wobei, ganz ohne Publikum bleibt der Saal im Circustheater in Scheveningen an diesem Sonntagabend nicht. Sowohl die drei Finalistinnen als auch natürlich die restlichen sieben Kandidatinnen, die es sich nicht nehmen lassen, für ein Opening der Extraklasse mit „This is the greatest Show“ aus „The Greatest Showman“ zurückzukehren, werden begleitet durch den Chor der Dutch Academy of Performing Arts Den Haag, der es schafft, all die leeren Stuhlreihen zumindest für einen kurzen Moment zum Leben zu erwecken. Ein letztes Mal heißt es nun für Nandi van Beurden, Natascha Molly und Tessa Sunniva van Tol, alles zu geben, denn im Finale werden sie jeweils sowohl eine Solo-Performance als auch ein Duett mit einem männlichen Gesangspartner (René van Kooten, William Spaaij und Milan van Waardenburg) bestreiten. Am Ende bedeutet es dann für die Kandidatin mit den wenigsten Stimmen, die Show als Drittplatzierte verlassen zu müssen, wohingegen die letzten Beiden noch einmal die Möglichkeit haben, im direkten Vergleich endlich eine Nummer aus „The Sound of Music“ zu präsentieren. Auch die finale Entscheidung wird an diesem Abend durch die Zuschauer getroffen und zum ersten Mal nicht durch Juryvorsitzende und „Leading Lady“ Pia Douwes, die zuvor Woche für Woche eine Teilnehmerin in die nächste Runde „retten“ konnte. Man mag hoffen, aber auch darauf vertrauen, dass das Publikum diejenige wählt, in der am meisten die richtige Portion Maria steckt. Wobei, darin ist sich auch die Jury einig – alle drei sind fantastisch und alle drei tragen etwas Wertvolles von Maria in sich. Es bleibt also spannend.

Nandi van Beurden berührt und überzeugt an diesem Abend ohne jeglichen Zweifel in ihrer Darbietung zu „All that matters“ („Finding Neverland“) und gemeinsam im Duett zu „Ergens in de Sterren“ („Aida“) mit ihrem früheren Bühnenpartner William Spaaij. Was für eine unglaubliche Chemie und Dynamik zwischen den beiden! Schade eigentlich, dass man in den Genuss von männlichen Duettpartnern nicht viel eher gekommen ist. Obwohl van Beurden bereits häufig als heimliche Favoritin betitelt wurde, steht ihr Mitstreiterin Natascha Molly in alldem nichts nach. Auch sie marschiert mit „And I am telling you I‘m not going“ („Dreamgirls“) und „Meer vraag ik niet van jou“ („The Phantom of the Opera“) im Duett mit René van Kooten auf der Zielgeraden durch das Finale und empfängt ein lobendes Wort nach dem anderen. Was für ein beeindruckendes Wachstum Molly doch in der vergangenen Zeit hingelegt hat! Als Geschenk erhielten übrigens alle drei Finalistinnen in ihrer letzten Woche eine Masterclass mit Musicalikone Pia Douwes, welche es stets schafft, durch ihre enge, warmherzige, liebevolle und zugleich höchst motivierende und antreibende Arbeit und Begleitung für die bestmögliche Entfaltung zu sorgen und sämtliche künstlerische Türen öffnet. Für Tessa Sunniva van Tol erfüllt sich mit ihrem Auftritt zu „Beauty and the Beast“ mit Milan van Waardenburg ein weiteres kleines „Cadeautje“: Nach über einem Jahr Corona-Lockdown kehrt sie mit ihrem ehemaligen Bühnenpartner aus „Anastasia“ zurück auf die Bühne des Circusheaters und man kann nur erahnen, was die beiden während dieser äußerst gefühlvollen, wunderschönen Performance empfinden. Auch solo überzeugt van Tol auf ganzer Linie, wagt sie sich doch an Douwes‘ Lebenslied und performt persönlich vor der „Original-Kaiserin“ „Mijn Leven is van mij“ aus dem Musical „Elisabeth“.

Zum Schluss sind es Nandi van Beurden und Natascha Molly, die sich ein heißes Kopf-an-Kopf-Rennen liefern, während Tessa Sunniva van Tol als Drittplatzierte die Show leider verlassen muss. Doch von Traurigkeit keine Spur, viel eher strahlt sie eine unglaubliche Dankbarkeit aus und wird sicher „Op Zoek Naar Maria“ und all die Erfahrungen und „Geschenke“ auf ihrem weiteren Weg noch lange für sich zu nutzen wissen. Für die beiden Verbliebenen ist der Traum von der großen Hauptrolle zum Greifen nah und endlich erhalten sie die Chance, „De Muziek van de hoogste Bergen“ aus „The Sound of Music“ zu interpretieren. Der ein oder andere Zuschauer mag auf diesen Moment sehnlichst gewartet haben! Der direkte Vergleich sorgt allerdings nicht unbedingt für leichtere Entscheidung, und auch die Jury tut sich am Ende mit einer „Festlegung“ sichtlich schwer: Wird es Nandi van Beurden (bekannt aus „Die fabelhafte Welt der Amélie“), eine junge, warmherzige, sympathische Künstlerin, die Woche für Woche durch und durch begeisterte und sicherlich auch vom Typ her als eine der ersten in die Favoritenrolle rutschte? Oder entscheiden sich die Niederländer für Powerfrau Natascha Molly, welche hochtalentiert und mit absoluter Leidenschaft ihren Weg bestritt – und die sichtlich ein neues „Maria-Bild“ prägen würde?

Man kann die Spannung förmlich durch den Bildschirm spüren, und als Frits Sissing die beiden sowie alle Zuschauer endlich erlöst und Nandi van Beurden mit knappem Vorsprung zur stolzen Siegerin kürt, ist nicht mehr zu erkennen, wer vor Freude am meisten überschäumt: Die glückliche Gewinnerin, die fassungslos unter einem Regen aus Glitzer und Konfetti nach Worten ringt, die Zweitplatzierte Molly, welche ihr neidlos um den Hals fällt und sicherlich erst am Anfang einer ganz eigenen, bedeutenden Karriere steht, oder all die anderen, ehemaligen Maria-Anwärterinnen Tessa Sunniva van Tol, Jolijn Henneman, Valerie Curlingford, Anouk van Laake, Renée de Gruijl, Sanne den Besten, Willemijn Maandag und Sylvia Boone, die neben den Jury-Mitgliedern auf die Bühne eilen, um zum wohlverdienten Sieg zu gratulieren und van Beurden gebührend zu feiern.

Am Ende bleibt zu sagen: Danke für so viel Freude, Unterhaltung und einen Hauch von Theater in den letzten Wochen, wodurch die Corona-Pandemie mit ihren unsäglichen Nebenwirkungen für einen kurzen Augenblick in den Hintergrund trat, ja schon beinahe vergessen wurde. Mögen die Theater bald wieder öffnen, „The Sound of Music“ die Menschen in den Niederlanden begeistern und Nandi van Beurden eine unvergessliche Reise als Maria von Trapp antreten. Ihr sei es von Herzen gegönnt. Heel veel succes!

Text: Katharina Karsunke

Katharina Karsunke ist Sozial- und Theaterpädagogin, hat jahrelang Theater gespielt, aber auch Kindertheaterstücke geschrieben und inszeniert. Ihre Liebe fürs Theater und ihre Leidenschaft fürs Schreiben kombiniert sie bei kulturfeder.de als Autorin.