„Macbeth“ (Foto: Tom Neumeier)
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Düster und tiefgründig: „Macbeth“ in Regensburg

In Kriegszeiten wirkt eine Oper wie Giuseppe Verdis „Macbeth“ aktueller denn je. Das wird auch in der Inszenierung von Angela Denoke am Theater Regensburg deutlich, die extrem düster und tiefgründig ist, was hervorragend zu Verdis wohl dramatischster Oper und der Vorlage von Shakespeare passt. Doch die Regisseurin, die als ausgebildete Opernsängerin zu den erfolgreichsten Sängerinnen ihrer Generation zählt, legt ein Hauptaugenmerk zudem auf das Verhältnis zwischen Macbeth und Lady Macbeth.

Schon bei den ersten Takten der Musik ist erkennbar, wie düster Verdis Musik ist und welch unentrinnbares Unheil sie ankündigt. Darin spiegeln sich gnadenlos die psychischen Zustände der Charaktere wider, die Angela Denoke wunderbar mit viel Tiefenschärfe herausgearbeitet hat. Generell erweist sich ihr Regiekonzept als stimmig und unverbraucht. Dabei stellt sie vor allem Lady Macbeth in den Fokus und stellt sie als traumatisierte Frau dar, die nicht nur Gewalt erfahren hat, sondern schon direkt zu Beginn eine Fehlgeburt erleidet. So wirkt die Lady nicht einfach wie die Skrupellose, die ihren Ehemann zu Gräueltaten antreibt, sondern wie ein zutiefst verletztes Geschöpf.

„Macbeth“ (Foto: Dominik Lapp)

Das Unheil, die Mordmotive und die Finsternis, die sowohl in der Musik als auch in der Inszenierung großen Raum einnehmen, wurde ebenso im Bühnenbild und in den gleichgeschlechtlichen Kostümen von Timo Dentler und Okarina Peter aufgegriffen. So bietet die Drehbühne mit einer klappbaren Holzwand verschiedene Auftrittsmöglichkeiten sowie Verwandlungen und lässt unzählige Orte entstehen. Die sich ständig drehende und auffächernde Wand erschöpft sich nie, in immer neuen Stellungen mit den Figuren die Handlung voranzutreiben.

Neben Inszenierung und Ausstattung präsentiert sich dieser „Macbeth“ auch musikalisch auf allerhöchstem Niveau. Seymur Karimov singt die Titelrolle mächtig auftrumpfend, dramatisch und in nicht enden wollender Perfektion. Theodora Varga steht ihm als Lady Macbeth in nichts nach, ist sie doch darstellerisch wie gesanglich ebenfalls eine eindrucksvolle Erscheinung mit enormer stimmlicher Strahlkraft. Die übrigen Mitwirkenden agieren allesamt auf Höhe der Anforderungen, wobei Roger Krebs als Banco und Carlos Moreno Pelizari als Macduff besonders hervorzuheben sind.

Das Philharmonische Orchester unter dem Dirigat von Tom Woods betont großartig die Farbvielfalt von Verdis dramatischer Musik. Mit Wucht, Düsternis und emotionalen Schattierungen bringen die Musikerinnen und Musiker den klangsinnlichen Aspekt dieser Oper vollends zur Geltung. Gleichermaßen sind die großen Chorszenen von Alistair Lilley exzellent einstudiert worden und schaffen mehrfach Gänsehautmomente mit feinsten Nuancen und mächtigen Fortissimi.

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".