„Musical Christmas“ (Foto: Thomas Nitowski)
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Weihnachtstradition erstmals als Stream: „Chris Murray – Musical Christmas“ in Frechen

Für viele Musicalfreunde gehört das alljährliche Konzert „Musical Christmas“ von Chris Murray schon zur Weihnachtstradition. Normalerweise tourt Murray, begleitet von Philipp Polzin am Klavier, quer durch Deutschland, um sein Programm aus Weihnachts- und Musicalsongs zu präsentieren. Doch in Corona-Zeiten ist alles anders – und so kommt das Publikum dieses Mal nicht zu Chris Murray, sondern der sympathische Sänger kommt via Stream zum Publikum ins heimische Wohnzimmer.

Finanziert über ein Crowdfunding, hat Chris Murray dieses Jahr nicht nur Philipp Polzin am Klavier dabei, sondern begrüßt außerdem Gregor Polzin an der Gitarre, Dominik Wagner an den Percussions und Yvonne Knepper an der Querflöte sowie seine Tochter Noelle Murray und Zodwa Selele als Gastsängerinnen. Ort des Geschehens ist die Kirche Alt St. Ulrich in Frechen, die in lila-purpurnes Licht getaucht wurde. Mehrere Kerzenleuchter, Weihnachtsbäume und Lichterketten sorgen für die nötige Weihnachtsstimmung.

Wer schon einmal ein Konzert von Chris Murray besucht hat, weiß zu gut, dass er nicht nur ein begnadeter Sänger und Entertainer ist, sondern auch ein Künstler, der mit seinem Publikum gern auf Tuchfühlung geht. Letzteres gelingt ihm sogar, obwohl er in die dunkle Leere der Kirche singt und spricht. Denn er hat viele weihnachtliche Anekdoten mitgebracht, teilt seine Erinnerungen an vergangene Weihnachten mit seinem virtuellen Publikum und liest Weihnachtsgeschichten vor.

„Wir wollten ein Teil der Weihnachtsfreude sein“, erklärt Murray, warum er sich in diesem Jahr für das digitale Konzertformat entschieden hat. „Viele Leuten haben uns geschrieben und sagten, es gehört dazu.“ Und so ist ein rund dreistündiges Programm entstanden, das wieder eine Auswahl der schönsten Weihnachtslieder und Musicalsongs beinhaltet. Für einen Stream ist die Dauer vielleicht etwas zu lang, da es vor dem Computer oder Fernseher wesentlich schwerer ist als im Theater, um ein Konzert mit der nötigen Aufmerksamkeit zu verfolgen. Doch Chris Murray und seine Gäste gestalten den Abend sehr abwechslungsreich.

Gesanglich zeigt sich der charismatische Tenor wie gewohnt souverän. Ob er nun Musicaltitel wie „Anthem“ aus „Chess“ oder „Sterne“ aus „Les Misérables“ singt – wieder einmal folgt er seinem Grundsatz: Wo Murray draufsteht, ist auch Murray drin. Im Falle des Duetts „A Million Dreams“ aus „The Greatest Showman“ sogar gleich doppelt. Denn Chris Murray wird dabei von seiner Tochter Noelle begleitet. Die Stimmen von Vater und Tochter harmonieren wunderbar miteinander, und Noelle Murray darf später noch einmal solo mit „When Christmas comes to Town“ aus dem Film „Der Polarexpress“ glänzen.

Bei Chris Murray fällt es schwer, musikalische Höhepunkte im Programm auszumachen, weil er jeden seiner Songs mit seiner volltönenden Stimme perfekt intoniert. Zwei besondere Bonbons sollen aber trotzdem unbedingt Erwähnung finden. Eines davon ist das Titellied aus dem Musical „Herz aus Gold“. Wie schon im Stück selbst, gelingt es Murray, sich mit der Rolle des Kaufmanns Fugger vollends zu identifizieren. Er ruft dabei zahlreiche Gefühlsebenen auf, gibt seinen Fugger mal schwärmerisch und selbstvergessen, mal visionär und umsichtig.

Ebenso stark ist Chris Murrays Interpretation von „The impossible Dream“ aus „Man of La Mancha“. Ihm gelingt es in diesem Song, dem Dichter Cervantes und dessen Kunstfigur Don Quixote eine starke Kontur zu verleihen. Zodwa Selele steht ihm da in nichts nach, begeistert sie doch mit ihrem klaren und gefühlvollen Sopran in dem Song „Einsames Gewand“ aus dem Musical „Die Päpstin“ genauso wie in „Have yourself a merry little Christmas“.

Eine starke Leistung liefert zudem die dreiköpfige Combo unter der Leitung von Philipp Polzin, der auch für die teilweise neuen und frischen Arrangements der Songs verantwortlich zeichnet. Dass diese „Musical Christmas“ auf den Bildschirmen ihre Wirkung nicht verfehlt, ist außerdem der gelungenen Kameraführung und dem passenden Schnitt und Ton von Thomas Nitowski zu verdanken. So schmerzhaft es ist, dass wir zurzeit auf Livemusik verzichten müssen, so sehr tragen Chris Murray und seine Crew enorm dazu bei, diese schwere Zeit ein wenig erträglicher zu machen.

Text: Dominik Lapp

Das Konzert kann noch als Video-on-Demand abgerufen werden. Tickets können per E-Mail bei Philipp Polzin (mail@philipp-polzin.de) gebucht werden.

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".