ICMT in der Musicalschule Ahrensburg (Foto: Marc Brendemühl)
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Wie eine britisch-deutsche Musical-Kooperation für West-End-Flair in Ahrensburg sorgt

Drei Monate lang verwandelte sich die norddeutsche Stadt Ahrensburg in der Nähe von Hamburg in einen Ort des internationalen Bühnengeschehens. Von Anfang März bis Ende Mai 2025 war die Musicalschule Ahrensburg nicht nur regionales Ausbildungszentrum – sie wurde zum temporären Außenstandort einer renommierten Londoner Hochschule, dem International College of Musical Theatre (ICMT). Möglich wurde dies durch eine Kooperation mit der Produktionsfirma Musical Creations Entertainment (MCE).

Eine Vision wird Realität

Die Partnerschaft zwischen ICMT und MCE war von Beginn an mehr als ein Austauschprojekt. Sie war Ausdruck einer gemeinsamen Vision, weiß Hauke Wendt, Geschäftsführender Gesellschafter der MCE: „Diese Zusammenarbeit stellt einen bedeutenden Schritt in der Förderung und Entwicklung junger Talente im Bereich Musicaltheater dar.“

Die Initiative ging dabei vom ICMT aus, weil man dort den Tipp bekommen hatten, sich mit den Ahrensburgern in Verbindung zu setzen. „Zunächst hatte man uns für ein paar Tage an den damaligen Campus in Rom eingeladen, wo wir unterrichtet und das ICMT schon einmal kennen gelernt haben, bevor sie nach Ahrensburg gekommen sind“, erinnert sich Wendt.

Über drei Monate hinweg arbeiteten die internationalen Gäste dann schließlich in Schleswig-Holstein in den Bereichen Tanz, Gesang und Schauspiel – unterrichtet wurden die zwölf Musical-Studierenden von drei Dozenten aus London und einem Team der Musicalschule Ahrensburg.

Für Jacqui Dunnley-Wendt, Mitgesellschafterin der MCE, ging mit der Zusammenarbeit ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung: „Diese Kooperation unterstreicht unser Engagement für höchste Qualität und Exzellenz in der Musicalausbildung und bietet allen Beteiligten eine einzigartige Gelegenheit für kulturellen Austausch und künstlerische Entwicklung.“

Jacqui Dunnley-Wendt und Hauke Wendt (Foto: Niko Formanek)

Vom Broadway in den Norden Deutschlands

Die Reise der Studierenden begann mit einer studienrelevanten Woche in New York und somit mitten im Herz des internationalen Musicals. Von dort ging es nach Ahrensburg, wo sie auf eine kreative Infrastruktur trafen, die sie mit offenen Armen empfing.

Kenneth Avery-Clark, Geschäftsführer und Mitgründer des ICMT, hatte die Kooperation nach eigener Aussage mit Spannung erwartet – und wurde nicht enttäuscht: „Ich habe mich sehr auf diese Zusammenarbeit gefreut, weil die Qualität, wie die Musicalschule Ahrensburg ausbildet, einfach für sich spricht. Daneben aber erhoffte ich mir auch einen direkten Draht und damit eine bessere Vernetzung mit der deutschen Musicalszene.“

Sein Ziel war es, den Studierenden einen professionellen Einstieg in die deutsche Musicalbranche zu ermöglichen. „Sie sollten dabei bewusst von den umfangreichen Erfahrungen und dem starken Branchen-Netzwerk unseres Partners profitieren“, so Clark.

Eine Vernetzung hat stattgefunden, indem sich die Studierenden unter anderem der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit vorstellen konnten und erste Kontakte geknüpft wurden. „Einige der Studierenden haben bereits feste Pläne, im Herbst nach Deutschland zurückzukommen, zum Teil sogar nach Ahrensburg, um hier dann an Auditions teilzunehmen. Das ist also ein Prozess, der in Gang gesetzt wurde“, berichtet Hauke Wendt.

Internationale Campus-Atmosphäre

Für die Stadt Ahrensburg war die Kooperation weit mehr als ein Bildungsexperiment, denn sie brachte internationales Leben auf den Campus und neue Impulse in den Ort. „Unsere Dozenten konnten ihr Portfolio erweitern, unsere Schülerinnen und Schüler knüpften internationale Kontakte – und erlebten hautnah, wie eine künstlerische Hochschulausbildung im Musicalbereich funktioniert. Ahrensburg ist in diesen Wochen buchstäblich zur Hochschulstadt auf Zeit geworden“, so Wendt weiter.

Was im Frühjahr 2025 begann, könnte sich langfristig als zukunftsweisendes Modell etablieren. Beide Institutionen zeigten sich nach Abschluss der Kooperation offen für eine Fortsetzung. Denn eines hat diese Partnerschaft eindrucksvoll bewiesen: Wo Leidenschaft, Professionalität und kultureller Austausch aufeinandertreffen, entsteht mehr als Ausbildung – es entsteht eine Bühne für die Zukunft.

Text: Christoph Doerner

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Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.