„Tarzan“ in Hamburg: Abla Alaoui, Philipp Büttner und Alexander Klaws. (Foto: Dominik Lapp)
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Keine Dreadlocks, aber neue Musik: So kehrt „Tarzan“ nach Hamburg zurück

Im Herbst 2025 kehrt das Disney-Musical „Tarzan“ nach Hamburg zurück, wo es vor 17 Jahren seine Deutschlandpremiere feierte. 2008 öffnete sich erstmals der Vorhang für den Dschungel in der Neuen Flora – nun schwingt sich Tarzan erneut durch den Saal, mit neuen Gesichtern, frischem Bühnenbild und einer musikalischen Überraschung.

In der Titelrolle ist Philipp Büttner zu sehen, als Jane steht ihm Abla Alaoui zur Seite. Beide sind in der Musicalszene keine Unbekannten und bereits ein eingespieltes Bühnenpaar, das zuletzt in „Goethe!“ bei den Bad Hersfelder Festspielen gemeinsam auf der Bühne stand. Sie freuen sich bereits auf die erneute Zusammenarbeit und ihre neuen Rollen. „Für mich ist es ganz klar die Körperlichkeit, die Tarzan hat – und natürlich das Fliegen, das diese Rolle von allen anderen unterscheidet“, sagt Büttner. Alaoui ergänzt, was sie besonders reizt: „Diese nonverbale Kommunikation zwischen Tarzan und Jane zu erforschen, die sich ja am Anfang gar nicht so richtig unterhalten können.“ Beide sind gespannt auf die Flugszenen – und darauf, bereits zum dritten Mal ein Liebespaar in einem Musical darzustellen.

Alexanders Klaws wird den Lendenschurz nicht los

Nicht bei allen Terminen wird Philipp Büttner auf der Bühne stehen: Aufgrund eines parallelen Engagements in „Grease“ an der Oper Dortmund übernimmt Alexander Klaws an 15 Abenden die Rolle des Tarzan. Für Klaws ist es ein vertrauter Part – und ein sehr persönlicher: „Ich werde den Lendenschurz nicht los“, sagt er schmunzelnd. „Aber es ist jetzt das letzte Mal.“ Die Rolle hat für ihn eine besondere Bedeutung: 2010 spielte er erstmals den Dschungelhelden in Hamburg, lernte dort seine heutige Frau kennen, die damals Jane verkörperte. Sie brachte ihm das Fliegen an den Lianen auf der Bühne bei. Später übernahm Klaws die Rolle auch in Oberhausen und zuletzt für ausgewählte Termine in Stuttgart.

Marcel Landgrebe (Foto: Dominik Lapp)
Co-Regisseur Marcel Landgrebe freut sich, die Show in Hamburg mit frischen Gesichtern neu zu erarbeiten.

Neues Bühnendesign und keine Dreadlocks

Die Neueinstudierung der Inszenierung liegt in den Händen von Marcel Landgrebe, Associate Director der Produktion. In enger Abstimmung mit Regisseur Bob Crowley bringt er das Stück von Stuttgart zurück an die Elbe. Dabei geht es nicht einfach um eine Kopie: „Die Herausforderung beim Standortwechsel ist, die Show wieder so zu modellieren, dass es für das Haus passt. Man hat verschiedene Auf- und Abgänge, bauliche Veränderungen, die zu berücksichtigen sind“, erklärt Landgrebe. Besonders freue er sich auf die Arbeit mit der neuen Besetzung: „Die Rollen individuell zu erarbeiten, ist großartig. Das macht meine Arbeit so besonders, dass man keine Blaupause nutzt, sondern alles neu entstehen lässt.“

Wer glaubt, man bekäme in Hamburg einfach die Show von 2008 zu sehen, irrt. „Es gibt ein neues Bühnendesign. Die Show ist frischer und zeitgemäßer geworden, im Ablauf etwas zügiger“, so der Co-Regisseur. Und auch an den spektakulären Flugszenen wurde gefeilt – sie sollen noch beeindruckender werden. Zudem wurde die Rolle der Jane bereits für die Stuttgarter Version neu gedacht. Die Figur ihres Vaters, einst fester Bestandteil der Geschichte, entfällt. Stattdessen wird Jane nun als eigenständige Wissenschaftlerin gezeigt. Auch im Maskenbild gibt es eine Veränderung: Tarzan trägt mittlerweile keine Dreadlocks mehr, sondern offene lange Haare. So will man den Vorwurf der kulturellen Aneignung entkräften. Bereits seit 2020 gibt es dafür bei Veranstalter Stage Entertainment eine entsprechende Arbeitsgruppe.

Ratan Julian Jhaveri (Foto: Dominik Lapp)
Ratan Julian Jhaveri ist für die musikalische Qualitätskontrolle zuständig.

Eine musikalische Neuerung

Musikalisch wacht Ratan Julian Jhaveri als Associate Music Supervisor über die Qualität der Aufführung. Gemeinsam mit Music Supervisor Jim Abbott sorgt er dafür, dass auf der Bühne alles stimmt: „Ich bin dafür zuständig, dass die Cast singt, was sie soll, dass das Orchester spielt, was es soll, und dass es sich gut anhört.“ Auch nach der Premiere bleibt Jhaveri der Produktion verbunden: „Dann muss ich immer noch regelmäßig nach Hamburg kommen, mir die Show ansehen, Notizen machen und auch mal meckern“, erklärt er mit einem Grinsen.

Eine musikalische Überraschung verrät Ratan Julian Jhaveri vorab: „Speziell für diese Inszenierung gibt es eine Neuerung: In einer Szene gibt es eine fleischfressende Pflanze, die sich Jane einverleiben möchte. Und dafür haben wir extra ein neues Musikstück geschrieben. Darin wird zwar nicht gesungen, aber es untermalt die Szene.“

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".