„Ho Ho Ho“ in Meppen (Foto: Jana Kurze)
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Hinter den Kulissen: Warum Sarah Kurze ein Weihnachtsmusical für das Emsland schrieb

Sarah Kurze stammt aus dem Emsland, lebt mit ihrem Mann und den zwei Kindern aber schon seit einigen Jahren in Hamburg. Dort ist es für sie Tradition, mit den Kids jedes Jahr zur Weihnachtszeit ins Theater zu gehen, weil jede noch so kleine Bühne auf Familien zugeschnittene Stücke anbietet. In ihrer Heimatstadt Meppen gibt es das allerdings nicht. Dies ändert sich nun.

Die Komponistin hat sich anfangs gefragt: „Warum gibt es so was eigentlich nicht in meiner Heimat?“ Die Antwort darauf fand sie in der Zusammenarbeit mit Textdichter Wolfgang Kohne, mit dem sie seit vielen Jahren freundschaftlich verbunden ist. Im Jahr 2014 haben sie ihr erstes gemeinsames Musical mit dem Titel „Treppengeflüster“ im Theater Meppen zur Uraufführung gebracht. Jetzt sollte es ein Weihnachtsmusical für Kinder und Erwachsene werden. „Ich habe Wolfgang angerufen – und dann war sofort klar: Das wird unser nächstes Projekt“, verrät Sarah Kurze.

Intensive und inspirierende Arbeitsweise

Die Arbeitsweise des kreativen Duos ist so intensiv wie inspirierend. „Wir schließen uns irgendwo ein, und dann beginnt ein sehr intensiver, fokussierter und spaßiger Arbeitsprozess”, erklärt Kurze. Dabei ist das gar nicht so einfach, weil ihr Kreativpartner im westfälischen Münster lebt. „Aber auf digitale Arbeitsweisen verzichten wird meistens und arbeiten lieber gemeinsam vor Ort.“

„Ho Ho Ho“ in Meppen (Foto: Jana Kurze)

In ihrem neuen Werk mit dem Titel „Ho Ho Ho – Wer rettet Weihnachten?“ reist das Publikum zum Nordpol und trifft dort auf den Weihnachtsmann samt Frau und Tochter. Aber weil der Weihnachtsmann langsam alt wird, schusselig und verwirrt wirkt, scheint das Weihnachtsfest in Gefahr zu sein. Die Frauen der Familie überlegen sich deshalb mit Schaf Lilo einen Plan. „Kinder wie Erwachsene sollen lachen, weinen, mitfühlen und mitmachen“, wünscht sich die Komponistin. „Vor allen Dingen sollen sie mit viel Weihnachtsgefühl aus dem Theater gehen und denken: Jetzt kann Weihnachten kommen!“

Musicalprojekt mit familiärer Note

Während Sarah Kurze das Buch und die Musik für das neue Musical geschrieben hat und zusätzlich Regie führt, steuerte Wolfgang Kohne die Songtexte bei und übernimmt in den Vorstellungen außerdem die Rolle des Weihnachtsmanns. „Das macht er wunderbar“, findet Kurze. Eine familiäre Note erhält das Projekt, weil Kohnes Bruder Johannes die Orchester- und Bandarrangements geschrieben hat. Außerdem gestalten Jana und Pascal Kurze, Schwester und Schwager der vielseitigen Hamburgerin, das aufwändige Bühnenbild.

Familiär geht es zudem auf der Bühne zu, denn die beiden Hauptdarstellerinnen, Marina und Wiebke Billek, sind Schwestern. „Sie machen das großartig, und die familiäre Bindung gibt dem Ganzen eine besondere Emotion“, sagt Sarah Kurze. Heimlicher Star der Inszenierung könnte aber die Handpuppe Lilo werden. „Ein Schaf, das sich für einen Schneehasen hält“, lacht die Komponistin.

„Ho Ho Ho“ in Meppen (Foto: Jana Kurze)

Musikalische Vielfalt soll für Abwechslung sorgen

Die musikalische Vielfalt des Stücks soll sich in einem gelungenen Mix aus ohrwurmigen Popsongs, emotionalen Balladen, Mitmach-Kinderliedern und sogar einem Rap widerspiegeln. Ein moderner Weihnachtschoral könnte vor allem die Eltern in Weihnachtsstimmung bringen. „Zuerst habe ich das Libretto geschrieben und dort Stellen eingebaut, wo später ungefähr die Songs hinkommen“, erklärt Sarah Kurze ihre Arbeitsweise.

„Danach habe ich Wolfgang erläutert, was inhaltlich in den Songs passiert und wie sie stilistisch angelegt sind. Er hat daraufhin sofort mit ein paar Zeilen losgelegt, die ich wiederum direkt musikalisch umsetzen konnte.“ Es sei also ein ständiges Hin und Her zwischen Komponistin und Songtexter. „Hier ein paar Zeilen, da eine Melodie, dann wieder ein paar Zeilen. Irgendwann steht der Song. Das funktioniert überraschend gut.“

Wiedersehen mit alten Bekannten

Die Auswahl der Darstellerinnen und Darsteller gestaltete sich als Glücksfall: „Es ist verrückt, aber in Meppen gibt es ein irre großes Potenzial an Darstellerinnen und Darstellern”, berichtet Kurze. Die eingespielte Truppe besteht aus früheren Mitwirkenden des Musicals „Treppengeflüster“ sowie aus Mitgliedern der Freilichtbühne Meppen. In nur vier Wochenendproben haben sie es geschafft, das ganze Stück zu stemmen. Laut Sarah Kurze sei das zwar unglaublich, aber letztendlich darauf zurückzuführen, dass die acht Mitwirkenden viel Bühnenerfahrung mitbringen, sehr gut vorbereitet waren und äußerst konzentriert arbeiten.

„Ho Ho Ho“ in Meppen (Foto: Jana Kurze)

Die Kinder im Ensemble, insgesamt 24 an der Zahl, spielen eine entscheidende Rolle im Geschehen und verleihen dem Musical seine kindliche Authentizität. Antje Burai von Elvis B. Sports and Performing Arts, wo auch die Proben stattfanden, hat die Kinder nicht nur in den Proben koordiniert, sondern mit ihnen Choreografien erarbeitet, die dem Stück eine entsprechende Dynamik verleihen sollen.

Reise soll nicht in Meppen enden

Dass die Uraufführung am 15. Dezember 2023 in Meppen und nicht in der neuen Wahl-Heimat der Komponistin stattfindet, ist bewusst so ausgewählt worden. „Hier haben wir in der Vergangenheit viele erfolgreiche Projekte realisiert“, erklärt Sarah Kurze. „So ein Weihnachtsmusical hat es hier noch nicht gegeben – und die Menschen in Meppen haben anscheinend Lust, mit uns wieder auf eine Reise zu gehen. Schließlich waren alle drei Vorstellungen bereits Wochen im Voraus ausverkauft, weshalb wir noch eine zusätzliche vierte Vorstellung angesetzt haben.“

Nach dem Uraufführungswochenende soll die Reise von „Ho Ho Ho“ aber nicht in Meppen enden. Das ehrgeizige Ziel des Teams ist es, das Weihnachtsmusical auch über die Grenzen des Emslandes hinaus zu präsentieren. „Dieses Stück kann überall in Deutschland die Menschen auf die schönste Zeit des Jahres einstimmen”, betont Sarah Kurze.

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".