„Something Rotten!“ (Foto: Martin Kaufhold)
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Herrliche Musical-Parodie: „Something Rotten!“ in Frankfurt

„Etwas ist faul im Staate Dänemark“, heißt es in Shakespeares „Hamlet“. Im englischen Original lautet die Zeile „Something is rotten in the State of Denmark“. Der Titel des Musicals „Something Rotten!“ spielt also auf genau diese Textzeile an und verrät so bereits, dass es sich um eine Parodie handelt – und was für eine! Das Stück mit der Musik und den Songtexten von Wayne und Karey Kirkpatrick und dem Buch von John O’Farrell und Karey Kirkpatrick erweist sich in der deutschen Erstaufführung am English Theatre Frankfurt als Angriff auf die Lachmuskeln.

Die Autoren verschonen mit ihrem Werk nichts und niemanden: Ihr Buch strotz nur so vor Pointen, Wortspielen, Doppeldeutigkeiten sowie gelungenen Anspielungen auf Musicals wie „Cats“, „Les Misérables“, „Fiddler on the Roof“, „A Chorus Line“, „Cabaret“ und vielen anderen. Man muss kein Expertenwissen besitzen, um diese zu verstehen. Aber eingefleischte Musicalfans werden erst recht ihre wahre Freude daran haben – vor allem, weil die Anspielungen nicht nur Buch, Musik und Songtexte betreffen, sondern auch das Bühnenbild und sogar die Choreografie wie die bekannte „One Day more“-Schrittfolge aus „Les Misérables“.

Musikalisch toben sich die Kirkpatrick-Brüder sowohl im Stil klassischer Broadway-Musicals als auch in anderen Musikstilen aus. Zu den eingängigsten Nummern (Musikalische Leitung: Mal Hall) zählen dabei „Welcome to the Renaissance“, „God, I hate Shakespeare“, „A Musical“ sowie das makabre „The black Death“. Hervorragend ist auch der Song „Make an Omelette“, bei dem Eier und Omeletts eine herrliche Choreografie tanzen. Die Songtexte sind zwar manchmal etwas vorhersehbar, passen insgesamt aber wunderbar zum allgemeinen Ton der Show.

Die farbenfrohen und an die Broadway-Inszenierung angelehnten Kostüme von Stewart J. Charlesworth, das reizvolle Bühnenbild (ebenfalls von Charlesworth), das an das Globe Theatre erinnert, und das strahlende Lichtdesign von Jamie Platt bewegen sich auf demselben hohen Niveau wie Regie und Choreografie von Ewan Jones sowie die durchweg fantastische Cast.

Angeführt wird das exzellente Ensemble von Greg Miller Burns, der ein zum Brüllen komisches und solides Porträt von Nick Bottom zeichnet. Witziges Pendant dazu stellt Sami Kedar als Nigel Bottom dar. Beide spielen sich gegenseitig die Bälle zu und haben dabei sichtlich Spaß. Als Shakespeare überzeugt Matt Beveridge schauspielerisch wie gesanglich, Rachael Archer gibt als Bea authentisch eine flammende Feministin, Briana Kelly mimt grandios die naive Portia. Weiter zeichnen sich Tom Watson als Nostradamus, Jonathan Norman als Shylock und Bradley Adams als Brother Jeremiah als originelle Charakterdarsteller aus.

Wiederholte Gelächterstürme und stehende Ovationen zum Schluss unterstreichen, dass „Something Rotten!“ in Frankfurt ein prächtiges Musicalerlebnis ist, das uneingeschränkt empfohlen werden kann. Ein großer Spaß auf höchstem Niveau!

Text: Christoph Doerner

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Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.