„Sister Act“ auf Tour (Foto: Dominik Lapp)
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Himmlischer Spaß: „Sister Act“ auf Tour

Mit „Sister Act“ bringt Veranstalter Showslot gemeinsam mit Jamie Wilson Productions ein Musical auf die Bühne, das mit Schwung, Humor und der mitreißenden Musik von Alan Menken das Publikum begeistert. Unter der Regie von Bill Buckhurst präsentiert sich die Londoner Tourfassung als wirklich gelungen.

Buckhurst versteht es meisterhaft, die charmante und humorvolle Geschichte (Buch: Cherie und Bill Steinkellner, Songtexte: Glenn Slater) rund um Deloris van Cartier mit einem ausgeklügelten Timing zu inszenieren. Die Balance zwischen komödiantischen Momenten und emotionalen Höhen gelingt hervorragend. Alistair David ergänzt die Inszenierung mit einer dynamischen Choreografie, besonders die Nonnen-Ensembleszenen sorgen immer wieder für Begeisterung.

„Sister Act“ auf Tour (Foto: Dominik Lapp)

Das Bühnenbild von Morgan Large beeindruckt mit einem dominanten Rosenfenster, das nicht nur die religiöse Atmosphäre untermalt, sondern durch das gezielte Lichtdesing von Tim Mitchell auch verschiedene Stimmungen einfängt. Die beweglichen Kulissenelemente schaffen im Handumdrehen einen Übergang von der Kirche zum Polizeirevier oder zur Bar – sehr einfach, aber genauso durchdacht wie vielseitig. Die Kostüme, ebenfalls von Morgan Large und ganz im Stil der Siebzigerjahre, fangen die Zeit authentisch ein. Besonders Deloris‘ glamouröse Outfits stehen in wunderbarem Kontrast zum schlichten Nonnenhabit.

Ein besonderes Highlight ist die achtköpfige Band unter der Leitung von Stephen Brooker, die live aus dem Off spielt. Diese Entscheidung hebt „Sister Act“ von anderen Showslot-Produktionen ab, wo oft auf Musik aus der Konserve gesetzt wird. Die Band bringt die funkigen und souligen Klänge der Partitur zum Strahlen und sorgt für eine lebendige Energie, die das Publikum mitreißt.

„Sister Act“ auf Tour (Foto: Dominik Lapp)

Punita Lorch begeistert in der Hauptrolle der Deloris van Cartier mit einer herausragenden Bühnenpräsenz. Ihre kraftvolle Stimme und ihr komödiantisches Talent machen sie zur idealen Besetzung. Eine gesanglich wie gewohnt bestens aufgelegte Femke Soetenga als Mutter Oberin setzt einen überzeugenden Kontrapunkt mit ihrer strengen und gleichzeitig liebenswürdigen Darstellung. Großartig ist dabei die Szene zu Beginn des zweiten Akts, in der Soetenga als Mutter Oberin im Schlafdress auftritt, was mit sexistischen Pfiffen kommentiert wird und die Geistliche trocken erwidert: „Träum‘ weiter!“ Gelächter im Publikum. Applaus.

Janina Maria Wilhalm bringt als schüchterne Schwester Mary Robert mit klarer Stimme eine der emotionalsten Nummern des Abends auf die Bühne, während Melanie Kastaun als lebensfrohe Schwester Mary Patrick, Sylvia Moss als Schwester Mary Lazarus und Susanne Rietz als Schwester Mary Nirvana für viele komödiantische Höhepunkte sorgen. Eine witzige Leistung liefert zudem Theodor Reichardt als Monsignore O’Hara.

„Sister Act“ auf Tour (Foto: Dominik Lapp)

Auch die weiteren Darsteller überzeugen: Lorenzo Di Girolamo zeichnet als schüchterner Polizist Eddie Fritzinger – der hier nicht mehr auf den Spitznamen Schwitze-Fritze, sondern auf Teddy-Eddie hört – ein sympathisches Profil, während Alexander Di Capri als Bösewicht Curtis Jackson mit rauem Charme eine glaubwürdige Bedrohung darstellt. Seine Handlanger – gespielt von Francesco Alimonti, Sander van Wissen und Martijn Smids – sorgen mit einem guten Mix aus Slapstick und Gesangseinlagen für erfrischende Momente.

So machen Inszenierung, Musik und vor allem die herausragenden Darstellerinnen und Darsteller diese „Sister Act“-Produktion zu einem mitreißenden Erlebnis. Wer eine kurze Auszeit vom Alltag sucht, ist hier genau richtig. Ein himmlischer Spaß!

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".