„Oberaffengeil“ in Hamburg / Foto: Morris Mac Matzen
  by

Buntes Nostalgie-Feuerwerk: „Oberaffengeil“ in Hamburg

Das Schmidts Tivoli in Hamburg zeigt derzeit mit „Oberaffengeil“ eine rasante, grellbunte Revue der Achtziger- und Neunzigerjahre – und der Titel ist Programm. Regisseurin Carolin Spieß zündet ein schrilles Feuerwerk aus Songs, Sketchen, Parodien und Fernsehnostalgie, das das Publikum im Dauergrinsen hält.

Die Inszenierung folgt keiner klassischen Handlung, sondern reiht Szenen aneinander, die durch legendäre TV-Shows und Chart-Hits dieser beiden Jahrzehnte führen. Dabei werden Sendungen wie „Familienduell“, „Geh aufs Ganze“ oder „Der Preis ist heiß“ herrlich überzogen parodiert. Besonders gelungen: die „Tutti Frutti“-Szene, in der durch einen konsequenten Rollentausch das Entblößen der Brüste zur charmanten Männersache wird – mit Sternchen auf den Brustwarzen inklusive.

Auch die dreiteilige „Bravo Lovestory Live“, erzählt im Stop-Motion-Stil mit eingespielten Off-Texten und comicartigen Sprechblasen auf der Leinwand, bringt das Publikum zum Kichern. Genauso kreativ: Dr. Sommer liest einen peinlich-ehrlichen Brief und seine gewohnt coole Antwort vor. Eine besonders absurde Szene vereint Werbeslogans und Jingles von Schokoladenklassikern in einem skurril-komischen Fahrstuhlmoment.

Musikalisch ist das Stück ein Hit-Garant. Von „Die da“ der Fantastischen Vier über „Weil ich ein Mädchen bin“ bis hin zu den Backstreet Boys – die Songauswahl ist klug, mitreißend und lädt permanent zum Mitsingen ein. Der erste Akt legt den Fokus auf die Achtziger, während der zweite sich überwiegend den Neunzigern widmet. Die Lieder werden live gesungen, begleitet von Musik aus der Konserve – der Sound ist klar, der Gesang durchweg überzeugend.

Martin Lingnau und Heiko Wohlgemuth liefern mit ihrem Buch ein echtes Comedy-Potpourri. Zwar fehlt ein roter Faden, was dem Abend ein wenig strukturelle Tiefe nimmt, doch die Mischung aus Songs, Sketchen und Kuriositäten sorgt für durchgehend gute Laune – das Publikum amüsiert sich prächtig.

Choreograf Bart de Clercq bringt Schwung in jede Szene: Die achtköpfige Cast tanzt synchron, abwechslungsreich und mit viel Humor. Das Bühnenbild von Felix Wienbürger verwandelt sich dank verschiebbarer Gerüst-Elemente und clever eingesetzter Projektionen ständig neu. LED-Rahmen sorgen für blinkende Party-Atmosphäre und lassen die Bühne in immer neuen Farben erstrahlen.

Beeindruckend sind zudem die Kostüme von Dirk Zilken und Verena Polkowski. Für beinahe jeden Song gibt es ein neues schrill-detailverliebtes und passendes Outfit. Alles sitzt: Aerobic-Glitzer, Leomuster und auch die Lederjacke des David-Hasselhoff-Doubles. Das Popkultur-Karussell dreht sich weiter mit Handpuppen von Alf und Karl dem Käfer, Videospiel-Figuren wie Lara Croft und Pac-Man – und gipfelt in einem großartigen Auftritt von Darth Vader und seinen Stormtroopern.

Herausragend unter den Darstellenden ist David Arnsperger – mit markanter Stimme, feinem Timing und starker Bühnenpräsenz. Gesanglich ebenso brillant ist Janne Marie Peters, während Robin Apostel und Fides Groot Landeweer mit athletischen Höchstleistungen punkten. Ergänzt wird das Ensemble durch Katrin Taylor, Nico Went, Jan Großfeld und Tiziana Turano, die sich mit Verwandlungslust und Spielfreude durch das temporeiche Programm spielen und singen. Eine kunterbunte Zeitreise mit hohem Unterhaltungswert!

Text: Jannic Hilla (unter Mitarbeit von Dominik Lapp)

Avatar-Foto

Jannic Hilla, die mehrjährige Erfahrung im Bereich Videostreaming gesammelt hat, ist für unsere Redaktion in der deutschen Musical-Metropole Hamburg als Videografin tätig.