Hugh Jackman (Foto: Dominik Lapp)
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Ein geborener Entertainer: Hugh Jackman auf Tour

Er ist wohl der smarteste Entertainer auf diesem Erdball: Hugh Jackman. Nachdem er vor allem als Schauspieler durch Filme wie „X-Men“, „Australia“ oder „Scoop“ bekannt wurde, ist es spätestens seit den Musicalfilmen „Les Misérables“ und „The Greatest Showman“ kein Geheimnis mehr, dass Hugh Jackman nicht nur im Schauspiel zu Hause ist, sondern auch singen und tanzen kann. Mit seinem Showprogramm „The Man. The Music. The Show“ ist er jetzt auf Welttournee und wird in sechs Monaten rund 100 Konzerte geben.

Bei dem besuchten Konzert in Hamburg beweist der 50-jährige Australier, dass er trotz seiner Hollywood-Erfolge immer wieder gern auf die Bühne zurückkehrt und jede Minute mit seinem Publikum genießt. Er nimmt mehr als 10.000 Zuschauer mit auf die Reise durch seine Show-Welt, in der er Hits aus Musicals singt, in denen er selbst schon mitspielte, aber auch darüber hinaus eine gelungene Songauswahl präsentiert.

Dabei unterstützt wird er von einem rund 20-köpfigen Orchester, den Gastsängerinnen Jenna Lee-James und Kayleigh McKnight sowie einem Showensemble, die zusammen mit Jackman ein wahres Feuerwerk bester Unterhaltung zünden – auf einer riesigen ovalen Bühne mit Steg und kleiner Satellitenbühne, zwei großen LED-Wänden und mehreren LED-Würfeln, auf denen Film- und Musicalszenen sowie verschiedene Effekte eingeblendet werden.

Unter euphorischem Jubel eröffnen Hugh Jackman und sein Ensemble das Konzert mit den Nummern „The Greatest Show“ und „Come Alive“ aus dem erfolgreichen Film „The Greatest Showman“. Nach eigener Aussage liebt er die Songs aus „The Greatest Showman“ so sehr, dass seine Frau und Kinder sie kaum noch hören können. Und obwohl ihm diese Musik in Fleisch und Blut übergegangen sein muss, klingt er gerade bei den ersten beiden Nummern noch etwas blass und aus dem Takt. Doch durch seine erstklassigen Entertainer-Qualitäten kann er das geschickt überspielen und den Saal trotzdem zum Kochen bringen.

Zwischen den Songs erzählt Hugh Jackman viel von seiner Kindheit in Australien, vom Rugbyspielen und vom Tanzunterricht. Er berichtet davon, wie er seine Frau kennen gelernt hat und wie sein Vater einmal aus Australien nach New York zu einem Auftritt seines Sohns kam und dort Smoking tragend völlig „overdressed“ war. Und er sucht immer wieder die Nähe zu seinem Publikum, geht durch die Reihen, setzt sich bei Zuschauern auf den Schoß, posiert für Selfies und holt ein junges Paar auf die Bühne. Und selbst als er einen Zuschauer auf dessen sehr lässige Kleidung anspricht, erweist sich Jackman dabei als äußerst großer Charmebolzen, so dass seine augenzwinkernde Kritik an der Kleidung kaum durchkommt.

Wie vielseitig Hugh Jackman als Künstler ist, wird bei der Setlist seines Konzerts nur allzu deutlich. Hat er zu Beginn noch den Zirkusdirektor P. T. Barnum gemimt, schlüpft er danach direkt in den Disney-Charakter Gaston, den er einst in „Die Schöne und das Biest“ spielte. Eine Rolle, die ihm 2004 den Tony Award als bester Hauptdarsteller einbrachte, ist die des Peter Allen im Musical „The Boy from Oz“. Und noch immer beherrscht er die Songs daraus – „Tenterfield Saddler“, „I go to Rio“ und „Once before I go“ – absolut perfekt.

Hugh Jackman (Foto: Dominik Lapp)

Für Gänsehautstimmung sorgt Jackman mit dem Song „You will be found“ aus dem Broadway-Musical „Dear Evan Hansen“, das von Benj Pasek und Justin Paul geschrieben wurde, die auch für die Musik zu „The Greatest Showman“ verantwortlich zeichnen. Jackman beginnt die Nummer ruhig und getragen ganz allein auf dem Klavier, bis das Orchester dazukommt, das Showensemble in den Gesang einsetzt und sich die anfangs so ruhige Nummer schließlich zu einer starken Hymne aufbaut. „Wenn ihr die Chance habt, seht euch diese Show an“, wirbt Hugh Jackman für „Dear Evan Hansen“, das nicht nur am Broadway läuft, sondern im Herbst auch im Londoner West End Premiere feiert.

Dann berichtet er von der erfüllenden Zusammenarbeit mit Pasek und Paul, die über Nacht im Flugzeug den Song „This is me“ für „The Greatest Showman“ geschrieben haben. Der Song, der im letzten Jahr seiner Interpretin Keala Settle den Golden Globe Award einbrachte, darf somit bei Hugh Jackmans Konzert nicht fehlen – und das Publikum in Hamburg feiert die Interpretation von Jenna Lee-James, die einen beeindruckenden Auftritt hinlegt.

Mit „Valjeans Soliloquy“ und „One Day More“ liefert Jackman schließlich auch den sicher von jedem im Publikum erwarteten „Les Misérables“-Block, bei dem er mit Stimme und Bühnenpräsenz glänzt und von Kayleigh McKnight unterstützt wird, die ein emotionales „I dreamed a Dream“ singt. Seine gefühlvolle Seite und einen schönen Schmelz in der Stimme zeigt er zudem bei „Over the Rainbow“ aus „The Wizard of Oz“.

Zu überraschen vermag Hugh Jackman aber ganz besonders mit seinen tänzerischen Fähigkeiten. Es sind nicht nur eine paar Schrittfolgen, die er auf der Bühne zeigt, sondern teils fordernde Choreografien, die er zusammen mit seinem Tanzensemble umsetzt. Er tanzt mal im Glitzeroutfit und mal in Smokinghose mit Kummerbund, macht dabei immer eine unglaublich gute Figur und lässt das Publikum zu seinem fulminanten Tap-Dance-Auftritt regelrecht ausflippen.

Wenn er den Mackie Messer gibt, Songs wie „I got Rhythm“ und „Luck be a Lady“ singt oder bei „Singin’ in the Rain“ den Regenschirm schwingt, wird besonders klar, dass insbesondere die großen Broadway-Klassiker zu Hugh Jackman passen. Die großen Shownummern im Stil von Fred Astaire sind die Nummern, die dem charismatischen Multitalent am besten zu Gesicht stehen. Hierbei lässt Jackman seinen Charme nur so sprühen und gibt einen Gentleman, dem die Frauen – und sicher auch einige Männer – zu Füßen liegen. Als Höhepunkt des Konzerts erweist sich allerdings der Song „A Million Dreams“ aus „The Greatest Showman“, weil er hervorragend emotional durch eine Gebärdensprachen-Choreografie visualisiert wird.

Am Ende des Konzerts singt Hugh Jackman „From now on“, die große Schlusshymne aus „The Greatest Showman“, womit ihm der perfekte Abschluss eines durchweg perfekten Konzerts gelingt. Zweieinhalb Stunden lang hat Jackman bewiesen, dass er ein Entertainer von Weltformat ist, ein charismatisches Energiebündel mit einer unbändigen Liebe für das Musicalgenre. Hugh Jackman steht nicht nur für Hollywood, nein, Jackman steht für Musical!

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".