„Der kleine Vampir“ (Foto: Clemens Heidrich)
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Kindgerechter Gruselspaß: „Der kleine Vampir“ in Hildesheim

Seit 1979 zählt „Der kleine Vampir“ von Angela Sommer-Bodenburg zu den bekanntesten Kindergeschichten überhaupt. Die zeitlose Story, die in mehr als 30 Sprachen übersetzt wurde, findet auch auf der Bühne am Theater für Niedersachsen (TfN) in Hildesheim eine gelungene Umsetzung. Das 1998 uraufgeführte Musical von von Angela Sommer-Bodenburg, Karl-Heinz March, Marcel Gödde und Uwe Vogel wurde am TfN von Melanie Schweinberger genauso liebevoll wie unterhaltsam inszeniert.

Das Stück basiert lose auf drei von insgesamt 21 Bänden des „Kleinen Vampirs“. So finden sich Episoden aus Band 1 („Der kleine Vampir“), Band 2 („Der kleine Vampir zieht um“) und Band 6 („Der kleine Vampir in Gefahr“) in der rund einstündigen Bühnenhandlung wieder, die nicht nur jede Menge witzige, sondern auch kindlich-gruselige Momente bereithält.

Die Darstellerinnen und Darsteller überzeugen durch ihre lebendigen und mitreißenden Darbietungen. Samuel Jonathan Bertz als Anton und Jack Lukas als der kleine Vampir Rüdiger spielen ihre Rollen mit Charme und Authentizität. Auch die weiteren Rollen, dargestellt von Silke Dubilier als Mutter und Tante Dorothee, Karsten Oliver Wöllm als Väter und Psychologe, Lucia Bernadas Cavallini als Anna und Jürgen Brehm als Geiermeier und Lumpi, tragen wesentlich zum Gelingen der Produktion bei.  

Besonders Jürgen Brehm als der skurrile Friedhofswärter Geiermeier setzt mit viel Humor und Einfallsreichtum eine beeindruckende Performance auf die Bühne – sehr zur Belustigung der anwesenden Kinder im Publikum. Aber auch Lucia Bernadas Cavallini spielt sich als Rüdigers Schwester Anna mit ihrer liebenswürdigen Art schnell in die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer.

Die Musik, die digital zugespielt wird, aber zuvor von einer vierköpfigen Band unter der Leitung von Stefan Wurz aufgenommen wurde, bietet mit Keyboard, Gitarre, Bass, Cello und Klarinette einen vielfältigen Stilmix – von barocken Anklängen bis hin zu modernen Rhythmen wie Rap, Pop und Neue Deutsche Welle ist die Bandbreite groß und sorgt für eine wunderbare Klangatmosphäre.

Das wandlungsfähige Bühnenbild von Beata Kornatowska, das einen Friedhof mit der Gruft der Vampirfamilie von Schlotterstein und die Wohnung der Bohnsacks mit Antons Zimmer zeigt, beeindruckt durch seine Vielseitigkeit. Die Drehbühne ermöglicht fließende Übergänge zwischen den Schauplätzen und unterstützt die insgesamt dynamische Inszenierung von Melanie Schweinberger. Die fantasievollen Kostüme, ebenfalls von Kornatowska, unterstreichen die Persönlichkeiten der Charaktere und fügen sich harmonisch in das Gesamtbild ein. Außerdem sorgt Daniel Wernecke mit seiner choreografischen Arbeit für raffinierte Bewegungsabläufe.

So präsentiert sich „Der kleine Vampir“ als ein gelungenes Musical für die ganze Familie. Die Inszenierung vereint humorvolle Elemente mit einer herzerwärmenden Geschichte über Freundschaft und überwindet dabei gekonnt die Grenze zwischen Grusel und Witz. Ein besonderes Highlight in der Winterzeit, bei dem die Erwachsenen in Erinnerungen an ihre eigene Kindheit schwelgen können und gemeinsam mit ihren Kindern ein kurzweiliges Abenteuer von Anton und dem kleinen Vampir Rüdiger erleben.

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".