„Blues Brothers“ (Foto: Dominik Lapp)
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Eine große Party: „Blues Brothers“ in Meppen

Seit 1980 kennt man die „Blues Brothers“ und ihre Markenzeichen: schwarze Anzüge sowie in die Stirn gezogene Hüte und dunkle Sonnenbrillen. Geprägt durch Dan Aykroyd und John Belushi, die im Kinofilm Jake und Elwood Blues spielten, erscheint es nahezu unmöglich, dass man diese Figuren neu zeichnen kann. Aber in der witzigen Inszenierung von Iris Limbarth auf der Freilichtbühne Meppen ist genau das gelungen.

Basierend auf dem Film von John Landis, hat Limbarth das Musical zunächst in Wiesbaden auf die Bühne gebracht und jetzt erneut für Meppen eingerichtet. Die hanebüchen-dünne Story, die viel zu abrupt endet, hat sie temporeich inszeniert und choreografiert. Insbesondere die teils rasanten Verfolgungsfahrten hat sie dabei so grandios in Szene gesetzt, dass es das Publikum vor Lachen kaum auf den Sitzen hält.

„Blues Brothers“ (Foto: Dominik Lapp)

In dem Bühnenbild von Britta Lammers entstehen durch mehrere Versatzstücke, Podeste und ein Gerüst sehr schnell neue Szenenbilder, so dass der Drive von Iris Limbarths Inszenierung gehalten wird und keine Langeweile aufkommt. Auch die Kostüme von Heike Korn können sich sehen lassen und runden das optische Vergnügen ab. Neue Möglichkeiten ergeben sich außerdem durch das brandneue Dach, das nicht nur den Zuschauerraum, sondern auch einen großen Teil der Bühne überspannt. Dadurch konnten jetzt erstmals Traversen mit allerhand Beleuchtungstechnik direkt über der Spielfläche installiert werden, was ein starkes Lichtdesign ermöglicht.

Im Stück selbst geht es um die Brüder Jake und Elwood Blues, die das Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen sind, vor dem Ruin retten wollen. Dazu trommeln sie ihre alte Band zusammen und versuchen Geld einzuspielen – doch das Chaos rund um die beiden Ganoven lässt nicht lange auf sich warten. Florian Lake (Jake) und Thomas Hüstermann (Elwood) gelingt das Kunststück, ihren Rollen einerseits einen eigenen Stempel aufzudrücken und andererseits ihren Filmvorbildern in Mimik und Gestik zeitweise doch recht nahe zu kommen. Schauspielerisch sind beide so perfekt, dass sie kleinere gesangliche Defizite damit locker ausgleichen – das Publikum liegt ihnen vollends zu Füßen.

„Blues Brothers“ (Foto: Dominik Lapp)

Einen starken Eindruck hinterlässt zudem David Whitley, der als Gast verpflichtet wurde und mit seiner satten Gospelstimme in gleich drei Rollen – als Hausmeister, Reverend und Musikladenbesitzer – zu überzeugen weiß. Ebenfalls gastverpflichtet wurde Louisa Heiser, die als Aretha zwischen Soul-Timbre und eleganten Spitzentönen changiert.

In der Rolle der Waisenhaus-Nonne Penguin erweist sich Stina Meiners als Glücksgriff, weil sie nicht nur eine wahnsinnig große Bühnenpräsenz hat, sondern auch tänzerisch glänzt und das Publikum mit ihrer grandiosen Stimme mitreißt. Jana Berentelg gibt die sitzengelassene, rachsüchtige Braut Carrie mit Maschinengewehr, Patronengürtel und Camouflage-Hose, einigen Slapstick-Einlagen und exzellenter Höhe im Gesang.

Ohnehin wird bei „Blues Brothers“ einmal mehr deutlich, auf welch hohem Niveau die semiprofessionelle Freilichtbühne Meppen arbeitet. Die gesanglichen Leistungen (Musikalische Leitung und Einstudierung: Jason Weaver) sind dabei genauso wunderbar wie die schauspielerischen und tänzerischen Leistungen. Kein Wunder also, dass das Publikum mehrfach während der Show, vor allem aber am Ende geschlossen steht, tanzt, klatscht und eine rundum gelungene Party feiert, die dieses Musical definitiv ist. Schnell vergessen ist dabei die dünne Story, denn die Musik mit Kultstatus und die Menschen auf der Bühne garantieren rundum gute Unterhaltung.

Text: Dominik Lapp

„Blues Brothers“ (Foto: Dominik Lapp)

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".