„Aladin und die Wunderlampe“ in Osnabrück
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Reich an Bildern: „Aladin und die Wunderlampe“ in Osnabrück

Regisseur Marcelo Diaz bringt „Aladin und die Wunderlampe“ am Theater Osnabrück als pures Schauspiel auf die Bühne – und gerade darin entfaltet die kompakte 70-Minuten-Fassung von Peter Raffalt ihre märchenhafte Kraft.

Raffalt, der sein Werk im Jahr 2018 zur Uraufführung brachte, orientiert sich klug sowohl am ursprünglichen Volksmärchen als auch an der Disney-Variante: Die Namen und die Befreiung des Dschinns am Ende erinnern eindeutig an die Filmversion, während Aladins unbegrenzte Wünsche wiederum auf die deutlich ältere (und brutalere) Erzähltradition zurückgehen. Diese Mischung erweist sich als dramaturgisch geschmeidig und macht das Stück für Kinder wie Erwachsene gleichermaßen gut verständlich, kurzweilig und atmosphärisch dicht.

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William Hauf gestaltet den Titelhelden mit spürbarer Spielfreude und großer Nahbarkeit. Sein Aladin trägt die jugendliche Ungestümheit ebenso in sich wie die Unsicherheit eines Heranwachsenden, der erst lernen muss, Verantwortung für die Folgen seiner Wünsche zu übernehmen. Als sein Gegenpol glänzt Emil Schwarz als Dschafar: ein angenehm unaufdringlicher Schurke, dessen Bedrohlichkeit aus Präzision statt Übertreibung entsteht.

„Aladin und die Wunderlampe“ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)

Sascha Maria Icks formt den Dschinn exzellent – witzig, wendig, zwischen großspuriger Magie und warmherzigem Charme changierend. Michi Wischniowski gibt dem Sultan nicht nur Würde, sondern vor allem Witz, während Sonja Giesecke als Prinzessin Jasmin gleichermaßen Selbstbewusstsein und Leichtigkeit versprüht. Amélie Althaus rundet das Ensemble in einer Doppelrolle als Jasmins Freundin Fatima und Aladins Mutter überzeugend ab.

Die Ausstattung von Anja Furthmann trägt wesentlich zur Magie des Abends bei. Farbenfroh, fantasievoll und immer mit einem Augenzwinkern entwirft sie eine Welt, die ihre stärksten Momente dann hat, wenn sie sich überraschend öffnet: Der fliegende Teppich, der gleich zu Beginn über der Bühne schwebt, ist ein visuelles Versprechen, das die Produktion später mit der aus dem Nichts emporfahrenden Wunderhöhle fulminant einlöst. Im Palast des Sultans wiederum steht ein Sofa in Form einer Mondsichel, ein schönes Beispiel dafür, wie liebevoll hier mit Formen und Symbolen gespielt wird.

„Aladin und die Wunderlampe“ in Osnabrück (Foto: Dominik Lapp)

Marcelo Diaz setzt in seiner Inszenierung ganz auf Schauspiel statt Brimborium – und diese Entscheidung führt zu einem konzentrierten Erzählfluss, der die Figuren in den Mittelpunkt rückt. Musik von Daniel Huss untermalt das Geschehen feinfühlig und schafft eine warme, manchmal auch geheimnisvolle Atmosphäre, ohne sich je in den Vordergrund zu drängen. Charlene Braß sorgt mit ihrem Lichtdesign dafür, dass all diese Elemente zuverlässig zusammenfinden.

So entsteht mit „Aladin und die Wunderlampe“ ein zauberhaftes Märchen, das ohne Überfrachtung auskommt und dennoch reich an Bildern ist. Eine kurzweilige, liebevoll gearbeitete Produktion, die Kindern wie Erwachsenen Spaß macht.

Text: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".