John Williams, Foto: Lukas Beck / Semmel Concerts
  by

Filmmusik goes Concert: „The Music of John Williams“ auf Tour

Ob heroische Fanfarenklänge, ein großzügig ausgebreiteter Streicherteppich oder sanfte Klänge einer Celesta – seit mehr als 50 Jahren komponiert John Williams Filmmusik. Seine Musik verbinden wir mit zahlreichen Kino-Blockbustern wie „Star Wars“, „Harry Potter“ oder „Jurassic Park“. Dass der bekannte Komponist mit seinen Melodien zahlreiche Menschen unterschiedlichen Alters bewegt, sieht man aktuell bei dem Konzertprogramm „The Music of John Williams“, mit dem das Orchester des Bolschoi Operntheaters Minsk unter der Leitung von Claudio Vandelli durch Deutschland tourt.

Bei der besuchten Vorstellung sind die Ränge gut gefüllt, die legendäre Filmmusik des 5-fachen Oscar- und 12-fachen Grammy-Gewinners wird von einer sehenswerten Lichtshow unterstützt und über eine große LED-Wand werden Ausschnitte und Fotos aus den jeweiligen Filmen gezeigt. Zwar wirken diese visuellen Effekte in sich sehr rund und stimmig, doch ist die Musik von Williams so stark, dass sie auch ganz allein für sich stehen kann, ohne dass man als Zuhörer von visuellen Effekte abgelenkt werden müsste.

Es ist schließlich Williams’ Spezialrezept, sich auf die Atmosphäre und Bildgewalt eines Films einzulassen und die Klangsprache und Bilddynamik zu einer Symbiose verschmelzen zu lassen. Umwerfend orchestriert und mit zahlreichen Leitmotiven ausgestaltet, versteht es John Williams wie kaum ein anderer, seine Musik zum unabdingbaren Bestandteil eines Films zu machen.

Das mehr als 70-köpfige Orchester entführt das Publikum zwei Stunden lang in eine andere Welt und der Filmjournalist Knut Elstermann ergänzt den musikalischen Hochgenuss durch interessante Fakten und Anekdoten zu den Filmen. Dabei taucht das Publikum in die mystische Zauberwelt von Harry Potter ein, begleitet einen Außerirdischen namens E.T. und einen Abenteurer, der auf den Namen Indiana Jones hört. Es geht auf eine Pazifikinsel zu Dinosauriern, ins Nimmerland zu Käpt’n Hook und in eine weit entfernte Galaxie.

Die Musiker bringen bei jedem Titel eine phänomenale Leistung, die ihnen Claudio Vandelli am Pult auch sichtlich abverlangt. Ein Fokus des Konzerts liegt dabei auf der Musik zur „Star Wars“-Saga, aus der gleich acht Songs erklingen. So eröffnet das Orchester mit dem Hauptthema des Weltraummärchens und liefert damit einen furiosen Start. Es folgt der „Flight to Neverland“ aus dem Film „Hook“, bevor es nachdenklich wird, wenn die berührenden Melodien des epischen Holocaust-Dramas „Schindlers Liste“ erklingen und das melancholische Violinensolo zu Tränen rührt.

„Anakins Theme“ aus „Star Wars“ zeigt deutlich, was für ein grandioser Meister John Williams ist. Die Nummer, die so zart, fröhlich und locker-beschwingt beginnt, steigert sich zum Ende in einen Marsch, der gelungen auf die vorbestimmte Zukunft Anakin Skywalkers hinweist. Es folgt ein kraftstrotzendes „Duel of the Fates“, das auch ohne Chor in Mark und Bein geht, bevor sanfte, fernöstliche Klänge aus dem Film „Die Geisha“ zu hören sind.

Dass Williams ein Faible für Märsche hat, wird nicht nur beim „Imperial March“ aus „Star Wars“, sondern auch beim „Titel March“ aus „Superman“ deutlich. Bei beiden Nummern läuft das Orchester zu Hochtouren auf und unweigerlich wippt man den Fuß im Takt der Musik. Bei dem Hauptthema aus „Jurassic Park“ hat man dagegen sofort die Pazifikinsel Isla Nublar und riesige Dinosaurier vor Augen. Die Musik zu dem Film, der 1993 ein echtes Kino-Highlight war, geht wunderbar ins Ohr und es wird einmal mehr deutlich, dass für diese riesigen Lebewesen eine geradezu passend gigantische Musik komponiert wurde, die einerseits heroische Fanfarentöne und andererseits zarte Streicherpassagen wie dezente Klaviertöne bereithält – großartig!

In einer Zeit, in der unsere Ohren immer öfter mit synthetischer Musik beschallt werden, immer mehr Instrumente im Orchester durch Keyboards, Clicktracks sowie Computer ausgetauscht werden und einige Musiktheaterproduktionen gänzlich auf Livemusik verzichten und stattdessen nur noch auf Konserve setzen, gleicht es schon einer erholsamen Wellnessreise, wenn man ein rund 70-köpfiges Orchester live erlebt. Ganz besonders, wenn die Musiker so grenzenlos fantastische Musik wie die von John Williams spielen. Die Eintrittspreise zwischen 50 und 100 Euro sind somit mehr als gerechtfertigt und der Besuch eines Konzerts von „The Music of John Williams“ sollte für Film- und Musikbegeisterte Pflicht sein. Es lohnt sich!

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".