Stefan Poslovski (Foto: Dominik Lapp)
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Interview mit Stefan Poslovski: „Es macht Spaß, verschiedene Facetten des Bösen zu zeigen“

Stefan Poslovski gehört seit rund 20 Jahren zu den festen Größen in der deutschsprachigen Musicalszene. Bereits mit Anfang 20 stand er auf der Bühne und hat seither eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen. Im Interview erzählt er, wie sich das Musicalgeschäft verändert hat, warum er in Stücken mit religiösen Themen zu sehen war und was ihn an Bösewichten besonders reizt.

Als du mit dem Musical angefangen hast, warst du Anfang 20, richtig?
Ja, das stimmt. Ich war damals in der Musicalschule und hatte mein erstes Engagement 1997.

Was hat sich seitdem verändert?
Es hat sich einiges getan. Es gibt heute viel mehr Musicalschulen. Ob das an den Castingshows liegt oder umgekehrt, kann ich nicht sagen, aber der Markt ist deutlich größer geworden. Auch Stadttheater setzen stärker auf eigene Produktionen und nehmen neuere Stücke ins Programm. Und natürlich entwickelt man sich selbst weiter: Früher war ich der blonde, lockige junge Liebhaber wie Alfred, heute spiele ich andere Rollen, die meinem Alter und meiner Erfahrung entsprechen. Diese Veränderung merkt man oft erst im Rückblick.

Wenn man sich deine Vita anschaut, fällt auf, dass du immer mal wieder in Produktionen mit religiösen Themen mitgewirkt hast. Wie kam es dazu?
Das ist Zufall. Es hat nichts mit meinem persönlichen Glauben zu tun. Es waren einfach die Rollen, für die ich vorgesprochen habe und die dann gepasst haben. Die Engagements kamen zustande, weil mich die Veranstalter und Kreativteams für diese Projekte ausgewählt haben.

Viele deiner Rollen sind Gegenspieler oder Bösewichte. Liegt dir das besonders?
Nicht zwingend. Ich habe auch andere Rollen gespielt, zum Beispiel bei „Schikaneder“ in Wien, wo ich sowohl den besten Freund als auch den Gegenspieler verkörpert habe. Aber mein Typ und mein Aussehen führen wohl dazu, dass ich oft für diese Rollen besetzt werde. Ich spiele sie aber auch wirklich gern.

Was reizt dich an diesen Rollen?
Darstellerisch hat man da einfach mehr Möglichkeiten. Das Publikum reagiert oft sehr stark auf Bösewichte – manchmal stärker als auf die Helden. Es macht Spaß, verschiedene Facetten des Bösen zu zeigen und zu erleben, wie das Publikum darauf anspringt.

Stefan Poslovski (Foto: Dominik Lapp)

Könntest du dir dennoch vorstellen, wieder einen Helden zu verkörpern?
Auf jeden Fall – wenn die Rolle interessant ist. Auch Heldenrollen können vielschichtig sein, wie zum Beispiel Jean Valjean aus „Les Misérables“. Entscheidend ist, ob die Figur künstlerisch herausfordernd ist.

2017 ist Lutherjahr – du hast mehrfach in Stücken über Martin Luther mitgespielt. War das irgendwann zu viel?
Nein, überhaupt nicht. Ich finde es spannend, wie viele unterschiedliche Darstellungen und Interpretationen es gibt.

Welche Rollen hast du in diesen Produktionen übernommen?
In Eisenach bei „Luther! Rebell wider Willen“ spiele ich den Teufel, der Luther in verschiedenen Lebenssituationen begegnet – als Ablassprediger, Polizeischerge oder als Nonne. Im Pop-Oratorium „Luther“ bin ich ebenfalls der Ablassprediger, wenn ich nicht gerade im Ensemble stehe. Die Rollen ähneln sich teilweise, aber jede Interpretation ist anders.

Entwickelst du für solche Rollen eigene Hintergrundgeschichten?
Das kommt darauf an, wie der Regisseur arbeitet. Ich selbst konzentriere mich mehr auf den Charakter und die aktuelle Szene. Eine ausführliche Hintergrundstory hilft manchmal, aber oft geht es darum, die Figur im Moment glaubhaft und lebendig zu gestalten.

Wie gut kanntest du dich mit Luther aus, bevor du diese Rollen gespielt hast?
Die wichtigsten Dinge wie den Thesenanschlag oder den Tintenfasswurf kannte ich natürlich aus dem Schulunterricht. Aber viele Details, etwa Luthers Heirat mit einer Nonne, waren mir nicht so präsent. Durch die Arbeit an den Stücken habe ich einen viel tieferen Einblick in seine Persönlichkeit und Bedeutung bekommen.

Interview: Dominik Lapp

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".