Interview mit Elena Zvirbulis: „Ich versteh disch nisch!“
Wir treffen Elena Zvirbulis in einem ebenso großzügigen wie urigen Hamburger Café. Großzügig und urig, das sind zwei Begriffe, die man spontan auch mit der sympathischen Jungschauspielerin in Verbindung bringt. Großzügig, was ihre Zeit betrifft, die sie unserem Gespräch zur Verfügung stellt – und das, obwohl sie momentan aus gutem Grund äußerst knapp bemessen sein dürfte. Urig, was ihre Antworten angeht. Ab und zu nämlich lässt sie Blondie zu Wort kommen – eben jene Rolle, für deren Verkörperung im Musical “Cindy Reller” sie just mit dem Deutschen Musical Theater Preis geehrt wurde.
Elena, schön, dass Sie hierher gefunden haben! Wie war Ihr Weg auf die Bühne, wann haben Sie die ersten Schritte ins Scheinwerferlicht getan?
Irgendwie hat es sich ganz natürlich so ergeben. Ich kenne Fotos von mir, auf denen ich ungefähr vier Jahre alt bin und mir ein Mikrofon gebastelt habe: Ich habe einen Kochlöffel genommen und Alufolie drum gewickelt, und ich performe mit voller Überzeugung im Wohnzimmer die Songs von Mariah Carey in Fantasiesprache. In dem Alter habe ich außerdem mit Ballettunterricht angefangen, in meiner Heimatkleinstadt. Mein Zuhause war eigentlich immer voll Gesang; ich komme aus einer sehr musikalischen Familie, angefangen bei den Großeltern: Meine Oma war Sängerin.
Meine fünf Geschwister und ich haben immer Theaterstücke erfunden. Wenn wir Besuch hatten, wurden die Gäste nicht lange gefragt und mussten alle unsere neuesten Nummern anschauen. Später haben wir auch Videos gedreht. Mein Vater hatte eine Kamera, die wir uns unter den Nagel gerissen haben, und dann haben wir ganze Musikvideos gedreht. Selbst aus heutiger Sicht muss ich sagen: Die sind schon geil teilweise. Komischerweise habe ich oft die Männerrollen übernommen, mir dafür immer einen Bart gemalt, aber wir waren halt auch fünf Mädels. Eine musste die Männerrollen übernehmen. Dann war ich Smudo und Co. Oder so. Neben privatem Klavierunterricht und Vorausbildung in Tanz an der Musikhochschule in Hannover sang ich auch im Mädchenchor. Und mit meiner damaligen Tanzformation war ich sogar Norddeutscher Vize-Meister im Hip-Hop. Bämm!
Aber ursprünglich wollte ich Schauspielerin für Film und Fernsehen werden. Meiner Mutter gegenüber klang das so, als ich klein war: „Mama, ich bin eigentlich berühmt. Die Leute wissen das bloß noch nicht.“ Darüber kann sie sich heute noch amüsieren. Meine Eltern haben mich immer unterstützt, ihre einzige Bedingung war, dass ich mein Abitur abschließe.
Im Umfeld Ihrer Familie erscheint eine Künstlerkarriere schon beinahe orthodox. Könnte man sagen, dass Sie durch diese Prägung “zur Bühne verdammt” waren?
Genau! Ich hab als Kind immer gesungen. Als ich dann in die Pubertät kam, fing es an, mir peinlich zu werden. Und es hat lange gedauert, bis ich mich wieder mehr getraut habe. Ich habe mich dann lange Zeit eher aufs Tanzen konzentriert. Selbst als ich die Ausbildung begann, war ich bei uns im Jahrgang ganz klar die Tanzmaus. Nach und nach habe ich gelernt, dass meine Komik und meine Ideen meine Stärke sind. Und dass ich nicht versuchen sollte, glatt zu sein. Zum Glück hatte ich einen großartigen Schulleiter und viele tolle Lehrer an der Joop van den Ende Academy, die mich immer unterstützt und ermutigt haben, mein eigenes Ding zu machen, zu vertrauen und Spaß daran zu haben. Das Spielen hat mir ohnehin sehr viel Spaß gemacht; beim Singen ging es anfangs schlicht und einfach um Mut: Ich war wahnsinnig leise und hatte Angst, vorzusingen. Es hat echt das ganze erste Ausbildungsjahr gedauert, das aufzubrechen. Dann hat es Klick gemacht. Und jetzt ist es so, dass ich eigentlich fast gar nicht mehr tanze, sondern nur noch spiele und singe.
Apropos Verrücktheiten: Als Blondie in „Cindy Reller“ sind Sie jetzt mit dem Deutschen Musical Theater Preis ausgezeichnet worden. Herzlichen Glückwunsch dazu! Was hat Sie mehr überrascht – die Nominierung oder die Tatsache, dass Sie den Preis am Ende tatsächlich geholt haben?
Danke! Beides hat mich wahnsinnig überrascht. Ich erinnere mich auf jeden Fall noch an die Situation, als ich die Nachricht bekommen habe, dass ich nominiert bin. Ich war im Studio und habe einen Fitness-Check gemacht. Der Personaltrainer hatte mir gerade eingeschärft: “Mach’ jetzt mal noch Crosstrainer! Aber achte darauf, dass Dein Puls auf jeden Fall unter 130 bleibt!“ In dem Moment kam die Nachricht vom Theater: „Du bist nominiert!“ – Und mein Puls war nur noch bei 180, weil ich auf einmal tausend Glückwunschnachrichten auf dem Handy hatte. Das war sehr lustig. Ähnlich aufregend war es dann in Berlin: Das war bisschen wie so ein Film, der an einem vorbei rauscht.
Haben Sie trotzdem noch etwas mitnehmen können von der Veranstaltung?
Als mein Namen fiel, war es unglaublich schön mitzuerleben, dass derart viele Menschen im Saal sich so ehrlich mitfreuen. Die ganze Schmidt-Familie ist aufgesprungen und hat geschrien, ebenso wie viele andere Freunde und Kollegen. Das zu erleben, war nicht zuletzt darum so großartig, weil diese Rolle eine der allerschönsten ist, die ich bisher entwickeln, die ich spielen durfte. Dafür dann zu allem Überfluss noch eine Auszeichnung zu bekommen, ist natürlich der Hammer.
Und wieviel Elena steckt tatsächlich drin in Blondie?
Ehrlich gesagt, schon eine ganze Menge. Das ist das Fantastische am Schmidt Theater in Hamburg: Bei einem neuen Stück dürfen die Darsteller, die die Rolle entwickeln, sich ihren Text „mundgerecht“ machen. So konnte ich sehr viele meiner Ideen einbringen, unsere Regisseurin, selbst die Autoren waren dankenswerterweise sehr offen für meine Vorschläge. Ich habe oft mitten in der Nacht Ideen, ich liebe Wortwitze und Blondie versteht die Dinge ja oft total falsch. Sie ist aber fest davon überzeugt, dass sie als einzige den Durchblick hat. Etwa das Sushi, das schon kalt geliefert wurde. „Das regt mich dermaßen auf!“ Und die LED-Schuhe musste ich unbedingt haben. Die habe ich als Kind nie bekommen.
Die Rolle der naiven Blonden macht mir einfach total Spaß, und dumm ist nicht gleich dumm. Es gibt da viele Facetten. Mich fasziniert es immer herauszufinden, wodurch etwas lustig wird. Neulich habe ich an einem Clown-Workshop teilgenommen, und es war echt interessant, wodurch etwas ohne Sprache total komisch werden kann. Die Herausforderung ist es ja immer, trotz aller Überzeichnungen glaubwürdig und ehrlich zu spielen. Und im besten Falle noch berührend.
Für Blondie konnte ich übrigens auch darum so gut aus meinem Privatleben schöpfen, weil meine Schwestern und ich uns zu dritt ein Zimmer geteilt haben. Da gab es regelrecht Zickenterror und Krieg im Hochbett. Meistens, weil meine kleine Schwester mir irgendetwas weggenommen hat. Oder ich meiner älteren Schwester. So entstand die Szene, wo Cindy mein Kleid angezogen hat und ich es ihr wieder ausziehe, weil ich so sauer bin. Auf die Idee wäre ich früher aber zum Glück nicht gekommen. (lacht)
Das Schöne an Blondie: Ich kann zu Beginn so schlimm sein wie ich will – in den ersten Szenen bin ich ja wirklich nur eklig – weil ich am Ende diese Entwicklung mache. Darum hatte ich letztlich keine Angst davor, richtig aggressiv und mies zu sein – am Ende hat Blondie diesen Aha-Moment, wo sie merkt: „Krass! Cindy ist eigentlich als Einzige für mich da. Die hilft mir.“ Dass ich diesen Moment habe, macht die Rolle sympathisch: Man sieht, dass sie es eigentlich auch gar nicht so leicht hat.
Was anfangs schon ein Problem war: das ganze Geschrei. Und wenn der „Ghetto Slang“, dieses „Isch find Disch voll krass“ mit viel Druck auf der Stimme dazu kommt – und das sechsmal die Woche – sollte man schon ein wenig auf die Stimme achten. Da musste ich eine Variation finden. Blondie hat es mir leicht gemacht, denn tatsächlich hat sie verschiedene Facetten: Anfangs hasst sie Cindy, aber sobald sie mit anderen Leuten in Kontakt ist, mit Leuten, von denen sie etwas will, der Mutter oder der Partnervermittlung zum Beispiel, ist sie wie ausgewechselt. Vielfalt trotz Einfältigkeit, das zeichnet diese Rolle aus.
Wie hat schon Konstantin Stanislawski gesagt: „Es gibt keine kleinen Rollen, nur kleine Schauspieler.“
Ich versteh’ Disch nisch.
Oh, hallo Blondie! Wie schön, dass du uns Gesellschaft leistest! Hand aufs Herz: Hast du etwas gelernt in dieser Produktion? Welche Tipps würdest du jungen Menschen geben, um im Showbusiness bestehen zu können?
Also, es ist extrem wischtisch, dass man das Mikrofon rischtischrum hält. Man braucht eine gute Pornosality. Und mehr ist mehr, außer bei Augenbrauen. Und lasst Eusch von Niemand erzählen, dass ihr es nisch’ schafft!
Und was denkst du generell über Musicals?
Also, ich kenn’ mich nich’ so gut aus mit Musicals, aber das sind, glaub ich’, so Stücke, wo die Leute sich als Katzen verkleiden und so tun, als ob sie gleichzeitig tanzen und singen. Das kann doch keiner! Dann kleben die sich so ’nen Pickel auf die Stirn und tun so, als wäre das ein Mikro. Ja klar. Das ist bestimmt voll alles so Playpack. In Hamburg macht jetzt so’n neues Musical auf, das heißt „Stinky Boots“. Da hätte sich echt meine Schwester Cindy mal bewerben können, die hat nämlich immer voll die Käsemauken. Aber sag’s keinen!
Ehrenwort. Blondie, wenn du drei Wünsche frei hättest…
Erst mal wünsche isch mir 99 weitere Wünsche. Dann einen pinken Swarovski-Stein, dann ein „Mein kleines Pony“, dann ein Snickers und ein Mars. Isch wünsche mir neue Blinke-Schuhe, weil, bei meinen Alten geht immer der Akku so schnell leer, und das stresst misch total. Weil, manchmal verstellen die sich von selber, und das is’ einfach nisch gut, wenn ich dann so loslaufe und meine Schuhe haben so’n Eigenleben. Das stresst misch total, züchisch so. Wie viele Wünsche hab isch noch? Ich glaub’, jetzt hab isch noch ungefähr so 15.
Vielleicht sparst du dir noch ein bisschen was auf?
Pommes mit Majo will isch noch. Aber ohne Kalorien. Und viel Taschengeld. Vielleicht noch so sieben Euro für den Monat. Und eine neue Karte für mein Solarium. Flatrate. Okay, das war’s.
Elena, Ihnen erscheint keine gute Fee, sondern eine gute Agentin. Sie haben drei Rollen frei. Welche wären das?
Eine Musicalrolle, die ich mir immer gewünscht habe, ist die Glinda aus “Wicked”. Für die war ich sogar mal im Callback. Ich war wahnsinnig aufgeregt und habe die Audition entsprechend versemmelt. Es ist schon fatal, dass man ausgerechnet bei den Sachen, die man sich so sehr wünscht, manchmal derart neben sich steht. Das kennt wahrscheinlich jeder Darsteller.
Zweitens würde ich mir der Abwechslung halber eine Rolle wünschen, die ganz anders ist als Blondie. Die nicht lustig ist, sondern ganz schlicht, ganz ernst. Ebenso ehrlich, aber auf eine andere Art. Generell würde ich liebend gern in einem Comedy-Format mitmischen. Also in Sketchen, wie sie Anke Engelke auf Sendung gebracht hat mit „Ladykracher“. Oder wie früher bei „Samstagnacht“.
So weit scheinen Sie davon derzeit gar nicht mehr entfernt – als nächstes sehen wir Sie in einer Musicaladaption. Kommen wir doch kurz darauf zu sprechen!
Ja, es ist das erste Mal, dass ich bei einer Großproduktion dabei sein werde. Ich muss mich erst mal vom Schmidt Theater verabschieden, wo ich seit 2008 angestellt bin. Wahnsinn, ich bin jetzt seit neun Jahren dabei! Dafür bin ich ab 2018 in München zu sehen, als Teil des „Fack Ju Göhte“-Ensembles. Ich spiele Frau Leimbach-Knorr. Das ist die Lehrerin mit leicht suizidaler Tendenz, die Uschi Glas im Kinofilm so wunderbar verkörpert. Außerdem bin ich Swing und Cover für Lisi Schnabelstedt und Direktorin Gerster. Ich freue mich gerade darum so sehr darauf, weil es so ganz anders sein wird als das, was ich momentan spiele. Natürlich sind gerade Lisi und die Gerster ebenfalls lustige Rollen, aber dennoch ganz anders als Blondie und anders als das, was ich in der „Heißen Ecke“ zeige. Ich hatte das große Glück, die Workshop-Fassung von „Fack Ju Göhte“ zu sehen – als Abschlussproduktion des letzten Absolventenjahrgangs der Joop van den Ende Academy. Ich hatte großen Spaß. In ein paar Wochen beginnen die Proben, und ich freue mich sehr auf die neue Herausforderung – ich war noch nie Swing – die neue Stadt, die neuen Rollen und das neue Ensemble. Ein Ensemble, mit dem man sich wohl fühlt, ist so wichtig. Darum hoffe ich, es sind nette Kollegen.
Wenn nicht, dann machen Sie sie dazu. Wo wir gerade beim Machen sind: Was hat aus Elena Zvirbulis die Künstlerin gemacht, die sie heute ist? Gibt es Meilensteine in Form von Produktionen, die ganz maßgeblich für Ihren Werdegang waren, die Sie nachhaltig geprägt haben?
Im Grunde waren fast alle Produktionen, in denen ich bisher mitwirkte, gut für mich und haben mich irgendetwas lernen lassen. Mein allererster Job, für den ich noch im Abschlussjahr engagiert wurde, war „Non(n)sens“ in der Regie von Andreas Gergen. Ich spielte die Novizin Maria Leo und dachte anfangs, ich muss sie total lustig anlegen. Bis ich realisierte: „Nee, das ist eher die Kleine, die Normale, mit der man mitfühlt. Die mit großen, staunenden Augen durchs Kloster geht.“ Die muss nicht albern und ulkig sein. Die ist im Gegenteil ein bisschen normaler als die anderen. Und es ist wichtig, dass sie so ist, damit die Konstellation funktioniert.
Nach drei Monaten war die Produktion in der Düsseldorfer Komödie abgespielt, und dann war ich fast acht Monate lang arbeitslos, bevor ich am Schmidt Theater angefangen habe. Direkt nach der Ausbildung ist das schon hart. Man wird zu vielen Vorsprechen gar nicht erst eingeladen, weil man noch nichts auf dem Lebenslauf hat. Diese Zeit hat mich sehr geprägt und ich bin sehr dankbar für jedes Engagement, das ich bekommen habe und glaube, so hart das klingt: Eine solche Durststrecke durchzustehen, hat sein Gutes – man lernt das zu schätzen, was man hat.
In der Zeit meiner Jobsuche habe ich in Berlin beim Bundeswettbewerb für Gesang mitgemacht – wieder eine tolle Erfahrung. Ich habe einen Preis bekommen für die beste Darstellung einer Szene, und ich habe mir damals die Szene selbst geschrieben. „Popular“ war quasi das Ausgangsmaterial. Um diesen Song habe ich eine Szene gestrickt, die nichts mit „Wicked“ zu tun hatte.
Später am Schmidt Theater bekamen ein paar liebe Freunde und Kollegen und ich die Chance, für die noch freie Bühne „Schmidt in Love“ zu konzipieren. Wir waren zu viert, und diese Produktion ist bis heute ein ganz besonderes Baby von uns und ein Herzensprojekt. Wir haben einfach unser Lieblingsmaterial – Lieder, Sketche etc. – zusammengeschmissen. Und dieses Flickwerk aus derart ungleichen Puzzleteilen wurde ab der Premiere vom Publikum gefeiert.
Nicht vergessen will ich die „Heiße Ecke“ – die in den letzten Jahren immer meine Basis war – und Tecklenburg, wo ich ebenfalls drei Jahre mitmischte. „Crazy For You“ 2011 muss ich besonders hervorheben. Das Ensemble war unschlagbar. Wir hatten eine sehr schöne Zeit und einen ganz besonderen Zusammenhalt. Ich spielte Patsy, eine Nebenrolle, übrigens wieder eine Blondine, die maximal 20 Sätze am Abend spricht. Aber jeder dieser Sätze war ein garantierter Lacher, weil das Buch so gut geschrieben ist.
Die Kinderstücke am Schmidt – „Der kleine Störtebeker“, „Es war einmal“ – waren eine ganz andere Herausforderung, weil Kinder ein besonders herausforderndes Publikum sind. Du musst unglaublich konzentriert zur Sache gehen, auf den Punkt spielen, präsent sein für die Kinder. Sonst schweifen die einfach ab. Ein Erwachsener bleibt noch lange höflich, wenn ihm ein Stück längst nicht mehr gefällt. Ein Kind fängt an, auf dem Sitz herumzuspringen oder schläft ein.
Lange Rede, kurzer Sinn: Jedes Engagement hat mich auf seine Weise geprägt. Daher kann ich es nicht ganz nachvollziehen, wenn manche Leute jetzt, wo ich das Engagement für „Fack Ju Göhte“ bekommen habe, auf mich zukommen und sagen: „Glückwunsch! Endlich geht es bei dir los.“ Dann denke ich: „Klar, das ist eine richtig coole Chance. Aber alles, was vorher war, war nicht minder toll.“
Das bringt dieser Beruf ja gerade mit sich, dass es pausenlos losgeht. Unter anderem deswegen ergreift man ihn schließlich.
Das ist schon richtig. Wobei es schon Phasen gibt, in denen man den Mut verliert. Bis plötzlich wieder drei Anrufe auf einmal kommen. Schon verrückt. Manchmal ist es außerdem so, dass man den Mut aufbringen muss, auf sein Gefühl zu hören und etwas abzusagen, um damit den Raum freizugeben für etwas Neues. Und das kommt dann schon. Nach zehn Jahren im Beruf habe ich das Gefühl, zurückblickend sagen zu können: Die Sachen, die gut für mich waren, die haben geklappt. Das gilt umgekehrt genauso: Ich habe vorhin von meiner „Wicked“-Audition gesprochen. Am Ende meiner Ausbildung sang ich für Glinda vor. Zugegeben: Ich hätte das damals wahrscheinlich gar nicht gepackt. Ich war noch viel zu unerfahren, um eine solche Rolle zu spielen. Zu viel Druck, zu viel Verantwortung. Um so etwas zu spielen, muss man schon echt…
Ein Standing haben?
Mehr als das. Ich glaube, ich hätte das psychisch gar nicht ausgehalten. Es geht ja nicht nur darum, ob ich die Töne singen kann bei der Audition, sondern darum, ob ich diese Rolle zuverlässig abrufen kann. Viele Darsteller kennen wahrscheinlich das Gefühl, dass sie zu einem Vorsprechen gehen und selber bereits im Vorhinein denken: Eigentlich passt es gerade nicht. Bei „Fack Ju Göhte“ hatte ich das erste Mal das Gefühl: Das passt. Ich fühle mich direkt wohl. Ich mag die Szenen und den Humor. Ich mag die Musik. Ich bin rausgegangen mit dem Gefühl: Die haben mich gesehen, und entweder passt das jetzt oder nicht. Es war einfach stimmig.
Wir haben viel über Herausforderungen gesprochen. Eine kleine habe ich noch für euch beide. Beschreibt euch selbst in drei Worten. Wer ist Blondie?
Voll die Mathe-Tschälläntsch hier. Ich würde sagen, so… fancy, famous und ferrückt. Wenn ich noch mehr Worte ädden darf: Häschtäck Blondie, blond. Weil Blondie, ich weiß nicht, ob du das wusstest, das kommt schon von der Haarfarbe unter anderem. Das ist nicht so offensichtlich, die meisten Leute ticken das nicht. Dann noch Häschtäck BlinkieBlinkie und RitschBitsch.
Und wie würden Schauspielkollegen Elena Zvirbulis beschreiben?
Mein Kollege William Danne sagt: unbegabt, gut gedehnt und verrückt. Die meisten anderen vielleicht als fröhlich, offen, positiv!?
Interview: Jan Hendrik Buchholz