Weihnachten als Geheimmission: In Meppen entsteht mit „Ho Ho Ho 2“ eine Musical-Fortsetzung
Sarah Kurze und Wolfgang Kohne nehmen in einer Probenpause an einem Tisch im Meppener Tanzstudio Elvis B. Platz – leicht erschöpft, aber mit dem wachen Blick jener Menschen, die gerade mitten in etwas Größerem stecken. Die Vorweihnachtszeit ist nun schon das dritte Jahr in Folge kein beschaulicher Monat mehr, sondern Hochsaison: Seit ihr Musical „Ho Ho Ho – Wer rettet Weihnachten?“ in den Jahren 2023 und 2024 das Publikum im Theater Meppen begeisterte, war klar, dass die Reise von Sammy, der neuen Weihnachtsfrau, noch nicht zu Ende erzählt ist. Nun folgt der zweite Streich. Und der Ansturm ist enorm.
Eigentlich waren für die Fortsetzung „Ho Ho Ho 2 – In geheimer Mission“ vom 12. bis 14. Dezember 2025 in Meppen drei Vorstellungen geplant. Doch 1.500 Tickets später war schon vor Probenbeginn klar, dass das nicht reicht. Eine Zusatzvorstellung musste her – und auch die ist bereits fast ausverkauft.
Wie alles begann – und warum es weitergehen musste
Liedtexter Wolfgang Kohne lehnt sich zurück und verrät: „Irgendwann kam die Frage auf: Wie geht es eigentlich weiter mit Sammy?“ Der Satz fällt so beiläufig, als wäre die Fortsetzung eine logische Konsequenz gewesen. Und doch steckt dahinter eine klare Haltung: kein seichter Kinderkram, nichts, was an allzu einfachen Musical-Singspielen klebt, sondern ein Stoff, der Familien wirklich zusammenbringt.

Komponistin Sarah Kurze, die auch wieder Regie führt, ergänzt: „Wir wollten erneut ein Stück schreiben, das auf zwei Ebenen funktioniert. Kinder sollen lachen, mitfiebern, staunen. Aber Erwachsene sollen auch Momente haben, in denen sie denken: Ah, da steckt ja noch etwas dahinter.“ Der Anspruch ist nicht neu, aber er wird im zweiten Teil noch deutlicher.
Ein Konflikt, der in die Gegenwart ragt
Die Story von „In geheimer Mission“ beginnt unmittelbar nach der ersten Geschenkerutsche. Weihnachtsfrau Sammy kehrt von ihrer Tour mit dem Schlitten zurück, erfüllt und voller Tatendrang. Doch kaum ist der Schnee von den Stiefeln geklopft, wartet ein gesellschaftlicher Konflikt, der erstaunlich real wirkt: Eine Elternvereinigung namens will ihr den Job verbieten. Nicht, weil sie Fehler gemacht hätte – sondern weil sie eine Frau ist.
„Die wollen zurück zur angeblich ‚guten alten Tradition‘“, erklärt Kurze. „Der Vater macht das, die Frau bleibt außen vor. Diese Idee hat mich sofort gereizt.“ Sammy muss sich wehren – und braucht dafür Verbündete. Dass die Mission geheim ist, versteht sich fast von selbst.
Musikalischer Neuzugang im Team
Geschrieben wurde zunächst ein klassisches Libretto. Dann begann die eigentliche Feinarbeit: Wo braucht es Songs? Wo Rhythmus? Wo Emotion? „Das ergab sich erstaunlich schnell“, erzählt die Komponistin. Und dann kam Merlin Holler ins Spiel. Er ist als Musikalischer Leiter und Arrangeur der Neuzugang im Team.

Sarah Kurze lächelt, als sie sich an den Moment erinnert, als Holler aus Skizzen kleine Klavier-Arrangements zauberte. „Wir saßen bei ihm im Studio, haben mit den Mitwirkenden alles eingesungen, damit sie zu Hause üben konnten. Wir haben ja alle Hauptjobs. Nur vier Wochenenden Probe, dann muss das Ding funktionieren.“
Mehr Figuren, mehr Stimmen, mehr Raum
Ganz bewusst wird Teil 2 größer. Drei Personen sind neu dabei: eine zusätzliche Hauptrolle erweitert die Charaktere, zwei neue Ensemblemitglieder sorgen für szenische Fülle. „Ich habe gemerkt, dass ich mehr Luft brauche“, sagt Kurze, die diesmal weniger selbst auf der Bühne stehen und sich mehr auf die Regie konzentrieren wird.
Natürlich dürfen die alten Lieblinge nicht fehlen: Schnaf Lilo (nicht Schaf!) und Weihnachtsfrau Sammy haben die meiste Bühnenzeit. Der Weihnachtsmann taucht hingegen nur kurz mit seiner Stimme auf, denn der genießt seinen wohlverdienten Ruhestand in der Südsee. „Er weiß ja, dass seine Tochter Sammy den Job hervorragend macht“, sagt Wolfgang Kohne, der im ersten Teil als Weihnachtsmann die Hauptrolle spielte.

Großartige Resonanz in Hamburg
Weil die große Casting-Szene aus Teil 1 wegfällt – zehn Minuten, die damals für Lacher und Schwung sorgten – mussten neue Songs her. „Etwas mehr musikalisches Futter“, nennt es Kurze, und man merkt, dass sie darauf mächtig stolz ist.
Vorab präsentierten sie einen Ausschnitt aus ihrem neuen Musical bereits in Hamburg bei der „Schreibmaschine“, einer offenen Plattform für Musicalschaffende. „Die Resonanz war fantastisch“, erzählt die Komponistin, die in Meppen aufwuchs und mittlerweile in der Hansestadt lebt. Besonders eine Rückmeldung habe sie berührt, als ihr ein Autor sagte: „Ihr macht da etwas richtig Hochwertiges für Kinder.“ Und Wolfgang Kohne ergänzt: „Kinder und Eltern sollen von unserer Show gleichermaßen angesprochen werden. Wir machen ein Familienstück, keinen Kinderkram.“
Keine Eltern, die am Handy hängen
Sarah Kurze beschreibt ihr Ziel mit einem Satz, der hängen bleibt: „Kinder sollen sehen: Mein Papa sitzt nicht neben mir und scrollt auf dem Smartphone, sondern ist begeistert.“ Genau das war schon beim ersten Teil spürbar – und scheint nun erst recht zur DNA des Projekts zu gehören: Ein Musical, das generationenübergreifend funktioniert, ohne sich zu verkleiden oder zu verbiegen.
Die beiden lehnen sich zum Schluss des Gesprächs zurück. „Wir würden ja gern noch viel mehr verraten“, sagt Kohne, „aber wir wollen ja auch noch überraschen.“ Das klingt wie ein Versprechen: Weihnachten wird dieses Mal nicht nur gerettet. Es wird verteidigt – mit Herz, Humor und einer geheimen Mission.
Text: Dominik Lapp


