Komponist Frank Nimsgern (Foto: F. Hoffmann)
  by

Für eine neue Generation: So macht Frank Nimsgern aus Mozarts „Zauberflöte“ ein Musical

Einmal mehr soll die Musicalszene von einer kühnen Neuinterpretation erobert werden: Mit dem neuen Musical „Zauberflöte“, inspiriert durch die gleichnamige Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, will man das Publikum in eine faszinierende Welt voller Poesie und Emotionen entführen. Führender Kreativkopf hinter dem Projekt ist der saarländische Komponist Frank Nimsgern, der dafür mit Aino Laos und Benjamin Sahler zusammenarbeitet.

Die Idee zu dem Stück hatte der Füssener Theaterdirektor Sahler, dessen Vision es war, einen zeitlosen Klassiker neu zu interpretieren. Nimsgern erklärt dazu: „Dieses Musical war sein großer Traum. Er ist immer auf der Suche nach Ideen und Inspirationen, welchen Stoff die Menschen eventuell gerne sehen möchten. Das Werk ist optimal, es ist ja auf eine gewisse Weise eine Revue und ist konzipiert als ein fantastisches Märchen.“

Auseinandersetzung mit dem Erbe

Eine der größten Herausforderungen bei der Umsetzung war die Auseinandersetzung mit dem Erbe Mozarts. Frank Nimsgern gesteht: „Ich habe mich sehr lange gewehrt, weil es so eine enorme Bürde ist. Man kann und sollte ein Stück, das solch einen Namen hat, nicht verbessern wollen.“ Dennoch habe er Wege gefunden, die klassische Musik von Mozart zu ehren und gleichzeitig eine eigene kreative Interpretation zu schaffen.

Musical Zauberflöte

Das Ergebnis soll eine einzigartige Mischung aus traditionellen Motiven und modernen Klängen sein. „Unsere ‚Zauberflöte‘ ist kein Mozart light. Aber ich habe als Hommage und als Verbeugung diverse Mozart-Motive und musikalische Zitate eingebaut, die man kennt, die die Menschen weltweit kennen und die viele, die in das Musical gehen, sicher auch erwarten werden“, erklärt der Musical-Komponist.

Weiterentwicklung der Charaktere als besonderes Augenmerk

Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Weiterentwicklung der Charaktere. Frank Nimsgern verleiht ihnen moderne Musikfarben und -stile, während er gleichzeitig ihre essenziellen Eigenschaften bewahren möchte. „Die Königin der Nacht ist dann eine Hard-Rock-Sängerin, Papageno habe ich eine Irish-Folk-Ausrichtung gegeben“, erklärt er.

Die Königin der Nacht ist eine Figur, meint Nimsgern, die bei Mozart zu kurz kommt. „Diese Persönlichkeit haben wir etwas ausgebaut, um andere Facetten der Gestalt zu zeigen. Also nicht nur die Rache-Queen.“ Den Helden Tamino sieht der Komponist und Musiker dagegen eher etwas oldschool – ganz im Gegensatz zum Vogelfänger, der im Musical eine viel größere Bedeutung bekommen soll.

Festspielhaus Füssen (Foto: Dominik Lapp)

Die Kooperation mit dem Festspielhaus Neuschwanstein in Füssen, wo das Stück genauso wie am Deutschen Theater München zu sehen sein wird, soll zur Magie des Projekts beitragen. Der Saarländer schwärmt von der inspirierenden Atmosphäre und der Unterstützung durch die engagierten Teams beider Häuser. „Das Festspielhaus selbst hat eine magische Atmosphäre, die gesamte Umgebung ist traumhaft”, sagt Frank Nimsgern.

Nicht das erste Musical, das auf einer Oper basiert

Trotz der innovativen Herangehensweise bleibt der Komponist realistisch hinsichtlich möglicher Kritik: „Ich bin mir darum sicher, dass wir von einer Seite verrissen werden, nach dem Motto: das darf man nicht und das geht so nicht.“ Er verweist allerdings darauf, dass schon mehrfach Opernstoffe als Inspiration für Musicals dienten und zählt Beispiele auf: „Wenn man sich das Musical ‚Rent‘ anschaut, das ist ‚La Bohème‘. Ein anderes Beispiel ist ‚Aida‘ von Elton John beziehungsweise eben auch von Verdi. Die ‚West Side Story‘ ist ‚Romeo und Julia’ und ‚Miss Saigon’ basiert auf ‚Madame Butterfly’.“

Letzten Endes ist Frank Nimsgern zuversichtlich, dass seine Musicalversion der „Zauberflöte“ einen bleibenden Eindruck hinterlassen wird. „Wir versuchen hier ein neues Musiktheater für eine neue Generation zu machen. Aber wir sind nicht perfekt und können für nichts garantieren.“

Text: Christoph Doerner

Nach seinem Studium der Musiktheaterwissenschaft, einem Volontariat sowie mehreren journalistischen Stationen im In- und Ausland, ist Christoph Doerner seit einigen Jahren als freier Journalist, Texter und Berater tätig.