
Grünes Herz und große Gags: „Shrek“ in Linz
Treffen sich ein grantelnder Oger, ein überdrehter Esel und eine eigenwillige Prinzessin im Sumpf: Am Landestheater Linz entfaltet sich „Shrek“ von Jeanine Tesori (Musik) und David Lindsay-Abaire (Buch und Songtexte) als farbenfrohes Musical, das zwischen Märchenparodie und warmherziger Freundschaftsgeschichte pendelt. Regisseur Werner Sobotka gelingt es, aus dem nicht immer straff getakteten Buch eine temporeiche, pointensichere Inszenierung zu formen, die mit Witz und Detailverliebtheit überzeugt.
Das auf dem gleichnamigen Film basierende Stück, in der deutschen Übersetzung von Kevin Schroeder und Heiko Wohlgemuth, erweist sich als rundum gelungenes Vergnügen. Zwar zieht sich die Handlung etwas, doch Sobotka gleicht dramaturgische Längen mit geschliffenen Dialogen und gutem Timing aus. Der Humor zündet, ohne ins Klamaukige abzugleiten, und hinter der Fassade des Spaßes blitzt immer wieder der leise Kern des Andersseins hervor, den die Geschichte so liebevoll feiert.
Die Bühne von Andrew D. Edwards und Adam Nee ist ein Ereignis für sich – ein wandelbares Wunderwerk, das mühelos vom modrigen Sumpf zum prunkvollen Palast Lord Farquaads, vom einsamen Turm Fionas bis zur Drachenhöhle wechselt. Hier sind zwei Bühnenbildner am Werk, deren Fantasie das Publikum mitten in eine schillernde Märchenwelt katapultiert. Elisabeth Gressels farbenfrohe, aufwändig gestaltete Kostüme unterstützen die Typenzeichnung kongenial – jede Figur ist auf den ersten Blick erkennbar, vom hölzernen Pinocchio bis zur feuerspeienden Drachendiva. Guido Petzolds Lichtdesign und Medime Derebeys Videoprojektionen ergänzen das Geschehen atmosphärisch und verleihen der Inszenierung filmische Leichtigkeit.
Musikalisch führt Raban Brunner eine spielfreudige Band, die Jeanine Tesoris Partitur souverän trägt. Und die Musik erfüllt ihren Zweck: Sie erzählt, stützt, treibt voran – und lässt genug Raum für Komik und Emotion. Besonders die Ensembleszenen, choreografiert von Dennis Callahan, entfalten Schwung sowie Witz und sind ein Fest fürs Auge.
Im Zentrum aber steht Christian Fröhlich als Shrek mit stimmlicher Kraft, komödiantischem Gespür und echter Wandlung vom grummeligen Einzelgänger zum liebenswerten Helden. Körperlich ist die Rolle fordernd, doch Fröhlich meistert sie mit verblüffender Leichtigkeit. David Rodriguez-Yanez als Esel ist sein quirliger Gegenpol – charmant, witzig, mit präzisem Timing. Alexandra-Yoana Alexandrova verleiht Fiona zwischen Mädchentraum und Selbstbehauptung eine kraftvolle Stimme und glaubhafte Kontur. Und Gernot Romic als Lord Farquaad ist ein Kapitel für sich: Er verbringt die gesamte Vorstellung auf Knien – ein groteskes Kunststück – und macht daraus eine Sternstunde der Komik.
Das übrige Ensemble zeigt sich nicht minder spielfreudig: Sanne Mieloo begeistert als stimmgewaltiger Drache, Patrizia Unger bringt jugendlichen Elan als Teen Fiona, Lukas Sandmanns Pinocchio ist ein herrlich verschrobener Nebenschauplatz. Zusammen formen sie eine bunte, quicklebendige Märchentruppe, die das Publikum mitreißt. So erweist sich „Shrek“ in Linz als ein Fest der Fantasie – grell, verspielt, manchmal etwas zu laut, aber stets mit Herz und Hingabe.
Text: Patricia Messmer