„Wicked“ (Foto: Dominik Lapp)
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Ein neuer Fiyero: Probenbesuch bei „Wicked“ in Oberhausen

Klänge eines Klaviers dringen durch die Fenster im ersten Obergeschoss des Metronom Theaters in Oberhausen und sind auch auf der Straße gut zu hören. „Five-six-seven-eight“, zählt Dance Captain Belinda Jean Edwards und gibt den Darstellern des Musicals „Wicked“ genaue Anweisungen. Das Ensemble probt gerade die Szene „Tanz durch die Welt“ mit Anton Zetterholm, der die Rolle des Zaubereischülers Fiyero spielt.

Durch die TV-Castingshow „Ich Tarzan, du Jane!“ kam der 24-jährige Schwede 2008 nach Deutschland und spielte eineinhalb Jahre lang die Titelrolle im Disney-Musical „Tarzan“. Zuletzt war er als einer von acht Solisten mit „Best of Musical“ auf Tournee durch die größten Veranstaltungshallen Deutschlands. Bei „Wicked“ in Oberhausen stand Zetterholm bereits vor rund drei Wochen zum ersten Mal vor Publikum auf der Bühne, hatte also bereits sein so genanntes Put-in. Doch noch immer stehen regelmäßige Proben an.

Alle Rollen mehrfach besetzt

Da alle Rollen mehrfach besetzt sind, müssen auch die Zweitbesetzungen ständig proben, um die Erstbesetzungen bei Krankheit oder Urlaub vertreten zu können. Was heute auf dem Probenplan steht, ist ein so genanntes Dance Cleaning. Die Szene „Tanz durch die Welt“ ist eine nicht ganz einfache Tanznummer, die immer wieder durch Dialoge unterbrochen wird und deshalb äußerste Konzentration bei den Darstellern erfordert.

Dance Captain Belinda Jean Edwards und ihr Assistent Rhys George sind dafür verantwortlich, dass die Choreografie von Wayne Cilenton in jeder Vorstellung eins zu eins umgesetzt wird. Kleine Fehler, die sich mit der Zeit einschleichen, werden bei den regelmäßigen Dance Cleanings behoben.

„Five-six-seven-eight“

Immer wieder unterbricht Edwards die Probe, spricht mit einzelnen Darstellern, zeigt ihnen die richtigen Schrittfolgen und gibt dem stellvertretenden Musikalischen Leiter Martin Gallery ein Zeichen, dass er am Klavier wieder einsetzen kann. Während die Vorstellungen nämlich von einem Orchester live begleitet werden, steht bei den Proben nur ein Klavier und ein Schlagzeug zur Verfügung. „Five-six-seven-eight“, zählt Belinda Jean Edwards wieder vor, geht an der langen Spiegelwand des Probenraums entlang und schaut sich jeden der Tanzschritte genau an.

Kurze Pause. Die Darsteller verschnaufen, trinken etwas und stimmen plötzlich ein Geburtstagsständchen an – Janine Tippl, die Darstellerin der Nessarose, hat Geburtstag. Schon geht es weiter, noch einmal wird die Szene von vorne gespielt. Und diesmal klappt alles, es muss nicht mehr unterbrochen werden.

Obwohl die Akteure nur in Trainingsklamotten spielen und ohne Mikrofon singen, wirkt die Szene dennoch schon sehr professionell und klingt auch so. Edwards schickt die durchgeschwitzten Künstler in die wohlverdiente Pause. Am Abend werden sie alle wieder in ihre aufwändigen Kostüme schlüpfen und dem Publikum im Metronom Theater mit „Wicked“ die Geschichte der Hexen von Oz erzählen.

Text: Dominik Lapp

„Wicked“ (Foto: Dominik Lapp)

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".