Steffi Regner im Porträt: In ihr schlagen zwei musikalische Herzen
In Schleswig-Holstein wurde ein altehrwürdiger Gutshof restauriert und saniert und beherbergt das ganze Jahr über ein vielfältiges kulturelles Programm. Dieses Kulturgut Hasselburg kennt Steffi Regner nur zu gut. Denn die Salzburgerin hat hier nicht nur vor ein paar Wochen ein Konzert gegeben, sondern auch zum ersten Mal als Musicalprofi auf einer Bühne gestanden. Sechs Jahre ist das her. Es ist für die Künstlerin, die im Musical genauso zu Hause ist wie in der klassischen Musik, ein Heimkommen, wenn sie auf dem Kulturgut ist.
„Im Sommer nach dem Abschluss meiner Musicalausbildung durfte ich in Hasselburg mein erstes professionelles Musicalengagement spielen“, erinnert sich Steffi Regner. Für diese Möglichkeit sei sie dem Gutsbesitzer Constantin Stahlberg sehr dankbar. „Ich konnte mich hier ausprobieren und habe die Chance bekommen, mich zu zeigen“, sagt Regner. Für ihr erstes Engagement sei das damals perfekt gewesen. „Ich habe mich hier sehr frei gefühlt, und gewissermaßen auch geschützter, als wäre ich gleich auf eine große Bühne.“
Damals, im Jahr 2014, spielte Steffi Regner im Musical „Cosi fan tutte“, das auf der gleichnamigen Oper von Mozart basiert. Ein Jahr später kehrte sie noch einmal für das Musical „Cyrano“ zurück. „Anschließend führte mich meine Reise wieder in meine Heimat Österreich, aber ich komme immer noch gern zurück aufs Kulturgut.“ An ihre Audition, das Vorsingen für die erste Rolle, erinnert sich Steffi Regner noch gut. „Ich habe damals bei Constantin Stahlberg, der auch immer die Musik zu den Musicals in Hasselburg schreibt, zu Hause vorgesungen, die Rolle erst nicht bekommen und bekam dann später doch noch eine Zusage.“
Musik spielte schon früh eine Rolle
Es war eine schicksalshafte Begegnung, denn die Stahlberg-Stiftung stiftete später für ein Jahr das Stipendium, als sich Steffi Regner dazu entschloss, nach ihrer Musicalausbildung klassischen Gesang am Hamburger Konservatorium zu studieren. Für die Sängerin gab es nie eine Alternative zur Musik. „Musik spielte schon früh eine Rolle in meinem Leben, ich bin mit klassischer Kirchenmusik im Salzburger Dom aufgewachsen“, erinnert sie sich. „Später bekam ich Klavierunterricht, sang im Kinderchor und besuchte das Musische Gymnasium in Salzburg.“ Aber auch das Musicalgenre begann sie früh zu lieben. „Ich muss neun Jahre alt gewesen sein, als ich das Musical ‚Hair‘ in Wien gesehen habe.“ Da war es um sie geschehen. „Ich war sofort begeistert von dieser Kraft und Energie und der Körperlichkeit, die im Musical noch mal ganz anders ist als in der Klassik.“
Fortan schlugen zwei musikalische Herzen in Steffi Regners Körper. „Ich musste mich irgendwann entscheiden, welchen Ausbildungsweg ich gehe, und habe mich erst mal fürs Musical entschieden, weil ich Bedenken hatte, dass ich bei einem klassischen Gesangsstudium stimmlich so stark geformt werde, dass mir die Flexibilität der Stimme verloren geht.“ Weil sie die Klassik aber nicht aufgeben wollte, folgte nach der Musicalausbildung doch noch eine klassische Gesangsausbildung. „Ich liebe es, zweigleisig unterwegs zu sein“, sagt Steffi Regner. „Im Musicalbereich hat mir das gerade bei klassischen Rollen wie der Cosette in ‚Les Misérables‘ wahnsinnig geholfen.“
Bewunderung für die Oper
Ob sie sich künftig auf der Opernbühne sieht? „Nein“, sagt Regner. „Mein Ziel war es immer, fit für klassische Konzerte und Kirchenmusik zu sein.“ Sie mag Opern und bewundere die Opernkollegen. „Aber mein Herz ist beim Musical mehr dabei.“ Nebenbei klassische Konzerte zu singen, sei ein guter Ausgleich. „Generell ist es aber so, dass Musik, egal ob Musical oder Klassik, mein Leben erfüllt. Ich habe schon gesungen, bevor ich gesprochen habe.“ Sie habe etwas geschenkt bekommen und jetzt den Auftrag, daraus etwas zu machen, sagt sie.
Ein Meilenstein in der noch jungen Vita
Im vergangenen Jahr wirkte Steffi Regner beim Musical „Die fabelhafte Welt der Amélie“ in München mit. Definitiv ein Meilenstein in ihrer noch jungen Vita, da es eine deutschsprachige Erstaufführung war. „Den gleichnamigen Film habe ich mir vor der Audition angesehen und dann überlegt, ob ich mich für das Stück bewerbe oder nicht.“ Gott sei Dank habe sie ihre Bewerbung abgeschickt, sagt die Musicaldarstellerin rückblickend. „Dabei hatte ich mich nicht mal explizit für die Rolle der Amélie beworben, sondern ganz allgemein. Als ich dann sogar für die Hauptrolle vorsingen durfte, war ich natürlich sehr glücklich.“
Es war eine große Herausforderung, die Titelrolle in diesem Musical zu spielen. „Viele unserer Besucher kannten den Film“, sagt Regner. „Da hofft man natürlich, dass sich die Leute auf Neues einlassen können.“ Aber sie habe sich möglichst frei gemacht von Druck, um die Rolle zu erarbeiten und zu spielen. „Bühne kann niemals Film sein, deshalb wollte ich mich nicht an einer Filmschauspielerin messen lassen.“ Also habe sie die Rolle mit ihren eigenen Charakterzügen zum Leben erweckt und nicht Audrey Tautou kopiert, die die Amélie im Film gespielt hat. Steffi Regner hat sogar Parallelen zwischen sich und der Rolle der Amélie festgestellt. „Wie Amélie schaffe ich es auch immer wieder, mich im Tag wegzuträumen und mir Szenarien auszudenken“, lacht die sympathische Künstlerin.
Disziplin ist wichtig
Im Gespräch spürt man schnell die große Leidenschaft, die Steffi Regner für ihren Bühnenberuf mitbringt. Aber es gibt auch Dinge, die sie manchmal nerven. „Umzüge, die vielen Reisen oder auf Tour ständig unterwegs zu sein, ist auf Dauer ganz schön anstrengend“, schmunzelt sie. Immer diszipliniert zu sein, sei ebenfalls nicht einfach, aber sehr wichtig in ihrem Job. „Ich muss mit meiner Energie und meinen Kräften gut haushalten.“ Das heißt also: keine Partyexzesse, keine durchzechten Nächte. „Ich möchte meine Energie für die Bühne sparen.“
Text: Dominik Lapp