Elphaba (Foto: Dominik Lapp)
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Gefährlicher Zauber: Die dunkle Wahrheit hinter dem Musicalfilm „Der Zauberer von Oz“

Hollywoods goldene Ära brachte viele unvergessliche Filme hervor – doch nur wenige haben einen solch märchenhaften Ruf wie der Musicalfilm „Der Zauberer von Oz“ aus dem Jahr 1939. Was jedoch sicher nicht alle wissen: Hinter den traumhaften Kulissen dieses Klassikers verbarg sich eine düstere Realität. Mehrere Mitwirkende wurden beim Dreh gesundheitlich geschädigt, etwa durch toxisches Make-up, riskante Stunts und rücksichtslose Produktionsbedingungen. Ein Blick hinter den glitzernden Vorhang.

Die silberne Gefahr: Der Blechmann und das Aluminium-Pulver

Ursprünglich sollte Buddy Ebsen die Rolle des Blechmanns übernehmen. Doch das silberne Make-up, das seine metallische Haut darstellen sollte, bestand aus reinem Aluminium-Pulver. Dieses atmete Ebsen über mehrere Tage hinweg ein – mit dramatischen Folgen: Er erlitt Atemnot, Krämpfe und landete schließlich auf der Intensivstation. Die Produktion ersetzte ihn durch Jack Haley, dessen Make-up zwar weniger toxisch war, aber ebenfalls gesundheitsschädlich. Haley selbst klagte über Augenreizungen und Bronchialprobleme.

Flammen und Vernarbung: Die Hexe des Westens im wörtlichen Feuer

Margaret Hamilton, die Elphaba, die ikonische Hexe des Westens spielte, bezahlte ihre Rolle beinahe mit dem Leben. In einer Szene sollte sie in einer Rauchwolke verschwinden, doch die pyrotechnische Inszenierung ging gewaltig schief: Der Feuermechanismus zündete zu früh, so dass Hamilton schwere Verbrennungen im Gesicht und an den Händen erlitt. Nach sechs Wochen Genesung kehrte sie zum Set zurück – unter der Bedingung, dass sie nie wieder mit Feuertricks arbeiten müsse. Auch ihre Stunt-Double wurde später verletzt, als eine Rauchmaschine explodierte.

Die gefallenen Affen: Seilzüge ohne Sicherung

Auch kleinere Rollen waren gefährlich. Die Darsteller der geflügelten Affen hingen an Seilzügen, um durch die Kulissen zu fliegen. Bei einem Stunt rissen mehrere Seile und die Schauspieler stürzten aus mehreren Metern Höhe zu Boden. Verletzungen wie Prellungen und Knochenbrüche waren die Folge. Sicherheitsstandards, wie sie heute selbstverständlich sind, existierten damals kaum.

Maskenhaftes Leid: Die Narben der Vogelscheuche

Ray Bolger, der Darsteller der Vogelscheuche, musste täglich eine enge Gummimaske tragen, die mit aggressiven Klebern befestigt wurde. Nach Stunden im Kostüm wurde das Make-up mühsam und schmerzhaft entfernt. Die Folge: Hautirritationen, Druckstellen und möglicherweise sogar leichte Narben, die auch Monate nach Drehschluss noch sichtbar waren. Bolger selbst sprach später von den Spuren, die die Rolle hinterlassen hatte – nicht nur emotional, sondern auch auf der Haut.

Zwangsdiäten und Medikamente: Judy Garlands stille Qualen

Judy Garland, gerade einmal 16 Jahre alt, war in der Rolle der Dorothy das Herz des Films und gleichzeitig eines der größten Opfer. Um sie kindlicher erscheinen zu lassen, wurde sie von den Produzenten auf eine strikte Diät gesetzt: Suppe, Kaffee, Zigaretten. Zusätzlich verabreichte man ihr regelmäßig Amphetamine, um sie wach zu halten, und Beruhigungsmittel zum Schlafen. Diese Medikamentenroutine wurde zur Gewohnheit – mit tragischen Langzeitfolgen für ihre Gesundheit und Psyche. Garlands spätere Suchtprobleme und frühzeitiger Tod gelten heute als indirekte Folge dieser Misshandlungen.

Ein Klassiker mit Schattenseiten

„Der Zauberer von Oz“ bleibt ein filmisches Meisterwerk – bunt, träumerisch, zeitlos. Doch hinter den Kulissen war der Weg ins Land von Oz alles andere als magisch. Die Geschichten der Beteiligten zeigen, wie gefährlich Filmproduktionen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sein konnten. Heute – mehr als 80 Jahre später und kurz vor dem Kinostart des zweiten Teils der Musicalverfilmung „Wicked“, die ebenfalls in Oz spielt – erinnern sie uns daran, dass der Preis für Kunst manchmal zu hoch sein kann.

Text: Patricia Messmer

kulturfeder.de

Patricia Messmer hat Medien und Musik studiert und ein Volontariat zur Onlineredakteurin absolviert. Sie liebt Reisen, Sprache, Musik, Bücher, Filme, Serien und Musicals.