„Die Päpstin“ in Fulda (Foto: Dominik Lapp)
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Comeback mit prominenter Besetzung: „Die Päpstin“ in Fulda

Nach ihrer fulminanten Rückkehr im letzten Sommer steht „Die Päpstin“ erneut auf dem Spielplan des Schlosstheaters Fulda. Das Musical nach dem Bestseller von Donna W. Cross erzählt die Geschichte der jungen Johanna, die sich im 9. Jahrhundert gegen alle Widerstände zur mächtigsten Frau ihrer Zeit erhebt – als Frau auf dem päpstlichen Thron.

Obwohl die aktuelle Fassung laut Regisseur nochmals modifiziert wurde, sind die Unterschiede zur letztjährigen Neuinszenierung wohl nur für Hardcore-Fans wirklich spürbar. Viel prägnanter wirkt hingegen der frische Wind in der Besetzung: Mit Sandy Mölling, auch bekannt als Mitglied der „No Angels“, steht ein echter Popstar auf der Bühne – in der Titelrolle, die sie bereits am Theaterhaus Stuttgart gespielt hat. Ihre Johanna ist zart und willensstark zugleich, berührend in den stillen Momenten und kraftvoll in den großen Songs. Gesanglich bringt Mölling eine klare Popfarbe in die ohnehin sehr poppigen Songs von Dennis Martin.

„Die Päpstin“ in Fulda (Foto: Dominik Lapp)

Ihr zur Seite steht Dennis Henschel als Gerold – aufrichtig, leidenschaftlich und gesanglich präsent. Besonders in den Duetten zwischen Johanna und Gerold entfalten sich jene Emotionen, die das Musical über das Historiendrama hinaushebt. Christian Schöne als intriganter Anastasius spielt seine Rolle mit Genuss und Schärfe, während Yngve Gasoy-Romdal in einer Doppelrolle als Arsenius und Fulgentius seine stimmliche Vielseitigkeit beweist. Eine echte Besetzungsluxusklasse ist Ethan Freeman als Rabanus – souverän, sympathisch, klangvoll, mit großer Bühnenpräsenz. Für sein starkes Solo „Hinter hohen Klostermauern“ erhält er in der besuchten Preview lautstarken Applaus.

In weiteren Rollen überzeugen Caroline Zins als warmherzige Gudrun und Anke Fiedler als kluge, weltgewandte Marioza. Tobias Korinth verleiht dem Kaiser Lothar eine glaubwürdige Kontur, während Thomas Christ als Abt Ratgar beeindruckt und Sebastian Lohse das Ensemble mit einer facettenreichen Doppelrolle als Johannas strenger Vater und Papst abrundet. Außerdem gefällt Joyce Diedrich als Gerolds eifersüchtige und hinterlistige Ehefrau Richild.

„Die Päpstin“ in Fulda (Foto: Dominik Lapp)

Inszenatorisch liefert Regisseur Gil Mehmert einen klaren Fokus auf die Figuren (Buch: Dennis Martin und Christoph Jilo). Die Charaktere sind sorgfältig gezeichnet, nie karikierend, sondern glaubwürdig in ihren inneren Konflikten. Andrea Danae Kingstons Choreografien unterstreichen diese Emotionalität mit eleganter Bewegungssprache und wirken nie aufgesetzt, sondern organisch eingebettet.

Ein weiteres Highlight ist das Bühnenbild von Cristopher Barreca: Monumentale Steinsäulen verschieben sich immer wieder zu neuen Szenenbildern – mal Kloster, mal Kathedrale, mal Straßen von Rom. Ein cleveres Konzept, das durch das fein abgestimmte Lichtdesign von Michael Grundner stimmungsvoll ergänzt wird. Claudio Pohles Kostüme sind detailverliebt, authentisch und tragen maßgeblich zur Zeitreise bei.

Kompositorisch bleibt Dennis Martins Musik eingängig, mit einem modernen Musicalsound zwischen Pop und Pathos, so dass „Die Päpstin“ auch in ihrer aktuellen Fassung ein bewegendes, atmosphärisch dichtes Drama ist, das jetzt in Fulda und im Dezember 2025 noch einmal in Hameln zu sehen ist, bevor Veranstalter Spotlight mit „Der Schimmelreiter“ im Sommer 2026 ein neues Musical zur Uraufführung bringt.

Text: Dominik Lapp

Ausführliche Rezensionen zur Neuinszenierung gibt es auch hier (Fulda 2024) und hier (Hameln 2024).

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Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".