„Moulin Rouge“ (Foto: Dominik Lapp)
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Kurz vor der Premiere: Das erwartet uns bei „Moulin Rouge“ in Köln

Der Musical Dome am Kölner Hauptbahnhof ist nicht mehr wiederzuerkennen. Für viereinhalb Millionen Euro wurde der Zeltbau – auch „blauer Müllsack“ genannt – für die neue Musicalproduktion „Moulin Rouge“ umgebaut. Das sieht schon alles beeindruckend aus. Selbst die großen Panoramafenster im Foyer, die sonst den Blick auf den Rhein ermöglichten, wurden zugehängt, um Nachtclub-Atmosphäre entstehen zu lassen. Viel Rot, noch mehr Plüsch, Sparkling-Diamond-Sektbar, französische Plakatnachbildungen von Henri Toulouse-Lautrec, kleine Tische und Lampen stimmen das Publikum auf den Abend ein.

Dann, als sich die Türen öffnen und den Blick in den umgebauten Saal freigeben, kommen die anwesenden Journalistinnen und Journalisten, die wenige Tage vor der Deutschlandpremiere des Musicals exklusiv einige Szenen präsentiert bekommen, nicht mehr aus dem Staunen raus. Das Bühnenbild zieht sich bis in den Saal, überall funkeln kleine Lichter, über den Köpfen hängen zahlreiche Kronleuchter zwischen roten Stoffbahnen. Goldene Balustraden und Säulen so weit das Auge reicht, links drehen sich die Flügel der berühmten roten Mühle, rechts sieht man den Nachbau des blauen Elefanten, fünf Meter hoch und 220 Kilo schwer, der im Lustgarten des echten Moulin Rouges in Paris stand.

„Moulin Rouge“ (Foto: Dominik Lapp)

„Moulin Rouge“ kostete 21 Millionen Euro

Rund 21 Millionen Euro wurden in die Produktion investiert. „Allein viereinhalb Millionen Euro hat uns der Umbau des Theaters gekostet“, erzählt Produzent Maik Klokow. Damit sei die Investition in die neue Show teurer gewesen als das ganze Theater einst gekostet habe. Klokow ist seit drei Jahrzehnten im Theatergeschäft, hat Shows wie „Starlight Express“ in Bochum oder „Harry Potter und das verwunschene Kind“ in Hamburg produziert – für letzteres Stück ließ er das Theater in der Hansestadt für 45 Millionen Euro umbauen. Bevor der erfolgreiche Produzent im März 2023 die Geschäftsführung von Mehr-BB Entertainment abgibt, ist „Moulin Rouge“ das letzte Theater-Großprojekt, das er realisiert.

Es sei gar nicht so einfach gewesen, den Film „Moulin Rouge“ aus dem Jahr 2001 für die Musicalbühne zu adaptieren, was laut Maik Klokow vor allem mit den Rechten an den verwendeten Songs – immerhin 75 Stück – zu tun hatte. „Man muss mit allen großen Verlagen, Bands und Agenten sprechen“, so der Produzent. „Dieser Aufgabe hat sich niemand gestellt, bis es Carmen Pavlovic von Global Creatures getan hat und sich 2012 die Rechte sichern konnte.“

„Moulin Rouge“ (Foto: Dominik Lapp)

Erste nicht-englischsprachige Fassung

Der Entwicklungsprozess habe dann noch sehr lange gedauert, so dass die Show erst 2018 in Boston und ein Jahr später in überarbeiteter Version am Broadway auf die Bühne kam. In Köln wird jetzt die weltweit erste nicht-englischsprachige Fassung zu sehen sein, wobei sich Deutsch und Englisch in den Liedern abwechseln. „Für die Übersetzung zeichnen Ruth und Johannes Deny verantwortlich, für einige Songs oder Lines haben wir eine Übersetzung jedoch nicht als notwendig erachtet“, sagt der Produzent. Die deutschen Texte beschreibt Maik Klokow als „sehr poetisch und harmonisch.“

In der Kölner Produktion von „Moulin Rouge“ sollen zum Teil andere Nummern zu hören sein als beispielsweise in New York. „Das liegt zum einen an den Rechten, zum anderen aber auch daran, dass das deutsche Publikum nicht unbedingt alle Songs kennen würde, die in Amerika präsentiert wurden“, erklärt Klokow. „Um die gleiche Stimmung zu erschaffen und die Geschichte genauso gut erzählen zu können, brauchten wir einige andere Songs, um das besser transportieren zu können.“

„Moulin Rouge“ (Foto: Dominik Lapp)

In schwierigen Zeiten brauchen die Menschen Ablenkung

Ist es nicht ein großes Risiko, in solch unsicheren Zeiten, die von Krieg, Pandemie und Inflation gekennzeichnet sind, viel Geld in ein neues Musical zu investieren? Maik Klokow hat dazu eine klare Meinung: „Im Entertainment waren wir schon immer antizyklisch. Gerade in schwierigen Zeiten ist es für die Menschen wichtig, kleine Fluchten zu haben, die sie aus der wirklichen Welt katapultieren.“ Mit „Moulin Rouge“ würde das fantastisch gelingen – schon direkt beim Betreten des Auditoriums. „Hier kann man alles hinter sich lassen und eintauchen. Wir sehen schon bei den Voraufführungen, dass die Leute mit einem Lächeln den Saal verlassen.“

Dass „Moulin Rouge“ nach Köln kommt, so erzählt Maik Klokow, war nicht von Anfang an klar. „Natürlich hätte die Show auch gut in unser Berliner Theater, den Admiralspalast, gepasst“, sagt der Produzent. Auch die internationalen Lizenzgeber hätten eine Premiere in Berlin oder Hamburg befürwortet. „Doch wir haben überlegt, mit welcher Stadt die Show am besten harmoniert. Da sind wir schnell auf Köln gekommen, weil Can-Can gut zum Karneval, die Story um Liebe und Freiheit gut zu dieser weltoffenen Rhein-Metropole passt.“ Köln sie wie Paris eine Stadt der Liebe. Für die Lizenzgeber, die sich ihre Show in der Kölner Zeltkonstruktion nicht so recht vorstellen konnten, sei eigens ein Modell des Musical Domes im Look von „Moulin Rouge“ erstellt worden. „Danach haben sie zugestimmt“, berichtet der stolze deutsche Produzent kurz vor der Premiere.

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".