„The Infernal Comedy“, Foto: Dominik Lapp
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Malkovich als Serienmörder: „The Infernal Comedy“ in Recklinghausen

Im weißen Anzug und mit Sonnenbrille betritt er die Bühne: Der US-Schauspieler John Malkovich ist nach Recklinghausen gekommen, um bei den 64. Ruhrfestspielen in die Rolle des Serienmörders Jack Unterweger zu schlüpfen. Auf dem Spielplan steht Michael Sturmingers „The Infernal Comedy“, ein englischsprachiges Theaterstück für einen Schauspieler, zwei Sopranistinnen und Orchester.

Die Story spielt in der Unterwelt, in der der österreichische Frauenmörder Jack Unterweger (John Malkovich) posthum seine Autobiografie vorstellt. Der 1974 zu lebenslanger Haft verurteilte Unterweger hatte im Gefängnis zu schreiben begonnen und wurde durch seine Theaterstücke so bekannt, dass er 1990 in den offenen Strafvollzug entlassen wurde und fortan als Journalist arbeitete. Seine neu gewonnene Freiheit nutzte er jedoch, um weitere Frauen zu ermorden. Nachdem er erneut verhaftet wurde, erhängte er sich 1994 in seiner Zelle.

Malkovich ist als Psychopath Unterweger sehr überzeugend. Auf der Bühne wirkt er mit seiner Gestik und Mimik genauso faszinierend wie in den zahlreichen Filmen, in denen er mitspielte. Er beherrscht die Bühne als charismatischer wie gefährlicher Verführer. Das Publikum klebt an seinen Lippen, wenn er in seiner Rolle davon spricht, dass er lieber ein Mörder als ein Nichts sei.

Seine Monologe werden musikalisch begleitet vom Orchester Wiener Akademie unter der Leitung von Martin Haselböck und den Sopranistinnen Marie Arnet und Louise Fribo. Während die Sängerinnen souverän Werke von Komponisten wie Haydn, Mozart und Beethoven interpretieren, müssen sie sich von Malkovich alias Unterweger an den Brüsten berühren und erniedrigen lassen. Er stößt sie auf den Boden, fällt wie eine Bestie über sie her und erdrosselt sie mit einem BH. Malkovich ist dabei in Bestform. Das Publikum im ausverkauften Ruhrfestspielhaus zeigt sich – den stehenden Ovationen nach zu urteilen – schwer begeistert.

Was „The Infernal Comedy“ allerdings sein will, bleibt selbst nach Ende der Vorstellung ein Rätsel. Im Programmheft wird es angekündigt als „Groteske mit Musik, die man getrost auch als sehr skurriles Musical bezeichnen kann.“ Doch ein Musical ist es ganz sicher nicht. Eher ein Crossover-Projekt aus Kammeroper und Schauspiel. Dafür aber ein recht gelungenes. Ob es allerdings auch ohne Malkovich funktionieren würde, ist fraglich. Mit ihm funktioniert es jedoch sehr gut, und somit darf „The Infernal Comedy“ sicherlich als das Sahnehäubchen der diesjährigen Ruhrfestspiele betrachtet werden.

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".