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Kurzweilige Unterhaltung: „Tarzan“ in Oberhausen

Nach Hamburg und Stuttgart ist das Musical „Tarzan“ mittlerweile in Oberhausen und damit an seiner dritten deutschen Spielstätte angelangt. Das Werk aus dem Hause Disney wird im Metronom Theater in einer leicht überarbeiteten Fassung mit einem neuen Set gezeigt, das sich sehr gut ins Auditorium fügt und ermöglicht, dass der Zuschauerraum in einzelnen Szenen noch mehr als Spielfläche genutzt werden kann.

Eindrucksvoll beginnt das Stück bereits, obwohl es noch gar nicht wirklich begonnen hat. Denn auf dem Vorhang ist ein projiziertes Schiff zu sehen, das vor der afrikanischen Küste treibt. Wellen- und Dschungelgeräusche stimmen das Publikum bereits vor der Vorstellung darauf ein, was es in den kommenden zweieinhalb Stunden zu sehen bekommt. Im Vergleich mit anderen Disney-Musicals hat „Tarzan“ zwar nicht das aufwändigste Bühnenbild, doch das ist auch gar nicht nötig, da das Ensemble so vor allem viel Platz für akrobatische Einlagen hat. Insgesamt ist das Bühnenbild vor allem in Grüntönen gehalten und ragt jetzt noch mehr in den Zuschauerraum hinein.

Die Musik von Phil Collins, der zu den aus dem Film bekannten Liedern neun weitere Songs komponiert hat, ist eingängige und äußerst gefällige Popmusik, die schnell ins Ohr geht und zahlreiche Ohrwürmer bereithält.

Nachdem in Oberhausen zunächst Alexander Klaws als Tarzan auf der Bühne stand, hat dieser im Mai 2017 seine Fackel an den Amerikaner Josh Strickland übergeben, der die Rolle bereits bei der Uraufführung am Broadway spielte und in Oberhausen bis Ende Juli auf der Bühne stand. Auf Strickland wiederum folgt jetzt Anton Zetterholm, der einst bei der Deutschlandpremiere von „Tarzan“ im Oktober 2008 in Hamburg als Titelheld zu erleben war – und er kann in der anspruchsvollen Rolle noch immer überzeugen: Sein Schauspiel ist detailliert und authentisch, er passt optisch hervorragend als wilder Dschungelmann und stimmlich begeistert er unter anderem mit dem sehr gefühlvoll gesungenen Solo „Wer ich wirklich bin“.

Großartig ist zudem sein Zusammenspiel mit Bühnenpartnerin Tessa Sunniva van Tol (Jane), mit der er wunderbar harmoniert. In ihr romantisches Duett „Auf einmal“ legen beide viel Gefühl, und auch die erste Begegnung von Tarzan und Jane im Song „Unbekannt“ gelingt ihnen nicht nur gesanglich bestens, sondern auch schauspielerisch urkomisch. In ihrem Spiel harmonieren Zetterholm und van Tol so perfekt miteinander, dass man meinen könnte, ein Knistern zwischen dem ungleichen Paar hören zu können.

Doch auch solo vermag Tessa Sunniva van Tol zu begeistern, was sie vor allem in ihrem Lied „Auf diesen Tag hab ich gewartet“ unter Beweis stellt. Sie meistert den Part der Jane mit jugendlicher Leichtigkeit, einer bezaubernden Mimik und Gestik sowie glockenklarem Gesang. Ihre Jane ist einerseits wissbegierig und liebreizend, andererseits aber auch stark und taff – dieser große Spagat gelingt ihr mit Bravour.

Sabrina Weckerlin (Kala) und Matthias Otte (Kerchak) harmonieren ebenfalls sehr gut miteinander. Insbesondere Weckerlin zieht die Aufmerksamkeit des Publikums in der Rolle der Gorilladame schnell auf sich. Ein Höhepunkt der Show ist ihre Interpretation des Songs „Dir gehört mein Herz“. Diese sehr eingängige Popballade bietet sie mit emotionaler Eindringlichkeit und starker Bühnenpräsenz dar, wofür sie lautstarken Szenenapplaus erntet. Ihr zur Seite steht mit Matthias Otte ein starker Kerchak, der den Silberrücken Respekt einflößend verkörpert. Sein Solo „Gar keine Wahl“ gibt er exzellent mit kräftiger Stimme und auch schauspielerisch gelingt es ihm sehr gut, seinem Charakter Tiefe und Kontur zu verleihen.

Während Patrick Imhof als fieser Clayton und Japeth Myers als Janes liebevoller Vater buchbedingt eher etwas blass bleiben, obwohl sie beide hervorragend spielen, kann sich Massimiliano Pironti in der Rolle des Terk durch seine komödiantische und akrobatische Leistung positiv hervorheben. Das Ensemble präsentiert sich nicht nur mit seinen tänzerisch-akrobatischen Einlagen, sondern sorgt auch gesanglich für ein stimmstarkes „Zwei Welten“ während der sehr aufwändig gestalteten Eröffnungssequenz.

Letztendlich ist „Tarzan“ in Oberhausen nach wie vor eine gut gemachte Erlebnisshow und dürfte sich für Stage Entertainment weiterhin als Publikumsmagnet erweisen. Das Disney-Musical bietet eine gelungene Mischung aus Komödie, Drama und Romantik und wird durch die gefällige Musik von Phil Collins getragen. Die durchweg starke Darstellerriege macht den Besuch in jedem Fall lohnenswert. Kurzweilige Unterhaltung garantiert.

Text: Dominik Lapp

Dominik Lapp ist ausgebildeter Journalist und schreibt nicht nur für kulturfeder.de, sondern auch für andere Medien wie Lokalzeitungen und Magazine. Er führte Regie bei den Pop-Oratorien "Die 10 Gebote" und "Luther" sowie bei einer Workshop-Produktion des Musicals "Schimmelreiter". Darüber hinaus schuf er die Musical-Talk-Konzertreihe "Auf ein Wort" und Streaming-Konzerte wie "In Love with Musical", "Musical meets Christmas" und "Musical Songbook".